# taz.de -- EU-Kommission und Paradise Papers: Schwarze Liste für Steuerparadi… | |
> Geht es nach Brüssel, dann gibt es bis Ende des Jahres eine Liste mit | |
> Steuerparadiesen. Doch viele Mitgliedsstaaten stellen sich quer. | |
Bild: Jetzt aber schnell: Die EU-Kommission drückt aufs Tempo | |
Brüssel taz | Plötzlich soll alles ganz schnell gehen. Nur zwei Tage nach | |
den „Paradise Leaks“ über weitere riesige Steuer-Schlupflöcher für | |
Milliardäre und internationale Großkonzerne drückt die Europäische Union | |
aufs Tempo. Bis zum Jahresende soll nun eine schwarze Liste mit | |
Steuerparadiesen stehen. Zudem sollen die Niederlande ihre | |
Vorzugsbehandlung [1][für Konzerne wie Nike] abstellen. | |
„Das niederländische Modell ist nach unseren Regeln verboten“, sagte | |
Steuerkommissar Pierre Moscovici bei einem Treffen der EU-Finanzminister in | |
Brüssel. Bereits 2016 hatte die EU-Kommission neue Regeln gegen | |
Steuerdumping und -vermeidung auf den Weg gebracht. Die 28 EU-Staaten | |
müssen die Vorgaben bis 2019 in nationales Recht umsetzen. | |
Doch bisher ist nicht viel passiert. Nach Aussagen eines EU-Vertreters | |
haben die Niederlande noch keinerlei Anstalten gemacht, die neuen EU-Regeln | |
auch tatsächlich einzuführen. „Die Botschaft an dieses Land und andere | |
Staaten ist, dass wir Regelungen haben und dass wir nicht bis zum letzten | |
Moment warten müssen, um sie anzuwenden“, sagte Moscovici. | |
Allerdings hat die Europäische Union keine direkte Handhabe – denn das | |
Steuerrecht ist eine nationale Angelegenheit. Für Änderungen ist | |
Einstimmigkeit nötig, ein einziges Veto kann jede Reform stoppen. Die | |
Kommission griff deshalb bisher zu einem Trick – und erklärte | |
Steuersparmodelle, die neben Nike auch andere Konzerne wie Apple oder | |
Amazon nutzen, zu unerlaubten staatlichen Beihilfen. | |
Doch Länder wie Irland oder Luxemburg sträuben sich nicht nur gegen die von | |
Brüssel eingeleiteten Beihilfe-Verfahren. Sie möchten nicht einmal die zu | |
wenig gezahlten Steuern eintreiben – dabei würden sie davon sogar noch | |
profitieren, denn das Geld steht nach Kommissionsansicht ja ihnen zu. | |
## Großbritannien wehrt sich | |
Widerstand gibt es auch gegen die geplante schwarze Liste für | |
Steuerparadiese. Hier steht vor allem Großbritannien auf der Bremse. Es | |
wehrt sich dagegen, einschlägig bekannte Inseln wie Jersey, Guernsey oder | |
die Britischen Jungferninseln an den Pranger zu stellen. Dabei tauchen die | |
Eilande, die sich Ihrer Majestät verpflichtet fühlen, auch in den | |
Enthüllungen der Paradise Papers auf. | |
Der französische Finanzminister Bruno Le Maire will das nicht länger | |
hinnehmen. Er forderte in Brüssel „schnelle, wirksame und konkrete | |
Sanktionen“ gegen jene Länder, die eine Zusammenarbeit im Kampf gegen | |
Steuerflucht verweigern. Den Steuersündern müssten Finanzhilfen gestrichen | |
werden, so Le Maire. Als Beispiele nannte er die finanzielle Unterstützung | |
durch den Internationalen Währungsfonds oder die Weltbank. | |
Rückendeckung bekam er von seinem Landsmann Moscovici. „Es ist wichtig, | |
dass diese Liste noch 2017 veröffentlicht wird“, betonte der EU-Kommissar. | |
Die Aufstellung der Steueroasen müsse „glaubwürdig“ sein und „angemesse… | |
Sanktionen“ für dort verzeichnete Länder vorsehen. Allerdings sehen das | |
offenbar nicht alle so. | |
So sagte Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU), der in Brüssel als | |
Interims-Finanzminister auftrat, über Sanktionen sei noch nicht entschieden | |
worden. Die schärfste Sanktion sei möglicherweise, dass ein Land überhaupt | |
auf der Liste auftaucht. Die Bundesregierung, die Altmaier auch in den | |
Verhandlungen für eine Jamaika-Koalition vertritt, sei offen für gute | |
Vorschläge. | |
Zurückhaltend äußerte sich Altmaier auch zu den neuen Vorwürfen gegen die | |
Niederlande. „Ich werde nie ein Mitgliedsland versenken oder attackieren“, | |
säuselte er – um kurz darauf ein Interview im niederländischen Fernsehen zu | |
geben. Bisher zählten die Niederlande zu den engsten Partnern Deutschlands, | |
auch in Steuerfragen. | |
7 Nov 2017 | |
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[1] /Sportkonzern-Nike-und-Steuerparadiese/!5460356 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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