# taz.de -- Stadtentwicklung von oben: Senat will grünes Dach | |
> Jetzt muss nur noch die Bürgerschaft der Begrünung des Klotzes an der | |
> Feldstraße zustimmen. Ein Stadtplaner hält die Genehmigung allerdings für | |
> unzulässig | |
Bild: So sieht Stadtplanung von oben aus: Pläne für den Feldstraßenbunker | |
Hamburg taz | Der Plan zur Aufstockung und Begrünung des Hochbunkers an der | |
Feldstraße hat eine weitere Hürde genommen. Am Dienstag beschloss der | |
rot-grüne Senat, den Erbbaurechtsvertrag für das Grundstück bis zum Jahr | |
2092 zu verlängern. Jetzt muss nur noch die Bürgerschaft zustimmen. Bereits | |
im November hatte der Bezirk Mitte eine [1][Baugenehmigung] für das | |
umstrittene Projekt erteilt. Unterdessen hält die Kritik an dem Projekt und | |
der Art und Weise, wie es vorangetrieben wird, an. | |
Der jetzige Erbpächter des Bunkers, Thomas Matzen, möchte das bisher knapp | |
40 Meter hohe Gebäude um die Hälfte [2][aufstocken]. Um das zu ermöglichen, | |
erhält er einen neuen Erbbaurechtsvertrag auf 50 Jahre bis zum Jahr 2043. | |
Dieser kann zweimal – um 25 und nochmal um 24 Jahre – auf dann insgesamt 99 | |
Jahre verlängert werden. Die bisherige Pacht entfällt: „Für den neu | |
abzuschließenden Erbbaurechtsvertrag sehen die Vertragspartner einen | |
Erbbauzins durch die Verpflichtung zur Errichtung und Pflege des | |
anzulegenden öffentlichen Parks als abgegolten an“, teilte der Senat mit. | |
Widerspricht der Senat einer Verlängerung, wird der Pächter entschädigt. | |
## Umgebung verschattet | |
„Ein begrünter Bunker lässt sich gut vermarkten, ist in Wirklichkeit aber | |
eine Farce und Augenwischerei“, schimpft Heike Sudmann, Abgeordnete der | |
Linken. So ein Koloss verschatte die Umgebung. Außerdem erzeuge eine | |
größerer Bunker zusätzlichen Verkehr in einem Stadtteil, der schon dreimal | |
im Jahr den Dom aushalten muss, und der Umbau kollidiere mit dem | |
Denkmalschutz. Zudem müssten zig Bäume gefällt werden, kritisiert Sudmann. | |
Geplant ist, eine Stufenpyramide mit hängenden Gärten auf den Bunker zu | |
setzen. Eine begrünte Rampe rund um das Gebäude soll zu einem öffentlich | |
zugänglichen Park auf dem Dach des Bunkers führen und ist gleichzeitig der | |
Notausgang. Der Aufbau soll eine Mehrzweck- und Konzerthalle, Gastronomie, | |
einen Sportclub, ein paar Räume für Künstler und rund 150 Hotelzimmer | |
aufnehmen. | |
Der Stadtplaner Mario Bloem, der im benachbarten Karoviertel wohnt, sieht | |
das Projekt ähnlich kritisch wie Sudmann und hat der Baugenehmigung | |
schriftlich widersprochen. Bloem kritisiert insbesondere, wie die Politik | |
das Projekt durchzusetzen versucht. | |
Die Bunker-Aufstockung widerspricht Bloems Ansicht nach dem geltenden | |
Planrecht, einem sogenannten Baustufenplan aus dem Jahr 1955, in der die | |
Bunkerfläche nicht als Baugrund ausgewiesen ist. Der Bunker wurde in der | |
Notsituation des Zweiten Weltkrieges auf dem an sich frei zu haltenden | |
Heiligengeistfeld errichtet. Mit ihrem Genehmigungsbeschluss habe die | |
rot-grün dominierte Bezirksversammlung Mitte den Plan einfach ignoriert, | |
kritisiert Bloem. | |
## Rechtsstaatlich nicht sauber | |
Der Planer findet, rechtsstaatlich sauber wäre es gewesen, wenn die | |
Bezirksversammlung einen neuen Bebauungsplan aufgelegt hätte, mit dem Ziel, | |
den Bunkerumbau zu ermöglichen. Dabei hätte die Öffentlichkeit beteiligt | |
werden müssen. „Wenn es ein gutes Projekt ist, kann es sich einem | |
demokratischen Verfahren stellen“, findet Bloem. | |
Er kritisiert außerdem, dass es sich nicht „nach Art und Maß in die | |
Eigenart der näheren Umgebung einfügt“, wie es das [3][Baugesetzbuch] | |
verlangt. Der aufgestockte Bunker werde fast 60 Meter hoch sein und damit | |
so hoch wie ein 19-stöckiges Hochhaus, während die Häuser des Karoviertels | |
nur fünf bis sechs Stockwerke hätten. Im Übrigen sei es befremdlich, dass | |
das nur 80 Meter entfernte Karoviertel bei der Bewertung nicht einbezogen | |
werde, und stattdessen schematisch auf das Heiligengeistfeld als | |
Referenzfläche verwiesen werde. | |
Wie Sudmann wundert sich Bloem, dass der Bezirk die Aufstockung genehmigte, | |
obwohl das vorgesehene Gutachten zum Wind und zum Verkehr noch nicht | |
vorliegen. „Man hätte genug Zeit“, sagt Bloem, der gern wüsste, ob die | |
Pflanzen den Wind in 60 Metern Höhe verknusen können und welche Risiken der | |
Wind für BesucherInnen mit sich brächte. | |
26 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://sitzungsdienst-hamburg-mitte.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1008037 | |
[2] http://planungsbuero-bunker.info | |
[3] https://dejure.org/gesetze/BauGB/34.html | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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