# taz.de -- Bunkeraufbau: Hotel mit grüner Mütze | |
> Unter dem grünen Dachaufbau auf dem Feldstraßen-Bunker will ein Investor | |
> ein umfangreiches Hotelprojekt realisieren. Kritiker fühlen sich | |
> bestätigt | |
Bild: Simulation oder Illusion: begrüntes Modell des Feldstraße-Bunkers | |
HAMBURG taz | Für die Planung des Dachaufbaus auf dem Feldstraßen-Bunker | |
hat ein Stündchen der Wahrheit geschlagen. Weil sich im April sogar die | |
Bezirksfraktionen von Grünen und SPD schlecht informiert fühlten, stellten | |
sie eine bezirkliche Anfrage, nun offenbart die Antwort des Senats konkrete | |
Details und Unverschämtheiten: Während in der Vergangenheit lediglich von | |
[1][Gästewohnungen für Künstler] die Rede war, lassen die nun vorgelegten | |
Zahlen die alten Versprechen wie ein Alibi aussehen. Denn jetzt soll sich | |
eine Hotelnutzung mit insgesamt 154 Zimmern über fünf Geschosse erstrecken. | |
Nur sechs Zimmer sind für Künstler vorgesehen. | |
Geht es nach dem Willen von Erbpächter Thomas Matzen soll der Flakbunker | |
auf dem Heiligengeistfeld, 1942 im Zuge der Verteidigungsstrategie des | |
NS-Regimes im Zweiten Weltkrieg von Zwangsarbeitern erbaut, massiv | |
aufgestockt und oben rum begrünt werden. Für den Innenbereich sehen die | |
Planer eine kommerzielle Nutzung vor. Neben dem Hotel soll es eine | |
Sporthalle, mehrere Gastronomiebetriebe sowie ein Bonbon für den Stadtteil | |
geben: eine nun auf 475 Quadratmeter bezifferte Fläche, die für | |
stadtteilbezogene Nutzungen mietfrei zur Verfügung stehen soll. | |
Außen soll das Dach begrünt und zu einem Gemeinschaftsgarten umfunktioniert | |
werden. Damit der Fluchtweg über eine Rampe gewährleistet ist, dürfen | |
gleichzeitig höchstens 5.000 Leute auf das Dach. Geben die Bezirkspolitiker | |
grünes Licht, die Beschränkungen des derzeitigen Bebauungsplan über den | |
Haufen zu werfen, soll sich das ohnehin schon massive Gebäude nochmal um | |
mehr als die Hälfte erhöhen. | |
## Bemerkenswert ungenau | |
Um das Vorhaben profitabel zu machen, will der Senat den Pachtvertrag mit | |
Investor Matzen auf 99 Jahre verlängern und auf eine Nutzungsgebühr von | |
rund 2,5 Millionen Euro verzichten. | |
Bemerkenswert ungenau bleibt die Finanzbehörde in der Frage, unter welchen | |
Konditionen der Pachtvertrag verlängert wird: „Die Konditionen stehen noch | |
unter dem Vorbehalt des Vertragsabschlusses sowie der Zustimmung der zu | |
beteiligenden Gremien und insoweit noch nicht endgültig fest“, heißt es in | |
der Stellungnahme. Die Finanzierung des Stadteilgartens erfolge aber durch | |
den Erbpächter. | |
## „Werbegag und Lüge“ | |
Bis es dazu kommt, müssen aber erst einmal Bezirkspolitiker entscheiden. | |
Einige Abgeordnete hätten noch Probleme mit dem Verkehrskonzept, denn es | |
sei unklar, welche Auswirkungen es auf das benachbarte Wohngebiet gebe, | |
sagt Mittes SPD-Fraktionschef Arik Willner. „Die Antworten und Gespräche | |
ergeben ein komplettes Bild, nun können sich die Abgeordneten ein Urteil | |
bilden“, sagt er. | |
Eine Entscheidungsfindung ist bei der Linksfraktion nicht nötig: Die Partei | |
lehnt die Aufstockung sowieso ab. „Es war von vornherein klar, dass es sich | |
bei der sogenannten Grünbepflanzung um eine Lüge und einen Werbegag | |
handelt“, sagt die Fraktionsvorsitzende Christine Detamble-Voss. | |
Der Bezirk will über die Zukunft des Bunkeraufbaus noch vor der Sommerpause | |
entscheiden. | |
13 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://planungsbuero-bunker.info/index.php?aktuell | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
## TAGS | |
Bunker | |
Dachbegrünung | |
Stadtplanung | |
Bunker | |
Bunker | |
Hamburg | |
Stadtentwicklung Hamburg | |
Hamburg | |
Bunker | |
Gentrifizierung | |
Rekommunalisierung | |
Urban Gardening | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Stadtentwicklung von oben: Senat will grünes Dach | |
Jetzt muss nur noch die Bürgerschaft der Begrünung des Klotzes an der | |
Feldstraße zustimmen. Ein Stadtplaner hält die Genehmigung allerdings für | |
unzulässig | |
Umbau des Feldstraßen-Bunkers: Protest mit Bäumen | |
Bevor der Feldstraßen-Bunker aufgestockt und begrünt wird, will der | |
Investor erst einmal 14 Bäume fällen. Der Quatiersbeirat protestiert und | |
eine Ini will klagen | |
Bunker-Aufstockung beschlossen: Mammut-Monument wird grün | |
Rot-grün im Bezirk Mitte winkt die Aufstockung und Begrünung des | |
Feldstraßen-Bunkers durch. Auch wenn der Investor viele Forderungen nicht | |
erfüllt. | |
Streit um Hamburger Bunker: Der Bunker wird grün | |
Obwohl SPD und Grüne gespalten sind, haben sie im Bezirk Mitte die | |
Begrünung des Feldstraßenbunkers beschlossen. Der Investor bekommt hohe | |
Auflagen. | |
Umstrittenes Bauprojekt in Hamburg: Ganz viel Parkfläche – für die Autos | |
Unter dem Dachaufbau auf dem Hamburger Feldstraßen-Bunker will ein Investor | |
ein Hotelprojekt realisieren. Ein umstrittenes Vorhaben kommt in die heiße | |
Phase. | |
Kommentar geplanter Bunker-Aufbau: Das Projekt ist unseriös | |
Erst spät kam heraus, dass der Bunker in Hamburgs Feldstraße um die Hälfte | |
in die Höhe wachsen soll. Jetzt zeigt sich, dass unter dem grünen Dach ein | |
fünfstöckiges Hotel entstehen soll. | |
Wie man ein Mega-Bauprojekt durchsetzt: Tarnkappe für Feldbunker | |
Die Planer haben genaue Vorstellungen über die Aufstockung des | |
Feldstraßen-Bunkers. AnwohnerInnen kritisieren die angebotene Beteiligung | |
als unehrlich. | |
Dachgarten auf Feldstraßen-Bunker: „Ein grüner Deckmantel“ | |
Stadtteilaktivisten lehnen den „Hilldegarden“ auf dem Bunker in der | |
Feldstraße ab und fordern selbst verwalteten, grünen Raum im Kulturbunker. | |
Fernwärme: Kebap ist einen Schritt weiter | |
Das Projekt Kulturenergiebunker in Altona wird jetzt vom Bund gefördert. | |
Ein Ingenieurbüro prüft, ob Fernwärme aus dem Bunker machbar wäre. | |
Bürger bepflanzen die Stadt: Begrünte Bunker und Samenbomben | |
Eine Ausstellung zeigt Visionen für die Bepflanzung moderner Großstädte. | |
Vieles davon ist eine hilflose Reaktion auf den alles überwuchernden Beton. |