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# taz.de -- Wie man ein Mega-Bauprojekt durchsetzt: Tarnkappe für Feldbunker
> Die Planer haben genaue Vorstellungen über die Aufstockung des
> Feldstraßen-Bunkers. AnwohnerInnen kritisieren die angebotene Beteiligung
> als unehrlich.
Bild: Nur Tarnung für die massive Aufstockung? Modell des Bunker-Dachgartens
HAMBURG taz | Für manche ist der Aufbau auf dem Feldstraßenbunker die
nächste Elbphilharmonie. Dabei sind die Pläne noch nicht mal genehmigt, der
Bauantrag für das begrünte Megaprojekt wird noch geprüft. Das Planungsbüro
Bunker ist aber zuversichtlich: Die Architekten und Landschaftsplaner der
Werbe- und Medienagentur Interpol, die hinter dem Projekt steht, rechnen
diesen Sommer mit der Erlaubnis für den Startschuss.
Die Stadt hat den Luftschutzbunker von 1942 in Erbpacht an den Investor
Thomas Matzen vergeben, der die Räume an Kulturinstitutionen wie den
Musikclub Uebel und Gefährlich vermietet hat. Seit 2014 plant Matzen, den
Bunker um die Hälfte aufzustocken und auf dem Dach zu begrünen. Seine Pacht
läuft allerdings nur noch bis zum Jahr 2053 – angesichts der Zeit, die es
brauchen würde, bis der Megabau fertig ist, gar nicht so lange.
Die Kulturbehörde hat aber schon in Aussicht gestellt, den Pachtvertrag bis
2092 zu verlängern und Matzen die dafür fälligen Gebühren von 2,56
Millionen Euro, die der Bunker im neuen Zustand mehr kosten müsste, zu
erlassen.
Das Bauamt des Bezirks Mitte ist derweil mit der Prüfung zahlreicher
Details beschäftigt. Die Statik, die Fluchtwege, der Brandschutz und die
Windverhältnisse in 60 Metern Höhe – die Angelegenheit sei so komplex, dass
sie über den zeitlichen Rahmen keine Angaben machen könne, sagte die
Sprecherin des Bezirksamts Mitte, Sorina Weiland. „Viele Fragen sind noch
ungeklärt.“
Die ProjektplanerInnen hingegen haben schon eine ziemlich genaue
Vorstellung davon, wo sie welche Bäume pflanzen wollen, welche Ranken die
Wände am besten zieren und wie der Ausblick aus den zukünftigen
Hotelzimmern am besten wirkt. „Wir wollen einen grünen Berg bauen“, sagt
Michael Kuhn, der zuständige Architekt bei Interpol.
Immer wieder heben sie hervor, dass die Idee des Dachgartens von einem
Anwohner stamme, dass die PlanerInnen alle im Viertel wohnten und dass es
sich um ein Partizipationsprojekt handele. Es gehe darum, einen Zugang zur
Natur mitten in der Stadt zu schaffen und von Anfang an mit den
AnwohnerInnen zu planen. „Wir sind alle Laien“, sagt Tobias Boeing vom
Hilldegarden-Team, das sich mit den Außenflächen beschäftigt.
Nicht so gern und nicht so präzise sprechen die PlanerInnen hingegen
darüber, was es bedeutet, dass die Gärten „teilöffentlich“ sein sollen,
also wer unter welchen Bedingungen welche Flächen zukünftig nutzen darf
oder wie groß das Hotel genau werden soll, das sie „Gästehaus“ nennen.
Das halten einige AnwohnerInnen für problematisch. „Wir haben das Gefühl,
dass da Informationen zurückgehalten werden“, sagt Mario Bloem von der
Feldbunker-Initiative, die sich kritisch mit dem Projekt auseinandersetzt.
Sie glauben den Darstellungen der Werbeprofis von Interpol nicht. Auch das
Beteiligungsverfahren halten sie für unehrlich.
„Beteiligung heißt für mich, dass der Prozess ergebnisoffen ist“, sagt
Bloem. „Wenn man von vorneherein einen Aufbau von fünf Stockwerken
akzeptiert und nur noch entscheiden kann, wo die Tanne steht und wo der
Bienenkorb, lenkt das von der eigentlichen Diskussion ab.“ Die Initiative
fordert eine ehrliche Abwägung aller Konsequenzen, denn, so Bloem, „wenn
der Bau erst mal da ist, werden wir ihn nicht mehr los.“
2 Apr 2016
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
## TAGS
Bunker
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