# taz.de -- Camps gegen G20: Gipfel der Zelte | |
> Zum G20-Gipfel werden Zehntausende Protestierende von außerhalb erwartet. | |
> AktivistInnen planen zwei große Camps. Der Senat und die Bezirke wollen | |
> lieber gar keins | |
Bild: 10.000 mehr oder weniger – schon an normalen Sommertagen ähnelt der Be… | |
Hamburg taz | Es gibt verschiedene Szenarien für den Fall, dass die | |
Versammlungsbehörde G20-Protestcamps verweigert. Eines haben | |
G20-GegnerInnen am vergangenen Samstag aufgezeigt: ein wildes Camp direkt | |
neben der Messe. Allerdings ist dieses wilde Campen rein symbolisch: Die | |
Nichtregierungsorganisation Attac hat die Aktion ordnungsgemäß angemeldet. | |
„Wir wollen zeigen, was passiert, wenn die Stadt uns keinen Platz gibt“, | |
sagt Camp-Sprecher Deniz Ergün. „Die Leute werden sich die Plätze nehmen | |
müssen.“ | |
Zum G20-Protest Anfang Juli werden mehrere 10.000 Menschen in Hamburg | |
erwartet, die aus allen Teilen der Welt anreisen. Die linke Szene versucht, | |
sie an zwei möglichst zentralen Orten unterzubringen: Im Stadtpark soll das | |
antikapitalistische, im Altonaer Volkspark das spektrenübergreifende Camp | |
stattfinden. Das spektrenübergreifende Camp im Altonaer Volkspark soll in | |
den kommenden Tagen angemeldet werden. Die VeranstalterInnen des | |
antikapitalistischen Camps haben ihr Camp bereits bei der zuständigen | |
Versammlungsbehörde angemeldet. Die hat immerhin noch kein Verbot | |
ausgesprochen. | |
Das Bezirksamt Nord hat aber gar keine Lust auf das Camp auf der | |
Stadtpark-Festwiese. Wenn 10.000 Menschen auf der Festwiese campen würden, | |
stünde der Stadtpark nicht mehr für die Erholung der HamburgerInnen zur | |
Verfügung, argumentierte der Bezirksamtssprecher Jan-Peter Uentz-Kahn. „Das | |
würde die Wiese in einer Weise beeinträchtigen, die nicht mehr vertretbar | |
ist.“ Kein Problem sieht er darin, dass im September die Rolling Stones | |
genau dort vor 80.000 Menschen auftreten. | |
Der Senat machte bereits deutlich, dass es, wenn es nach ihm ginge, gar | |
kein Camp geben wird. Innensenator Andy Grote (SPD) sprach sich Ende April | |
im Innenausschuss der Bürgerschaft für ein Verbot jeglicher Protestcamps | |
aus, weil sie „Anlaufstellen und Rückzugsgebiete für militante | |
Gipfelgegner“ seien. Die VeranstalterInnen des im Volkspark geplanten Camps | |
haben bereits angekündigt, zu klagen, falls sie eine Absage kassieren | |
sollten. | |
Ursprünglich wollten die GipfelgegnerInnen ein großes Camp für alle | |
organisieren – aber sie konnten sich nicht über die inhaltliche Ausrichtung | |
einigen. Streit gab es über den Namen des Camps, aber auch über das Hissen | |
von Flaggen. | |
Die Gruppe, die das spektrenübergreifende Camp im Volkspark plant, will | |
keine inhaltliche Ausrichtung des Protests vorgeben. Deshalb lehnt sie die | |
Bezeichnung „antikapitalistisch“ ab. „Wir wollen uns kein Programm geben, | |
sondern einfach die Infrastruktur stellen“, sagt Camp-Sprecher Ergün. Die | |
einzelnen Gruppen und Organisationen sollen sich nach ihren inhaltlichen | |
Schwerpunkten in Barrios, also in Stadtteilen innerhalb der Zeltstadt, | |
organisieren. Angedacht ist etwa ein kurdisches Barrio, eines zum Thema | |
Fluchtursachen sowie verschiedene Antifa-Barrios. Dabei sind auch größere | |
Gruppen und Bündnisse wie Attac und „G20 entern“. | |
Das antikapitalistische Camp im Stadtpark will hingegen „bewusst eine | |
Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen äußern“, wie Branco Geiger aus | |
dem Orga-Team sagt. „Es geht um mehr als Schlafplätze – das Camp soll schon | |
an sich als politische Aktion verstanden werden.“ Eine Dominanz von | |
politischen Parteien und großen Organisationen mit prominenten Labels | |
wollen sie vermeiden, deshalb sind Flaggen unerwünscht. Auch hier sollen | |
sich verschiedene Barrios bilden, geplant ist zum Beispiel ein | |
queerfeministisches Barrio. | |
In einem Punkt sind sich jedenfalls beide Camp-Gruppen einig: Je mehr Camps | |
es geben wird, desto besser. | |
15 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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