| # taz.de -- Mieterhöhungen der Degewo: Rechtlich zulässig – politisch nicht | |
| > Mieter vom Mariannenplatz werden gehört: Senatorin Katrin Lompscher will | |
| > Mieterhöhungen städtischer Gesellschaften rückgängig machen. | |
| Bild: Holt den Hammer raus: Senatorin Katrin Lompscher will die Wohnungsbaugese… | |
| Berlin taz Wie hoch ihre durchschnittliche Miete sei, wollte | |
| Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) am Montag von den | |
| Mietern der Siedlung am Mariannenplatz wissen, die ihr soeben 1.111 | |
| Unterschriften und einen offenen Brief gegen Mieterhöhungen überreicht | |
| hatten. Im Januar hatte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Degewo einen | |
| Aufschlag von bis zu 15 Prozent für die circa 1.200 Sozialwohnungen | |
| [1][angekündigt]. Lompscher interessierte sich aber nur für das bisherige | |
| Niveau – „Die Erhöhung korrigieren wir ja“. | |
| Noch ist zwar nichts spruchreif, doch die protestierenden Mieter haben | |
| allen Grund, zu hoffen. Die Verhandlungen über eine | |
| Kooperationsvereinbarung mit den sechs landeseigenen Gesellschaften liegen, | |
| so Lompscher, „in den letzten Zügen“. | |
| Das Ziel der Gespräche ist dabei bereits im Koalitionsvertrag | |
| festgeschrieben: Um maximal 2 Prozent jährlich soll die Miete in den | |
| Wohnungen von Degewo, Howoge und Co noch steigen dürfen. Dies soll, so | |
| Lompschers erklärter Wille, rückwirkend ab 1. Januar gelten – und damit | |
| auch Mieterhöhungen betreffen, die bereits ausgesprochen wurden. | |
| Rosa Risch, die seit 36 Jahren in einer Wohnung in der Waldemarstraße wohnt | |
| und deren Miete von 545 auf 579 Euro steigen sollte, zeigte sich nach dem | |
| Besuch zufrieden: „Die Senatorin hat eindeutig signalisiert, das Problem | |
| verstanden zu haben.“ Bis zu einer Rücknahme der Forderung will sie – | |
| ebenso wie die meisten der Betroffenen – die erhöhte Miete nur unter | |
| Vorbehalt zahlen. | |
| ## Erhöhungen ohne Grund | |
| Die Mieterhöhung durch die Degewo basiert auf einer Sonderregelung. Bis | |
| 2016 war es Wohnungsunternehmen gestattet, die Miete in Sozialwohnungen | |
| jährlich um 13 Cent pro Quadratmeter anzuheben, auch wenn sie die einst | |
| beim Land aufgenommenen Baudarlehen bereits zurückgezahlt hatten. Dies gilt | |
| auch für die Häuser im Mariannenkiez. | |
| In den letzten vier Jahren verzichtete die Degewo auf Erhöhungen, um sie | |
| nun auf einen Schlag nachzuholen. Die Frage, ob dies rechtlich zulässig | |
| sei, beantwortete die Senatsverwaltung nach längerer Recherche mit Ja. | |
| Politisch jedoch sieht man das anders. | |
| Für Risch und ihre Mitstreiter soll das Engagement für den Erhalt der | |
| sozialen Mischung auf jeden Fall weitergehen. In den nächsten Jahren fallen | |
| ihre Häuser aus der Mietpreisbindung – dann droht erneut Ungemach. „Wir | |
| werden dafür kämpfen, dass die Mieten stabil bleiben“, so Risch. | |
| Andernfalls werde die Gentrifizierung in dieser überaus attraktiven Lage | |
| „fröhliche Urständ feiern“. | |
| 27 Feb 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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