# taz.de -- Kraftprobe II: Private Vermieter: Attacke auf den Mietspiegel | |
> Die Deutsche Wohnen, die größten privaten Vermieter der Stadt, äußern | |
> Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Mietspiegels. Die Politik kann wenig | |
> tun. | |
Bild: Hoch sind die Häuser in der Großstadt, hoch und immer höher sind auch … | |
Nein, der Zahn wurde nicht gezogen bei der Anhörung im Abgeordnetenhaus zum | |
Thema „Deutsche Wohnen“. Michael Zahn, Chef des mit 107.000 Wohnungen | |
größten privaten Vermieters in Berlin, hatte sich entschuldigen lassen und | |
seine Pressesprecherin geschickt. Die sprach im Vorfeld von einer | |
Showveranstaltung, die der Bauausschuss am Mittwoch abhalten wolle. | |
Da hat sich offenbar etwas aufgestaut zwischen dem Parlament und der | |
Deutsche Wohnen. Tatsächlich war die Gesellschaft, die unter anderem die | |
55.000 Wohnungen der einst landeseigenen GSW gekauft hat und stolz auf ihre | |
Welterbesiedlungen ist, immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Kaputte | |
Heizungen, teure Modernisierungen, die Weigerung, den Mietspiegel | |
anzuerkennen: Kein Vermieter testet derzeit so sehr seine Grenzen aus wie | |
die Deutsche Wohnen. | |
Und ein Ende ist nicht in Sicht. „Ich habe Zweifel daran, dass der | |
Mietspiegel in Berlin nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt wird“, | |
erneuerte die Deutsche-Wohnen-Sprecherin Manuela Damianakis ihre Kritik. | |
Die ehemalige Sprecherin von Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) | |
bemängelte etwa, dass der Mietspiegel in Neukölln trotz des geschlossenen | |
Flughafens Tempelhof immer noch eine einfache Wohnlage ausweist. | |
Der Angriff auf den Mietspiegel kommt nicht von ungefähr. Laut Mietrecht | |
darf eine Mieterhöhung die ortsübliche Vergleichsmiete nicht überschreiten. | |
In Berlin wird dieser Wert vom Mietspiegel definiert, der wegen der vielen | |
Neuvermietungen, die in ihn einfließen, ohnehin schon zu hohe | |
Vergleichsmieten ausweist. Aber nicht einmal das reicht der Deutsche | |
Wohnen. „Sie wollen die ortsübliche Vergleichsmiete selbst definieren“, | |
warf Mietervereinschef Reiner Wild Damianakis vor. „Das ist ein | |
selbstherrliches Unterfangen.“ | |
Für den Mieteraktivisten Rouzbeh Taheri steht der Angriff auf den | |
Mietspiegel im Zusammenhang mit der Geschäftsstrategie der Deutsche Wohnen. | |
„Für Sie ist der Mieterwechsel die beste Strategie, um Einnahmen zu | |
erzielen“, sagte Taheri im Beisein von Mietern der Otto-Suhr-Siedlung, die | |
zuletzt teure Mieterhöhungen bekommen hatten. | |
Schwere Vorwürfe. Das Problem ist nur: Anders als bei einer landeseigenen | |
Wohnungsbaugesellschaft ist die Politik bei einem privaten Vermieter auf | |
freiwilliges Einlenken angewiesen. Und auf die Rechtsprechung. Darauf wies | |
Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) hin. „Alle Klagen der Deutsche Wohnen | |
sind bisher nicht erfolgreich gewesen“, sagte sie. Zähne ziehen müssen bei | |
Privaten also die Richter, die Politik darf nur „anhören“. | |
[1][Kraftprobe I: Landeseigene Vermieter.] Die Degewo langt bei den Mieten | |
in Kreuzberger Sozialwohnungen zu. Sie nutzt ein Geschenk der Politik, | |
vielleicht zu unrecht. | |
15 Feb 2017 | |
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## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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