# taz.de -- Nach Richterspruch zum US-Einreisestopp: Trump nennt Urteil „läc… | |
> Das US-Außenministerium hat das Einreiseverbot wieder ausgesetzt. Dafür | |
> wettert Präsident Donald Trump auf Twitter kräftig gegen die richterliche | |
> Entscheidung. | |
Bild: Anti-Trump-DemonstrantInnen vorm Eingang zur Downing Street in London | |
Washington/Seattle afp/dpa | Die Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf | |
den richterlichen Stopp seines umstrittenen Einreiseverbots hat nicht lange | |
auf sich warten lassen: In einer Salve morgendlicher Twitterbotschaften | |
bezeichnete Trump die Entscheidung „dieses sogenannten Richters“ am Samstag | |
als „lächerlich“. Das US-Außenministerium setzte das Einreiseverbot indes | |
zunächst aus. | |
Die Meinung des Richters beraube „unser Land der Strafverfolgung“, schrieb | |
Trump [1][in dem Kurzbotschaftendienst] weiter. „Wenn ein Land nicht länger | |
sagen kann, wer einreisen darf und wer nicht, insbesondere aus | |
Sicherheitsgründen – großes Problem“, twitterte der Präsident weniger als | |
zwölf Stunden nach dem Urteilsspruch von Bundesrichter James Robart. | |
„Interessant auch, dass bestimmte Länder in Nahost dem Verbot zustimmen; | |
sie wissen, dass es Tod und Zerstörung bedeutet, wenn bestimmte Leute | |
reingelassen werden.“ | |
Am Freitag hatte Robart das für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen | |
Ländern verhängte Einreiseverbot per einstweiliger Verfügung vorerst | |
gestoppt. Bürgern aus dem Irak, Iran, Libyen, Somalia, Syrien, Sudan und | |
Jemen sollten Trumps Verbot zufolge für 90 Tage nicht mehr einreisen | |
dürfen. Flüchtlingen aus aller Welt wurde die Einreise für 120 Tage | |
untersagt, syrischen Flüchtlingen sogar auf unbestimmte Zeit. | |
Auf eine Klage des Generalstaatsanwalts des Bundesstaates Washington, Bob | |
Ferguson, hin hob Richter Robart dieses Einreiseverbot nun vorläufig auf. | |
Das Urteil gilt landesweit. | |
Das Weiße Haus kündigte noch am Freitag umgehend an, die Entscheidung | |
juristisch anzufechten. Die Regierung gehe weiterhin davon aus, dass das | |
Präsidentendekret „rechtmäßig und angemessen“ sei, erklärte der Sprecher | |
des Weißen Hauses, Sean Spicer. Trumps Erlass habe das Ziel, das Land zu | |
schützen. Dies sei die verfassungsgemäße Aufgabe des Präsidenten. | |
Das US-Außenministerium setzte das Einreiseverbot nach dem Richterspruch am | |
Samstag indes aus. Wenn die Visa an sich gültig seien, dürften Muslime aus | |
den betroffenen Ländern wieder einreisen, teilte ein Sprecher mit. Das | |
Heimatschutzministerium erklärte, die betroffenen Reisenden würden nun | |
wieder nach „standardisierten Richtlinien überprüft“. Beamte des | |
Justizministeriums würden jedoch „sobald wie möglich“ in Berufung gehen, … | |
das Einreiseverbot wieder in Kraft zu setzen. | |
Ferguson hatte seine Klage damit begründet, dass Trumps Dekret gegen in der | |
US-Verfassung verankerte Grundrechte von Einwanderern und ihren Familien | |
verstoße, weil es sich besonders gegen Muslime richte. „Die Verfassung hat | |
heute gesiegt“, erklärte der Demokrat nach dem Richterspruch. „Niemand | |
steht über dem Gesetz – nicht einmal der Präsident.“ | |
## Schlechte Umfragewerte für Trump | |
In der CNN-Umfrage kommt Trump derzeit auf eine Zustimmung zu seiner | |
Amtsführung von 44 Prozent. Der Sender CBS ermittelte 40 Prozent, beim | |
Meinungsforschungsinstitut Gallup steht Trump bei 43 Prozent. Der | |
70-Jährige sei der erste Präsident in der Geschichte mit negativen | |
Zustimmungswerten zu diesem Zeitpunkt, kommentierten US-Medien. Das | |
konservative Institut Rasmussen ermittelte für den Politnovizen eine | |
Zustimmung von 54 Prozent. | |
Der CNN-Umfrage zufolge hält eine Mehrheit Trumps Politik in wichtigen | |
Bereichen für falsch. Dabei sind mit Terrorismus (53 Prozent Ablehnung), | |
Immigration (56 Prozent Ablehnung) oder Außenpolitik (55 Prozent Ablehnung) | |
drei Felder, in denen Trump zuletzt mit Präsidialerlassen für Kritik | |
gesorgt hatte. | |
Allerdings zeigt die CNN-Umfrage auch, wie zerrissen das Land ist. Während | |
unter den Anhängern der Demokraten 88 Prozent den Einreisestopp ablehnen, | |
stimmen ihm 88 Prozent der Republikaner zu. Doch egal, welcher Partei die | |
Befragten nahestehen: Den meisten Amerikanern war offenbar klar, wie Trump | |
regieren würde – 78 Prozent gaben an, er verhalte sich genau wie erwartet. | |
Für den Einreisestopp für Menschen aus sieben islamischen Staaten bekommt | |
Trump ebenfalls keine Mehrheit: 53 Prozent sind gegen den Erlass. Trump | |
hatte verfügt, dass Flüchtlinge aus aller Welt für 120 Tage nicht in die | |
USA einreisen dürfen, jene aus Syrien wurden sogar auf unbestimmte Zeit | |
ausgesperrt. Außerdem verhängte er einen 90-tägigen Einreisestopp für | |
Menschen aus den islamischen Ländern Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, | |
Libyen und Jemen. | |
## Mattis verteidigt Sanktionen gegen Iran | |
US-Verteidigungsminister James Mattis verteidigte bei einem Besuch in Tokio | |
die gegen den Iran neu verhängten Sanktionen. Der Iran sei der „größte | |
Staatssponsor von Terrorismus in der Welt“. Dennoch sehe er zurzeit keine | |
Notwendigkeit, „die Zahl der Streitkräfte, die wir in der Region haben, zu | |
erhöhen“. | |
Als Reaktion auf die Strafmaßnahmen begann der Iran erneut ein | |
Militärmanöver mit Tests von Raketen verschiedener Reichweiten. Die | |
iranischen Revolutionsgarden betonten in einer Mitteilung, die Übung sei | |
eine Antwort auf „Drohungen und Sanktionen“ der USA. Zudem werde der Iran | |
seinerseits Sanktionen gegen amerikanische Individuen und Unternehmen | |
verhängen, „die extremistische oder terroristische Gruppen unterstützen | |
oder zur Unterdrückung und Ermordung wehrloser Menschen in der Region | |
beitragen“, teilte das Außenministerium der Agentur Irna zufolge mit. | |
## Anti-Trump-Demos in London und Berlin | |
Vor der US-Botschaft in London versammelten sich am Samstag tausende | |
Menschen, um gegen Trumps Einreisestopp zu demonstrieren. „Nein zum | |
Rassismus“, „Nein zu Trump“, „Er lügt“, war später auf Protestschil… | |
Trafalgar Square zu lesen. Die Proteste richteten sich auch gegen die von | |
der britischen Premierministerin Theresa May ausgesprochene Einladung | |
Trumps zum Staatsbesuch in Großbritannien. | |
Auch in Berlin gab es am Samstag Proteste gegen Trump. Vor dem | |
Brandenburger Tor versammelten sich laut Polizei rund 1200 Menschen, | |
Zwischenfälle gab es nicht. Auch in Paris demonstrierten rund tausend | |
Menschen gegen das Trump-Dekret. | |
Der scheidende Bundespräsident Joachim Gauck rief die Europäer dazu auf, | |
ebenfalls ihre Stimme gegen das Einreiseverbot zu erheben. „Dazu sollten | |
wir uns sehr klar äußern“, sagte Gauck in einem Interview mit fünf | |
europäischen Zeitungen. Menschen muslimischen Glaubens werde pauschal | |
unterstellt, sie seien gefährlich. Das sei „mit unseren Vorstellungen von | |
Menschenwürde, Gleichheit und Religionsfreiheit nicht vereinbar“. | |
4 Feb 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/827867311054974976 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
USA | |
Sean Spicer | |
Joachim Gauck | |
Schwerpunkt Iran | |
Einreiseverbot | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Europäischer Gerichtshof | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Einreiseverbot | |
Einreiseverbot | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Einreiseverbot | |
Donald Trump | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
USA | |
Donald Trump | |
Verhältnis Iran - Israel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Trumps Dekret zu „Buy American“: Milchkrieg mit Kanada | |
„America First“, so will es US-Präsident Trump. In Wisconsin wettert er | |
gegen die Handelsbeziehungen und nimmt sich nun auch Kanada vor – es geht | |
um Milch. | |
Widerstand gegen Trump: Hawaii geht gegen Einreiseverbot vor | |
Mit einer einstweiligen Verfügung will sich der US-Bundesstaat Hawaii gegen | |
Trumps Einreiseverbot für Bürger aus einigen muslimischen Staaten stellen. | |
EuGH-Urteil zu humanitären Visa: Kein Recht auf legale Einreise | |
Haben Flüchtlinge aus Kriegsländern das Recht auf ein humanitäres Visum für | |
die EU? Der EuGH hat nun eine Antwort gegeben. | |
Populismus und Wissenschaft: Wissenschaft lebt von Weltoffenheit | |
Für die Wissenschaft ist die Abschottungspolitik à la Trump wie ein Stich | |
ins Herz. Die Folgen sind nicht absehbar. | |
Gerichtsentscheid gegen Trump: Einreiseverbote bleiben außer Kraft | |
Das Bundesberufungsgericht in San Francisco entschied einstimmig gegen den | |
US-Präsidenten. Trump kündigte an, die Entscheidung anzufechten. | |
Prozess in den USA: Kein Urteil im Einreisestreit | |
Ein Berufungsgericht in San Francisco verkündet vorerst kein Urteil im | |
Rechtsstreit um Trumps Einreisesperre. Eine Entscheidung wird noch in | |
dieser Woche erwartet. | |
Kommentar Trump und die Judikative: In der Fassadendemokratie | |
Jeder hat das Recht, juristische Beschlüsse zu kritisieren. Doch Trump | |
macht etwas anderes: Er sät generelle Zweifel am Sinn der Justiz. | |
Entscheidung des US-Berufungsgerichts: Einreisestopp bleibt vorerst ausgesetzt | |
Das Justizministerium wollte, dass das Einreiseverbot sofort wieder | |
eingesetzt wird. Ein Gericht schmettert das ab. Es ist aber noch keine | |
Grundsatzentscheidung. | |
Der US-Präsident und seine Politik: Wer kann Trump jetzt noch stoppen? | |
Wie mächtig sind Trumps Dekrete? Kann das Parlament ihn aufhalten? Können | |
ihn Gerichte stoppen? Oder könnte man ihn tatsächlich absetzen? | |
US-Einreiseverbot für Muslime: Bundesrichter urteilt gegen Trump | |
Der Staat Washington ist mit seiner Klage gegen den Einreisestopp | |
erfolgreich. Das Weiße Haus reagiert ungehalten und will gegen die | |
Entscheidung vorgehen. | |
Proteste gegen den Donald Trump: Jetzt kommen die „Nasty Women“ | |
Sie kämpfen mit Katzenohren und guten Argumenten: Es sind häufig Frauen, | |
die in den USA das Wort gegen den neuen Präsidenten führen. | |
Zwei Wochen mit US-Präsident Trump: Darf er jetzt machen, was er will? | |
Er meint es ernst: Trump ist dabei, die USA in einen autoritären Staat zu | |
verwandeln. Wie groß ist seine Macht wirklich? | |
USA reagieren auf Raketentests Teherans: Neue Sanktionen gegen den Iran | |
Donald Trump ballt die Faust gegenüber Teheran und er macht Ernst. Das | |
US-Finanzministerium verhängt neue Sanktionen gegen den Iran. Droht nun | |
eine Eskalation? |