| # taz.de -- Kommentar Trump und die Judikative: In der Fassadendemokratie | |
| > Jeder hat das Recht, juristische Beschlüsse zu kritisieren. Doch Trump | |
| > macht etwas anderes: Er sät generelle Zweifel am Sinn der Justiz. | |
| Bild: Tritt das Einreiseverbot wieder in Kraft? | |
| Es ist nicht so, als habe es in den ersten 14 Tagen von Donald Trumps | |
| Amtszeit als Präsident irgendein Zeichen der Mäßigung gegeben. Er hat | |
| Wirtschaftskriege und eine Abschottung Amerikas angekündigt. Er beleidigt | |
| jeden, den er in seiner plumpen Denkweise als Feind identifiziert, egal ob | |
| das der australische Premierminister oder Arnold Schwarzenegger ist. | |
| Kompromisse mit der anderen Hälfte Amerikas, die ihn nicht gewählt hat, | |
| lehnt er ab. Trump präsentiert sich mit seinem Einreiseverbot für Menschen | |
| aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten als Rassist. | |
| Doch nun rüttelt der Präsident an einem Grundpfeiler der Demokratie. Er | |
| nannte den Bundesrichter aus Seattle, der seinen Einreisestopp zumindest | |
| vorläufig beendete, [1][einen „sogenannten“ Richter]. Diese Wortwahl | |
| entspricht nicht einfach nur der pöbelnden Sprache, an die wir uns schon | |
| fast gewöhnt haben. Mit einem einzigen Wort hat der Herr des Weißen Hauses | |
| damit die Gewaltenteilung infrage gestellt. | |
| Es steht jedermann und -frau frei, Entscheidungen der Justiz zu | |
| kritisieren. Richter sind nicht unfehlbar. Was Trump aber getan hat, ist | |
| etwas anderes: Er hat öffentlich Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Justiz | |
| gesät, jedenfalls dann, wenn diese gegen seine Vorstellungen entscheidet. | |
| Trump hat nicht einfach nur einen – übrigens von George W. Bush | |
| eingesetzten – Richter herabgewürdigt, nein, er hat der Justiz mit dem | |
| Wörtchen „sogenannt“ ihre Funktion als Korrektiv des politischen Handelns | |
| der Exekutive abgesprochen. Diese Aussage bewegt sich, sollte sie eines | |
| Tages vom politischen Geschwätz in politisches Handeln umgesetzt werden, | |
| direkt auf einen Verfassungsbruch zu. | |
| Dass die Demokratie in den USA funktioniert, beweisen die Urteile von | |
| Seattle und San Francisco. Die Regierung in Washington hat diese | |
| Richtersprüche akzeptiert – immerhin. Oder sollte man sagen: noch? Es | |
| wächst die Unsicherheit darüber, ob der US-Präsident künftig demokratisch | |
| legitimierte Entscheidungen respektiert, die seinen Vorstellungen | |
| zuwiderlaufen. Sein Verhältnis zur Demokratie scheint rein taktischer Natur | |
| zu sein – nützt sie mir, bin ich dafür, schadet sie meinem Ego, lege ich | |
| die Axt an sie. | |
| „Make America great again“, so lautet Trumps Losung. Tatsächlich macht der | |
| US-Präsident alles nieder, was Amerika einmal groß gemacht hat. | |
| 5 Feb 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Klaus Hillenbrand | |
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