# taz.de -- Gerichtsentscheid gegen Trump: Einreiseverbote bleiben außer Kraft | |
> Das Bundesberufungsgericht in San Francisco entschied einstimmig gegen | |
> den US-Präsidenten. Trump kündigte an, die Entscheidung anzufechten. | |
Bild: Bunter Lichtblick in grauen Zeiten: der Entscheid des Gerichts in San Fra… | |
New York taz | Donald Trump erleidet eine neue Niederlage und bekommt eine | |
Lektion erteilt: Ein dreiköpfiges Bundesberufungsgericht in San Francisco | |
hat am Donnerstagabend einstimmig entschieden, das [1][Einreiseverbot für | |
Staatsangehörige aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern] weiterhin | |
auszusetzen. Die RichterInnen sahen keinen Nutzen in dem Einreiseverbot. | |
Und sie erklärten dem Neuen im Weißen Haus, dass es zur „fundamentalen | |
Struktur unserer Demokratie“ gehört, dass Gerichte die politischen | |
Entscheidungen im Zweifel auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen können. | |
Bürgerrechts- und ImmigrantInnengruppen reagierten mit Glückwünschen an die | |
drei RichterInnen. „Dies ist sicher nicht die letzte gerichtliche | |
Entscheidung“, erklärte die Gruppe Human Rights Watch in Los Angeles, „aber | |
die klare und starke Aussage, dass das Gericht die Vollmacht hat, die | |
Aktionen des Präsidenten auch dann zu überprüfen, wenn es um die nationale | |
Sicherheit geht, ist eine Erklärung über die Unabhängigkeit der Justiz, die | |
ausschlaggebend dafür ist, schädliche Übergriffe des Präsidenten zu | |
kontrollieren.“ | |
Trump reagierte umgehend mit wütenden Attacken. In einem Interview im | |
Weißen Haus bezeichnete er die Entscheidung der drei RichterInnen als | |
„politisch“, wiederholte seine vielfach bestrittene und durch nichts | |
belegte Behauptung, das Reiseverbot mache das Land sicherer und | |
bekräftigte, er werde letztlich gewinnen. Anschließend setzte er [2][ein in | |
Großbuchstaben verfassten Tweet ab]: „Wir sehen uns vor Gericht, die | |
Sicherheit unserer Nation steht auf dem Spiel.“ | |
Die Entscheidung von San Francisco war Trumps zweites gerichtliches | |
Scheitern mit dem Einreiseverbot. Dennoch macht er bislang keine Anstalten, | |
die Botschaft zu verstehen. Er könnte ein neues Dekret schreiben, das die | |
Gerichtsentscheide berücksichtigt. Stattdessen bereitet er seinen nächsten | |
Gang zum Gericht vor, um auf seinem Ansinnen zu bestehen. Vermutlich zieht | |
er dieses Mal vor das oberste Gericht. | |
## Nur einen Tag lang in Kraft | |
Die drei RichterInnen des Gerichtshofs in San Francisco mussten mit ihrem | |
Urteil klären, ob das am 27. Januar von Trump verhängte Einreiseverbot | |
gegen Staatsangehörige aus sieben Ländern (Syrien, Iran, Irak, Jemen, | |
Sudan, Somalia und Libyen) erneut in Kraft treten kann. Das „Muslim-Verbot“ | |
war bislang nur einen Tag lang in Kraft. Doch diese Zeit reichte, um | |
Flughäfen in den USA und in aller Welt für hunderte Reisender in Fallen zu | |
verwandeln. Menschen aus den betroffenen Ländern – davon viele langjährige | |
BewohnerInnen der USA mit Greencards und Doppelstaatsangehörigkeiten – | |
wurden entweder schon an Abreiseflughäfen abgewiesen, oder bei der Ankunft | |
in den Empfangshallen in Handschellen in Abschiebezellen an den Flughäfen | |
abgeführt und dort wie VerbrecherInnen behandelt. | |
Gleichzeitig füllten sich die internationalen Flughäfen der USA mit | |
DemonstrantInnen, von denen viele bis in den späten Samstagabend blieben. | |
Sie verlangten die Freilassung der Inhaftierten sowie die Rücknahme von | |
Trumps Anordnung. Hunderte von AnwältInnen kamen ebenfalls zu den | |
Flughäfen, um die Freilassung der Inhaftierten zu erreichen. Noch in der | |
Nacht zu Sonntag entschieden mehrere Gerichte in den USA, die von | |
Menschenrechtsgruppen angerufen worden waren, die Abschiebungen unmittelbar | |
auszusetzen. | |
Wenige Tage später zogen die Bundesstaaten Washington und Minnesota gegen | |
das Dekret vor Gericht. Sie argumentierten mit Nachteilen für ihre | |
Industriezweige und Universitäten, die Menschen aus den betroffenen Ländern | |
beschäftigten. Am 3. Februar schloss sich Bundesrichter James L. Robart in | |
Seattle der Kritik der beiden Bundesstaaten an und hob das Einreiseverbot | |
auf. Seine Entscheidung galt für die gesamten USA. Robart zog sich damit | |
den ungezügelten Zorn von Trump zu. [3][In einem Tweet schrieb der von | |
einem „so genannten Richter“]. Wenige Tage später strengte die US-Regierung | |
das Berufungsverfahren an, das sie am Donnerstagabend verloren hat. | |
Das Einreiseverbot war die Umsetzung eines Versprechens, das Trump seinen | |
AnhängerInnen im Wahlkampf gegeben hatte. Damals kündigte er ein | |
„Einreiseverbot für Muslime“ an sowie ein nationales Register, in das sich | |
MuslimInnen eintragen müssten. Letztlich setzte er sieben Länder auf den | |
Index. Und begründete diesen Schritt damit, dass die nationale Sicherheit | |
der USA gefährdet sei. Dabei haben Staatsangehörige der betroffenen Länder | |
bislang keine Attentate in den USA verübt. Hingegen setzte Trump die großen | |
Herkunftsländer von Terroristen – allen voran Saudi-Arabien – nicht auf | |
seine Liste. | |
Nicht nur Gerichte, sondern auch Universitäten, RestaurantbetreiberInnen | |
und High-Tech-Unternehmen setzten sich wegen der für sie entstehenden | |
Nachteile zur Wehr. Mehrere betroffene Länder drohten ihrerseits | |
Einreiseverbote für US-Angehörige an. Und eine hochkaratig besetzte Gruppe | |
von ehemaligen DiplomatInnen, GeheimdienstlerInnen und PolitikerInnen | |
erklärte, dass das Muslim-Verbot die USA unsicherer mache und der | |
Terrorgruppe „Islamischer Staat“ in die Hände spiele. | |
10 Feb 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Der-US-Praesident-und-seine-Politik/!5381175 | |
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/829836231802515457 | |
[3] /Kommentar-Trump-und-die-Judikative/!5377855 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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