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# taz.de -- Bremerhavens Windkraft-Probleme: Auch du, mein Sohn Uwe?
> Der Windkraftausbau wird gedeckelt. Doch was heißt das für Bremerhaven?
> Und wie setzt sich Uwe Beckmeyer (SPD) für seinen Wahlkreis in Berlin
> ein?
Bild: Hat er Bremerhaven noch im Sinn? Uwe Beckmeyer (SPD), Sohn der Stadt.
BREMEN taz | Stürmische Zeiten für Bremerhaven: Weil sich der Ausbau des
Stromnetzes verzögert, drosselt der Bund den Neubau von Windenergieanlagen
im Norden. Der „Zubau“, wie im Fachjargon die Errichtung neuer
Windkraftanlagen heißt, soll bis 2020 nur noch 58 Prozent des bisherigen
Wachstumsniveaus erreichen. Das sieht eine neue Verordnung der
Bundesnetzagentur vor, die derzeit in Beratung ist und zum 1. März 2017 in
Kraft treten soll.
Doch was heißt das für die Seestadt? Bremerhaven hat sich als
Wirtschaftsstandort stark auf die Windenergie konzentriert – und erhofft
sich nicht zuletzt durch den geplanten Offshore Terminal, vom Ausbau der
erneuerbaren Energien stark zu profitieren.
Eigentlich hat die Stadt in Berlin einen einflussreichen Fürsprecher: Der
parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ist Uwe Beckmeyer
(SPD) – und eben Bremerhavener Bundestagsabgeordneter. Doch der Abstimmung
über die EEG-Novelle im Bundestag blieb er fern, obwohl sie mit Bremerhaven
als Windkraftstandort seinen eigenen Wahlkreis unmittelbar betrifft. Sorgt
er sich nicht um die Zukunft seiner Stadt? Auf Nachfrage der taz möchte er
sich auch zur neuen Verordnung nicht äußern.
Die Bremer Bundestagsabgeordnete Bettina Hornhues (CDU) kritisiert
Beckmeyers Verhalten: „Durch die Novelle sind viele Arbeitsplätze akut
gefährdet und die Wertschöpfungskette im Norden wird negativ getroffen“,
sagte sie der taz. Sie habe gegen ihre eigene Fraktion gestimmt und sich so
auf die Seite ihrer Region gestellt, die durch das Gesetz besonders
benachteiligt würde. „Daher ist es für mich unverständlich, dass mein
Kollege Uwe Beckmeyer als zuständiger Staatssekretär im federführenden
Wirtschaftsministerium sich nicht für seinen eigenen Wahlkreis stark
gemacht hat“, sagte Hornhues.
Dass nun der im Norden produzierte Windstrom gedeckelt werden soll, sieht
auch der Geschäftsführer der Bremerhavener Gesellschaft für
Investitionsförderung und Stadtentwicklung, Nils Schnorrenberger, kritisch:
„Das ist so, als wenn auf der Straße ein Stau ist und man den Autobauern
verbietet, Autos zu bauen“, sagte er zur neuen Verordnung. Den Einsatz
bremischer Politiker für den Standort Bremerhaven sieht er eher
pragmatisch: „Auch wenn sich bremische Politiker ganz doll eingesetzt
hätten, wären sie immer noch die Vertreter des kleinsten Bundeslandes.“
Ohnehin seien allerdings in der Offshore-Industrie keine Arbeitsplätze
bedroht. Bei der Begrenzung des Ausbaus müsse genau regional differenziert
werden: „Die Windanlagen, die in Ballungszentren stehen, wurden bislang nie
gedeckelt“, so Schnorrenberger. Anders sei das bei Windkraftanlagen weit
auf dem Land: „Die produzieren viel Windstrom, und der muss zu den
Abnehmern transportiert werden.“ Deckelungspotenzial sieht er demnach eher
in solchen, fernab jeglicher Industrie liegenden Windparks als in
Bremerhaven.
Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) war ebenfalls gerade in Sachen
Windkraft unterwegs: „Bei der ersten deutsch-taiwanesischen
Offshore-Konferenz in Taipeh haben wir die Interessen des
Windkraftstandorts Bremerhaven vertreten“, sagte er nach seiner Rückkehr.
Die neue Verordnung sieht er eher gelassen: „Es ist bedauerlich, dass der
Ausbau der Offshore-Windenergie derzeit eher restriktiv gehandhabt wird“,
sagte er. „Unmittelbare Konsequenzen für Bremen und Bremerhaven ergeben
sich daraus nicht.
12 Oct 2016
## AUTOREN
Karolina Meyer-Schilf
## TAGS
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
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