# taz.de -- ADFC über Bundesverkehrswegeplan: Freude über Bekenntnis zu Radwe… | |
> Fast 270 Milliarden Euro investiert der Bund in die Infrastruktur, viel | |
> davon in Asphalt. Aber der wird auch zu Fahrradwegen, lobt Rad-Lobbyist | |
> Burkard Stork. | |
Bild: Geht doch! Immer mehr Radfahrer brauchen schließlich immer mehr Platz | |
taz: Herr Stork, erstmals hat eine Bundesregierung Fahrradschnellwege in | |
ihre überregionale Verkehrsplanung aufgenommen. Was bedeutet das für die | |
Fahrradfahrer? | |
Burkard Stork: Das ist ein Bekenntnis des Bundes zu Radschnellwegen, das | |
ist super. Bisher hat er sich davor immer gedrückt und darauf bestanden, | |
dass er eine Verantwortung nur für die Radwege hat, die direkt an | |
Bundesstraßen liegen. Aber offenbar wiegen die verfassungsrechtlichen | |
Bedenken doch nicht so schwer wie gedacht. | |
Der Bund will jetzt prüfen, welche Gesetze er ändern muss, damit er | |
Fahrradschnellwege finanzieren darf. Was steht dem denn im Wege? | |
Bislang ist die Rechtsauffassung, dass der Bund solche Wege nur finanzieren | |
darf, wenn sie den Verkehr an Bundesstraßen flüssiger machen. Ein Radweg | |
zwischen Potsdam und Berlin zum Beispiel wäre gut, sagt der Bund, wir sind | |
aber nicht dafür zuständig. Dabei ist gerade das ein Beispiel dafür, wie | |
man eine Autobahn – die Avus – durch einen Radschnellweg entlasten kann. | |
Gibt es weitere Beispiele? | |
Ja, am weitesten in der Planung ist der große Radschnellweg RS1 von Hamm | |
bis Duisburg. Der wird nachweislich die A 40 massiv entlasten. Die Leute, | |
die auf dieser Autobahn unterwegs sind, fahren im Schnitt unter 10 | |
Kilometer. Das könnten sie auch gut per Fahrrad machen. Es gibt noch viele | |
andere Pläne: Man kann den Flughafen Frankfurt mit seinen 70.000 | |
Mitarbeitern besser an die Stadt anschließen, Erlangen und Nürnberg | |
verbinden oder Hamburg und München besser mit dem Umland. | |
Was macht einen guten Radschnellweg aus? | |
Er ist breit, hat einen leichtläufigen Belag und wird größtenteils | |
kreuzungsfrei geführt. Dann muss der Radfahrer nicht dauernd bremsen. Es | |
geht ja nicht darum, dass Radler auf Hightechrädern mit 35 Stundenkilometer | |
über die Strecke brausen. Wer mit 20 Stundenkilometern radelt ohne ständig | |
anzuhalten, der kommt gut und sicher voran. | |
Wer steigt eher aufs Fahrrad um: Bahnfahrer oder Autofahrer? | |
Das ist schwer zu beantworten. Es gibt Menschen, die eher auf individuelle | |
Verkehrsmittel geprägt sind, andere auf öffentliche. Offenbar ist es | |
leichter, einen Autofahrer aufs Fahrrad zu bekommen, wenn man ihm eine gute | |
Radinfrastruktur anbietet. Und das ist ja auch, was wir wollen. Wir wollen | |
nicht innerhalb des Umweltverbundes wildern. | |
In anderen Ländern fahren viel mehr Berufspendler mit dem Rad, in Holland | |
etwa. Gibt es von dort Studien, bis zu welcher Länge geradelt wird? | |
Die Niederländer sind bei 10 Kilometern, das ist eine Entfernung, die man | |
vernünftig pendeln kann. Sie sind gerade dabei, die Strecke auf 15 | |
Kilometer zu steigern, mit noch besseren Radwegen und mehr | |
Abstellmöglichkeiten in den Städten. | |
Werden die Innenstädte automatisch fahrradfreundlicher, wenn die Pendler | |
aus dem Umland hineinströmen? | |
Nein, das ist eine ganz andere Baustelle. Auch innerhalb der Städte muss | |
kräftig in bessere Radinfrastruktur investiert werden. Man muss | |
beispielsweise parkende Autos verbannen und mehr Platz für den Radverkehr | |
auf der Straße schaffen. | |
Offenbar hat der viel gescholtene Verkehrsminister Alexander Dobrindt die | |
Fahrradwege in den Plan eingebracht. Haben Sie ihm das zugetraut? | |
Ja, habe ich. Er ist zwar ein bis in die Wolle gefärbter Automann, aber er | |
mag innovative, international erfolgreiche Konzepte. | |
3 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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