# taz.de -- Scharfe Kritik an Verkehrswegeplan: BUND sieht Beteiligungsrechte v… | |
> Umweltverbände halten den Verkehrswegeplan der Bundesregierung für | |
> EU-rechtswidrig. Die SPD allerdings ist mit den Verbesserungen zufrieden. | |
Bild: Nicht ohne Bürgerbeteiligung: Straßenbau kostet und belastet die Umwelt | |
Berlin taz | Dass die deutschen Umweltverbände mit der Verkehrspolitik der | |
Bundesregierung nicht komplett einverstanden sind, ist wenig überraschend. | |
Den Bundesverkehrswegeplan, der von der kommenden Woche an in Bundesrat und | |
Bundestag beraten werden soll, halten BUND, Nabu, Germanwatch und VCD aber | |
nicht nur für „katastrophal“, sondern sogar für „EU-rechtswidrig“. | |
Im Verkehrswegeplan legt die Bundesregierung fest, welche Projekte bis 2030 | |
vorrangig umgesetzt werden sollen. Insgesamt sind rund 270 Milliarden Euro | |
vorgesehen, etwa die Hälfte für den Straßenverkehr. | |
Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) kritisiert nun, | |
dass im Rahmen der vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung keine | |
einzige der eingereichten Alternativen zu neuen Straßen ernsthaft geprüft | |
worden sei. „Das ist ein Verstoß gegen elementare Beteiligungsrechte“, | |
sagte der BUND-Verkehrsexperte Werner Reh. Auch Dietmar Oeliger, | |
Verkehrsreferent beim Naturschutzbund, kritisierte, das | |
Beteiligungsverfahren sei „völlig für die Katz“ gewesen. Der Verkehrsclub | |
Deutschland kritisierte, dass bei vielen Schienenprojekten im | |
Verkehrswegeplan die Kosten-Nutzen-Rechnung fehle, sodass diese nicht | |
vordringlich umgesetzt werden können. | |
Mit einer offiziellen Beschwerde, die der BUND eingereicht hat, soll nun | |
die EU zur Prüfung des Verfahrens veranlasst werden. Das hat zwar keine | |
aufschiebende Wirkung, aber der Verband hofft, dass dadurch der Druck auf | |
die Bundestagsfraktionen steigt, den Plan nachzubessern. | |
Dazu gibt es aus Sicht der Umweltverbände auch aus Klima- und | |
Naturschutzsicht viele Gründe. Denn während Deutschland sich in Paris zu | |
einer starken Reduzierung der Treibhausgase verpflichtet habe, werde der | |
CO2-Ausstoß des Verkehrs durch die Straßenbauprojekte des Verkehrswegeplans | |
sogar steigen, sagte Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals: „Damit | |
wird mutwillig gegen selbst gesetzte Ziele verstoßen.“ | |
Dass es im anstehenden parlamentarischen Verfahren Änderungen im Sinne der | |
Umweltverbände gibt, ist allerdings nicht zu erwarten. Die SPD ist | |
zufrieden mit den Nachbesserungen, die Umweltministerin Barbara Hendricks | |
erreicht hat, indem sie den ersten Entwurf von CSU-Verkehrsminister | |
Alexander Dobrindt im Kabinett blockierte. „In der Ressortabstimmung hat | |
die Schiene gewonnen“, sagt SPD-Fraktionsvize Sören Bartol der taz. | |
„Zukünftig wird beim Neu- und Ausbau in Straße und Schiene gleich viel | |
investiert.“ | |
Hendricks ist besonders stolz darauf, dass aus dem Bundeshaushalt künftig | |
auch Radschnellwege finanziert werden können, die nicht entlang von | |
Bundesstraßen verlaufen. 25 Millionen Euro sind dafür vom nächsten Jahr an | |
vorgesehen. Das finden die Umweltverbände zwar gut, aber natürlich nicht | |
ausreichend. „Das ist allenfalls ein winziger Tropfen auf einen extrem | |
heißen Stein“, sagte VCD-Chef Michael Ziesak. | |
2 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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