# taz.de -- Panama Papers über Hongkong: Das Offshore-Geschäft läuft prächt… | |
> Hongkong ist für geräuschlose Offshore-Geschäfte bekannt. Auch Chinas | |
> Führung nutzt sie und verbietet Berichte über die Panama Papers. | |
Bild: Unsichtbar ist alles voller Geld: Straßenszene aus Hongkong | |
HONGKONG ap | Die Finanzkanzlei Mossack Fonseca hat ihren Sitz zwar in | |
Panama, doch die Geschäfte werden woanders gemacht. Zum Beispiel in | |
Hongkong, wo der Dienstleister zwischen 1977 und 2015 mithilfe von mehr als | |
2200 Vermittlern insgesamt 37 675 Briefkastenfirmen für seine Kunden | |
aufsetzte. Das alles geht aus den sogenannten Panama Papers hervor, | |
vertraulichen Unterlagen von Mossack Fonseca, die den Medien zugespielt | |
wurden. Das Unternehmen soll zahlreichen Menschen dabei geholfen haben, ihr | |
Vermögen in Briefkastenfirmen zu parken. | |
Hongkong war damit der wichtigste Markt für die Kanzlei, wie das | |
Recherchenetzwerk International Consortium of Investigative Journalists | |
erklärte. Die chinesische Sonderverwaltungszone hat sich zu einem Zentrum | |
des Offshore-Geschäfts entwickelt. In den Zeitungen werben Dienstleiter mit | |
raschen Firmengründungen und Kontoeröffnungen, bieten Steuer- und | |
Buchhaltungsdienstleistungen an. Die Briefkastenfirmen werden genutzt, um | |
Steuern zu minimieren, politische Risiken zu vermeiden und die | |
Regulierungen in China zu umgehen. Und sie sind vollkommen legal. | |
Die Hongkonger Offshore-Finanz-Maschinerie funktioniert geräuschlos und | |
effizient. Während andere Steuerparadiese wie die Schweiz nach jahrelangem | |
Druck den europäischen und amerikanischen Steuerbehörden nachgaben, wahrt | |
Hongkong trotz einiger Reformen seinen Ruf der Verschwiegenheit und nur | |
loser Kontrollen. „Hongkong zieht diese Art des heißen Geldes aus der | |
Region und weltweit an, teilweise wegen seiner angenommenen Stabilität“, | |
erklärt Ian Willis, ein Partner bei Latymer Partners, einer | |
Unternehmensberatung in London. Hinzu kämen lockere Finanzvorschriften und | |
nur eine begrenzte Transparenz. | |
Die chinesische Regierung hat alle Vorwürfe aus den Panama Papers | |
zurückgewiesen. Das Außenministerium in Peking erklärte, die Berichte seien | |
unbegründet. In den chinesischen Medien wird gar nicht erst über die | |
Unterlagen und ihren Inhalt berichtet. Die Steuerbehörden in Honkong | |
kündigten „notwendige Maßnahmen“ angesichts der Offshore-Leaks an und | |
erklärten, man wolle die Strafverfolgung effektiver machen, wenn die | |
Briefkastenfirmen für illegale Zwecke genutzt werden. | |
## Eine Firma für einen Dollar | |
Ansprechpartner von Mossack Fonseca in Hongkong waren Dienstleister wie P&P | |
Secretarial Management. Das Unternehmen meldete zum Beispiel die | |
Briefkastenfirma Harvest Sun Trading Ltd. in einem Gebäude am Rande des | |
Hongkonger Rotlichtbezirks an. Registriert wurde die Firma auf den | |
Britischen Jungferninseln. Einige Monate nach der Gründung ging sie an | |
Jasmine Li, die Enkelin eines einflussreichen chinesischen Politikers – für | |
einen Dollar. | |
P&P steht nicht im Telefonbuch, am Eingang zu einem Bürogebäude in Bezirk | |
Wan Chai findet sich ebenfalls kein Hinweis auf das Unternehmen. Einen | |
Empfang gibt es nicht und unangemeldete Besucher sind nicht gern gesehen. | |
„Der Chef ist nicht da“, sagt schließlich eine Dame, die immerhin | |
bestätigt, dass P&P ein Büro in dem Gebäude unterhält. „Er ist nächste | |
Woche wieder da.“ | |
Durch kleine Büros wie das von P&P fließen gewaltige Geldsummen, und die | |
stammen nicht nur von Kunden der Kanzlei Mossack Fonseca. Die mittlerweile | |
weltweit bekannte Anwaltsfirma aus Panama machte nach Informationen des | |
ICIJ ein Drittel ihres Geschäfts in China und Hongkong. | |
Die Beliebtheit von Offshore-Firmen in Hongkong hat mit der besonderen | |
Beziehung zu Festland-China zu tun. So gewährt China ausländischen | |
Unternehmen Steuervergünstigungen. Andere Investoren nutzen den Vorteil, | |
mithilfe von Briefkastenfirmen Vermögenswerte auf dem Festland verkaufen zu | |
können, ohne erst Genehmigungen der Behörden dort einholen zu müssen. | |
Hongkong erhebt überhaupt keine Steuern auf Einkünfte, die aus dem Ausland | |
stammen. | |
Die Offshore-Geschäfte sind inzwischen weit verbreitet. Rund 75 Prozent der | |
in Hongkong gelisteten Unternehmen säßen eigentlich auf Bermuda oder den | |
Cayman Inseln, erklärt David Webb, ein früherer Investmentbanker und | |
Aktionärsaktivist. | |
## Peinlich für Chinas Führung | |
Die Offshore-Strukturen werden auch von der politischen und | |
wirtschaftlichen Elite in China genutzt, wie aus den Panama Papers | |
hervorgeht. Sie nutzen ebenfalls Mittelsmänner in Hongkong, um ihr Geld aus | |
dem Land zu bringen. Vorwürfe für ein illegales Vorgehen lassen sich aus | |
den Unterlagen allerdings nicht herauslesen. Trotzdem ist die | |
Berichterstattung peinlich für die chinesische Führung, bemüht sie sich | |
doch derzeit, den Kapitalabfluss aus dem Land zu bremsen und Korruption | |
einzudämmen. | |
Als 2009 der Schwager des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, Deng Jiagui, | |
zwei Unternehmen auf den Britischen Jungferninseln registrieren wollte, | |
wandten sich seine Berater bei Mossack Fonseca an die Hongkonger Firma Wong | |
Brothers & Co, wie Journalisten des ICIJ herausfanden. Partner dort ist | |
Charles Chan Lum Chow, ein früheres Mitglied der Politischen | |
Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes in der Provinz Guangdong, | |
eines beratenden Gremiums des Nationalen Volkskongresses. Dengs Unternehmen | |
ruhten bereits, bevor Xi das Präsidentenamt übernahm. Unklar ist, was mit | |
den Vermögenswerten der Unternehmen passierte, sollten welche vorhanden | |
gewesen sein. | |
„Jeder in der Elite braucht Hongkong“, sagt Ho Fung Hung, außerordentlicher | |
Professor an der Johns-Hopkins-Universität . „Jeder. Sogar Xi Jinpings | |
Familie braucht es. Sie haben keinen Anreiz, diesen Kanal, über den das | |
Geld hinausfließt, zu schließen.“ | |
13 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Erika Kinetz | |
Kelvin Chan | |
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