# taz.de -- Kommentar Schweizer Steuer-Spionage: Nicht der eigentliche Skandal | |
> Mit dem Ankauf von Steuer-CDs hat Deutschland Spielregeln gebrochen. Dass | |
> die Schweiz nun offenbar hierzulande spioniert, ist verständlich. | |
Bild: Erbost: NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) | |
Wenn ein ausländischer Geheimdienst in Deutschland Spionage betreibt, | |
denken viele zunächst an China oder die USA – nicht aber an die Schweiz. | |
Dass nun ausgerechnet ein mutmaßlicher Agent aus der Eidgenossenschaft | |
[1][in Frankfurt am Main wegen Spionage festgenommen wurde], zeigt, wo die | |
deutsch-schweizerische Freundschaft endet – beim Thema Steuerflucht. | |
Der Schweiz ist der Ankauf von Steuerdaten durch deutsche Finanzbehörden | |
seit Langem ein Dorn im Auge. Der festgenommene Spion sollte offenbar | |
erforschen, welche Ermittler mit dem Ankauf betraut sind. Falls die | |
Vorwürfe stimmten, sei das ein „handfester Skandal“, sagte der | |
Finanzminister von Nordrhein-Westfalen, Norbert Walter-Borjans (SPD). | |
Kein Land der Welt erlaubt Spionage auf eigenem Territorium. Ein Skandal | |
ist die Nachrichtentätigkeit des Nachbarlandes dennoch nicht. Mit dem nach | |
Schweizer Recht illegalen Ankauf von Steuerdaten ab 2010 war es Borjans, | |
der die Spielregeln zuerst brach. Dass die Schweiz nun versucht, gegen | |
Straftaten im eigenen Land mit Spionagetätigkeiten im Ausland vorzugehen, | |
ist eine nachvollziehbare Reaktion. Ausspähen unter Freunden „geht gar | |
nicht“, hat Kanzlerin Merkel einmal in Bezug auf den US-Geheimdienstes NSA | |
beklagt. Genauso könne die Schweizer sagen: Der illegale Ankauf von | |
Steuerdaten durch befreundete Staaten geht auch „gar nicht“. | |
Dass vermögende Deutsche ihr Geld lange ungehindert in der Schweiz | |
verstecken konnten, liegt im Übrigen nicht nur am Schweizer Bankgeheimnis, | |
sondern auch daran, dass in Deutschland Steuerflucht lange als | |
Kavaliersdelikt betrachtet und nur unzureichend verfolgt wurde. Noch immer | |
drohen im Vergleich zu Eigentumsdelikten geringe Strafen. Mit der | |
Möglichkeit der Selbstanzeige lässt der Staat Steuerbetrügern sogar noch | |
ein Hintertürchen, um eine Strafe abzuwenden. Nach wie vor sind viele | |
Finanzverwaltungen unterbesetzt. Das ist der eigentliche Skandal. | |
1 May 2017 | |
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## AUTOREN | |
Jörg Wimalasena | |
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