| # taz.de -- Schweizer Spion in Frankfurt verhaftet: Auf Steuerfahnder angesetzt | |
| > Ein festgenommener Schweizer soll deutsche Fahnder ausgeforscht haben. | |
| > Der Schweizer Geheimdienst sagt: Auch das deutsche Vorgehen sei nicht | |
| > stubenrein. | |
| Bild: Für die Schweizer Behörden sind die CDs mit Bankdaten Diebesgut | |
| Berlin rtr | Trotz der mutmaßlichen Bespitzelung deutscher Steuerfahnder | |
| durch einen Schweizer Spion will Nordrhein-Westfalen weiter Schwarzgeld-CDs | |
| von geheimen Informanten kaufen. „Die NRW-Landesregierung und ihr | |
| Finanzminister lassen sich dadurch nicht einschüchtern“, sagte Ressortchef | |
| Norbert Walter-Borjans (SPD) dem Kölner Stadt-Anzeiger. Der deutsche Anwalt | |
| des bereits am Freitag in Frankfurt am Main festgenommenen Schweizers | |
| bestätigte am Wochenende den Spionageverdacht gegen seinen Mandaten. Ziel | |
| solle gewesen sein herauszufinden, welche Fahnder die Datensätze mit | |
| Schwarzgeldkonten kauften und wie dies genau ablaufe. | |
| Der Präsident der Geheimdienstaufsicht im Schweizer Parlament, Alex | |
| Kuprecht, nannte einen solchen Auftrag problematisch. Allerdings habe sich | |
| auch Deutschland mit dem Kauf der zuvor aus Schweizer Banken gestohlenen | |
| Kundendaten nicht sauber verhalten. | |
| Die Bundesanwaltschaft hatte am Freitag erklärt, sie habe einen 54-jährigen | |
| Schweizer in Frankfurt festnehmen lassen. Er sei „dringend verdächtig, seit | |
| Anfang 2012 für den Geheimdienst einer fremden Macht tätig gewesen zu | |
| sein“. Details nannte sie jedoch nicht. Walter-Borjans sagte zu Reuters: | |
| „Falls sich die Geschichte als wahr erweist, wäre das ein handfester | |
| Skandal.“ | |
| Die Behörden in NRW haben seit 2010 elf Steuer-CDs gekauft und dafür | |
| insgesamt 17,9 Millionen Euro an Informanten gezahlt. Im Gegenzug haben sie | |
| dem Fiskus aber Walter-Borjans zufolge bis zu sieben Milliarden Euro an | |
| sonst verlorenen Einnahmen gesichert. | |
| Der Schweizer SonntagsBlick zitierte den Anwalt des Schweizers mit den | |
| Worten: „Mein Mandant soll im Auftrag des Schweizer Nachrichtendienstes in | |
| Deutschland spioniert haben.“ Auch die Welt berichtete, die | |
| Bundesanwaltschaft ermittele gegen einen mutmaßlichen Spion des Schweizer | |
| Geheimdienstes NDB. Er sei im deutschen Finanzsektor aktiv gewesen. Eine | |
| Sprecherin des NDB wollte sich gegenüber Reuters nicht äußern. Das | |
| Schweizer Außenministerium erklärte lediglich: „Wir haben Kenntnis von der | |
| Verhaftung.“ Die Schweiz hat den Ankauf gestohlener CDs durch deutsche | |
| Behörden als illegal bezeichnet. | |
| ## Es geht um „Diebesgut“ | |
| Zur mutmaßlichen Ausspionierung deutscher Steuerfahnder sagte der Schweizer | |
| Geheimdienstaufseher Kuprecht dem Blick: „Wenn ein solcher Operationsbefehl | |
| erlassen wurde, würde ich diesen als zu problematisch erachten.“ Er fügte | |
| hinzu: „Zwischen befreundeten Staaten und Diensten sollte man nicht solche | |
| Operationen machen.“ Allerdings mache das Deutschland auch: „Auch die CDs | |
| mit Bankdaten haben die deutschen Behörden nicht auf stubenreinem Weg | |
| erhalten.“ Es gehe um Diebesgut. Mindestens an einem Kauf war auch der | |
| Bundesnachrichtendienst beteiligt. | |
| Walter-Borjans verteidigte das Vorgehen seiner Beamten. „Die | |
| nordrhein-westfälische Finanzverwaltung erwirbt Steuer-CDs, weil sie | |
| Steuerhinterziehung nicht anders aufklären kann“, sagte er zu Reuters. Die | |
| Gerichte – zuletzt der Europäische Gerichtshof – hätten dieses Vorgehen | |
| ohne Ausnahme bestätigt: „Wer jetzt Jagd auf die Fahnder macht, schützt die | |
| Täter.“ Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte der SPD-Politiker: „Wenn die | |
| Schweiz zum Schutz von Steuerhinterziehern und deren Helfershelfern mit | |
| Geheimdienstaktivitäten und Spionage gegen unsere Fahnder antwortet, ist | |
| das nicht gerade ein Beleg für den vehement propagierten Sinneswandel der | |
| Eidgenössischen Finanzindustrie.“ | |
| Der SonntagsBlick berichtete, Daniel M. sei ein früherer Polizist, der in | |
| den Sicherheitsbereich einer Schweizer Großbank gewechselt sei. | |
| Gleichzeitig habe er als freier Mitarbeiter für den Schweizer | |
| Nachrichtendienst des Bundes (NDB) gearbeitet. In Deutschland drohen für | |
| geheimdienstliche Agententätigkeit bis zu fünf Jahre Haft, in besonders | |
| schweren Fällen bis zu zehn Jahre. | |
| 1 May 2017 | |
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