# taz.de -- Steuerpläne der US-Regierung: Hauptsache, weniger | |
> Die US-Regierung hat die Eckpunkte zur geplanten Reform vorgestellt. Der | |
> Spitzensteuersatz soll gesenkt und das Steuersystem vereinfacht werden. | |
Bild: Wirtschaftsberater Gary Cohn (links) und Finanzminister Steven Mnuchin st… | |
Washington dpa | Mit der größten Steuerreform seit Jahrzehnten will | |
US-Präsident Donald Trump die Wirtschaft ankurbeln und neue Jobs schaffen. | |
Vor allem Unternehmen sowie Arbeitnehmer mit niedrigen und mittleren | |
Einkommen sollen entlastet, das Steuersystem vereinfacht werden. Der | |
Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer soll von derzeit 39,6 auf 35 | |
Prozent sinken. Bei der Besteuerung von Einnahmen, die US-Unternehmen im | |
Ausland erzielen, soll es einen Kurswechsel geben. | |
Das sind Eckpunkte der geplanten Reform, die US-Finanzminister Steven | |
Mnuchin und Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn am Mittwoch in Washington | |
vorstellten. Konkrete Angaben zur Gegenfinanzierung machten sie nicht. Ein | |
erhöhtes Wachstum und die Schließung von Steuerschlupflöchern sollen die | |
Lücken schließen. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs | |
Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft am Zentrum für | |
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim bezeichnete dies als | |
Illusion. | |
Cohn sprach von der größten Steuerreform seit mehr als 30 Jahren, Mnuchin | |
von der „einer der größten Steuersenkungen“ in der Geschichte der USA. Die | |
Reform solle noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Erwartet werden aber | |
harte Verhandlungen im Kongress. Die geplanten Steuererleichterungen würden | |
den ohnehin strapazierten US-Haushalt belasten und die Staatsschulden in | |
die Höhe treiben. Dies wird von Republikanern klassischerweise nicht | |
gutgeheißen. | |
Im Einzelnen sollen die Unternehmenssteuern massiv gesenkt werden, von 35 | |
auf 15 Prozent. Mnuchin sagte, damit solle die Wettbewerbsfähigkeit der | |
US-Firmen erhöht werden. Bisher hätten die USA einen der höchsten | |
Unternehmenssteuersätze. | |
Außerdem soll es den Vorschlägen zufolge bei der Besteuerung von Einnahmen, | |
welche US-Unternehmen im Ausland erzielen, einen Kurswechsel geben. Das | |
bisherige US-Steuersystem verpflichtet Unternehmen, in den USA Steuern auch | |
auf Gewinne zu entrichten, die im Ausland erwirtschaftet wurden. Das hat in | |
einem komplexen System dafür gesorgt, dass US-Firmen Gewinne im Ausland | |
horten. | |
Künftig soll es nach den Reformplänen möglich sein, bereits im Ausland | |
entrichtete Steuern gegen die – dann niedrigere – US-Steuerpflicht | |
aufzurechnen. Mnuchin erhofft sich dadurch, Billionensummen zurückzuholen, | |
die US-Firmen im Ausland parken. | |
Für Privatpersonen soll die Zahl der Steuerstufen von derzeit sieben auf | |
drei sinken, und zwar auf 10, 25 und 35 Prozent. Bisher liegt der | |
Spitzensteuersatz bei 39,6 Prozent. Der Grundfreibetrag soll verdoppelt | |
werden – auf die ersten 24.000 Dollar Jahreseinkommen soll etwa ein Ehepaar | |
gar keine Steuern mehr zahlen. Es soll weniger Abschreibungsmöglichkeiten | |
geben, nur noch für Spenden und Hypothekenzinsen. Der Kinderfreibetrag soll | |
bleiben. | |
Eine umstrittene Grenzausgleichssteuer zur Gegenfinanzierung der | |
Steuerentlastungen ist in den Vorschlägen bisher nicht enthalten sein. Mit | |
einer solchen Steuer würden US-Exporteure entlastet und Importe belastet. | |
Diese könnte insbesondere Deutschland hart treffen. „Eine gute Nachricht | |
für Europa und den Welthandel“, kommentierte Heinemann. | |
## Gegenfinanzierung ungeklärt | |
Die Umsetzung der Steuerreform aber dürfte Monate in Anspruch nehmen. Denn | |
auch wenn beide Kammern des Kongresses und das Weiße Haus von Republikanern | |
geführt werden, sind die Interessen in wichtigen Feldern unterschiedlich. | |
Vor allem die Frage der Gegenfinanzierung ist völlig offen. | |
Heinemann erklärte, die meisten EU-Staaten könnten mit dem Wettbewerbsdruck | |
im Falle eines stark verringerten US-Steuersatzes gut leben. Bislang seien | |
die USA im internationalen Vergleich „ein Hochsteuerland“ für Unternehmen | |
gewesen. | |
27 Apr 2017 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Steuern | |
USA | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Steuerflucht | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Steuerflucht | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Steuerreform in den USA: US-Senat stimmt zu | |
Die republikanische Steuerreform ist in greifbarer Nähe. Bevor Trump das | |
Gesetz unterzeichnen kann, muss das Repräsentantenhaus jedoch erneut | |
darüber abstimmen. | |
Neuer Haushaltsentwurf in den USA: Trump will massiv kürzen | |
Die Regierung von Donald Trump hat ihren Etatentwurf für das Haushaltsjahr | |
2018 vorgelegt. Das Sozialbudget wird stark beschnitten, das Militär kriegt | |
mehr Geld. | |
Dekret erleichtert politisches Engagement: Trump pampert religiöse Gruppen | |
Mit einem Dekret des US-Präsidenten sollen Vorgaben aus dem | |
Bundessteuergesetz aufgeweicht werden. Religiöse gewinnen so mehr Einfluss. | |
Kommentar Schweizer Steuer-Spionage: Nicht der eigentliche Skandal | |
Mit dem Ankauf von Steuer-CDs hat Deutschland Spielregeln gebrochen. Dass | |
die Schweiz nun offenbar hierzulande spioniert, ist verständlich. | |
Kommentar zu Trumps Steuerplänen: Null mal null ist null | |
Trump plant die aus seiner Sicht größte Steuerreform aller Zeiten – und | |
keiner reagiert. Das liegt nicht nur daran, dass er sich nicht durchsetzen | |
kann. | |
Steuerflucht von Großkonzernen: Die Dollar-Verschieber | |
Die 50 größten US-Konzerne haben von 2009 bis 2015 1,6 Billionen Dollar in | |
Steueroasen geparkt. Damit das legal bleibt, lobbyieren sie massiv. | |
Debatte Trumps Wirtschaftspolitik: Tea Party für alle | |
Trumps Jobwunder bleibt aus, denn er will kein Geld dafür ausgeben. Jetzt | |
zeigt sich, wie egal dem Präsidenten das siechende Heartland ist. |