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# taz.de -- Steuerflucht von Großkonzernen: Die Dollar-Verschieber
> Die 50 größten US-Konzerne haben von 2009 bis 2015 1,6 Billionen Dollar
> in Steueroasen geparkt. Damit das legal bleibt, lobbyieren sie massiv.
Bild: Paradiesisch, vor allem für Konzerne: die Cayman-Islands
Berlin taz | Ob Coca-Cola oder Apple: Die amerikanischen Großkonzerne
nutzen ein lukratives Geschäftsmodell. Sie verschieben ihre Gewinne in
Steueroasen, um den Fiskus zu prellen. Von 2009 bis 2015 haben die 50
größten US-Unternehmen insgesamt 1,6 Billionen Dollar in Steuerparadiesen
geparkt, wie aus einer neuen Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam
hervorgeht.
Die Unternehmen handeln nicht etwa kriminell, sondern ihre Steuerflucht ist
völlig legal: Sie gründen einfach Tochterfirmen. 2015 kamen die 50 größten
US-Konzerne gemeinsam auf 1.751 Filialen in den Steueroasen. Dies waren 143
mehr als noch 2014.
Durch den Umweg über die Steueroasen konnten die 50 größten US-Konzerne
ihre Gewinnsteuern auf 25,9 Prozent drücken – der offizielle Steuersatz für
Unternehmen liegt in den USA bei 35 Prozent. In konkrete Zahlen umgerechnet
bedeutet dies, dass die Firmen zwischen 2009 und 2015 insgesamt 423
Milliarden Dollar an Steuern gespart haben.
Die Firmen überlassen nichts dem Zufall und investieren massiv in die
Lobbyarbeit, um sicherzustellen, dass die Steuerflucht legal bleibt. Von
2009 bis 2015 haben die 50 größten US-Konzerne gemeinsam 2,5 Milliarden
Dollar ausgegeben, um die US-Regierung zu beeinflussen. Davon flossen 325
Millionen direkt in die Lobbyarbeit zur Steuerpolitik. Die Rendite ist
enorm, wie Oxfam ausgerechnet hat: Jeder Lobby-Dollar hat den Unternehmen
1.200 Dollar an Steuernachlässen eingebracht.
## Trump will „Amnestie“ für Auslandsmilliarden
Durch die Steuerflucht wird der Wettbewerb verzerrt, denn kleine Firmen
können nicht ins Ausland ausweichen. Die US-Konzerne wenden ihre
Steuertricks jedoch nicht nur in ihrem Heimatland an. Die gleichen Methoden
werden von diesen transnationalen Firmen auch im Ausland genutzt. Besonders
betroffen sind die Entwicklungsländer: Die UN schätzt, dass diesen ärmsten
Staaten so jährlich 100 Milliarden Dollar an Steuern entgehen.
Bisher hatten die US-Konzerne jedoch ein Problem: Wenn die Gewinne erst
einmal in die Steueroasen abgeflossen waren, lagen sie dort oft nutzlos auf
den Konten. Die Profite konnten nicht in die USA zurückgebracht werden,
ohne dass Steuernachzahlungen fällig wurden.
Der neue US-Präsident Donald Trump hat schon eine „Amnestie“ für diese
Auslandsmilliarden angekündigt. Wie Oxfam warnt, würde die Steuerflucht
dann noch lukrativer: „Die 50 Konzerne würden einen Zusatzprofit von
weiteren 327 Milliarden Dollar auf die Gewinne machen, die sie in den
Steueroasen geparkt haben.“
12 Apr 2017
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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