# taz.de -- Mann aus Hongkong in China aufgetaucht: Verschleppte China einen Mi… | |
> Erst verschwand der Milliardär Xiao Jianhua aus Hongkong. Nun tauchte er | |
> in China auf. In einer Zeitung erschien ein Treuebekenntnis zur Partei. | |
Bild: War eine Woche verschwunden: Xiao Jianhua (Archivbild 2013) | |
PEKING taz | Vor einem Jahr waren es fünf Buchhändler – nun haben | |
chinesische Agenten einen Milliardär aus der südchinesischen | |
Sonderverwaltungszone Hongkong aufgesucht und zum Verhör in die | |
kommunistisch regierte Volksrepublik mitgenommen. | |
Xiao Jianhua, mit einem geschätzten Vermögen von rund fünf Milliarden | |
US-Dollar einer der reichsten Männer Ostasiens, wurde fast eine Woche lang | |
vermisst. Die in New York erscheinende chinesischsprachige Zeitung Minjing | |
News hatte als erstes darüber berichtet. Nun bestätigt sich, dass | |
chinesische Agenten den 45-Jährigen am 27. Januar in einem Luxushotel der | |
Finanzmetropole aufgesucht und sie zusammen wenig später die Grenze zur | |
Volksrepublik überquert haben. Die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong | |
ist seit 1997 zwar Teil Chinas, genießt aber einen Sonderstatus mit | |
unabhängigem Rechtssystem. Die Hongkonger Verwaltung bestreitet jegliche | |
Beteiligung. | |
Geboren ist Xiao zwar in China. Er besitzt jedoch die kanadische | |
Staatsbürgerschaft und hält sogar einen Diplomatenpass des karibischen | |
Inselstaates Antigua und Barbuda. Seit 2014 lebt Xiao in Hongkong. | |
Anfang der Woche veröffentlichte seine in Peking ansässige Firma | |
Tomorrow-Group über die Kurznachrichtenplattform WeChat zwei Mitteilungen, | |
in denen versichert wurde, dass Xiao „nicht verschleppt“ wurde, sondern | |
sich zur Behandlung „im Ausland“ befinde. Am Mittwoch erschien auf der | |
Titelseite der Hongkonger Zeitung Ming Pao eine Anzeige in Xiaos Namen mit | |
einem Treuebekenntnis zur Kommunistischen Partei. „Ich habe die Partei und | |
das Land immer geliebt“, heißt es darin. Und weiter: „Ich glaube persönli… | |
daran, dass die chinesische Regierung zivilisiert und rechtsstaatlich ist.“ | |
Nach Angaben der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post hat | |
sich Xiao [1][inzwischen bei Familienangehörigen gemeldet]. Gegen ihn | |
selbst würden die chinesischen Behörden nicht vorgehen, sondern er würde | |
lediglich als „Zeuge“ befragt, heißt es. Unter welchen genauen Umständen … | |
jedoch nach China gebracht wurde, ist weiterhin nicht bekannt. | |
Die chinesische Führung unter Staats- und Parteichef Xi Jinping geht seit | |
nunmehr vier Jahren mit einer groß angelegten Kampagne gegen Korruption | |
vor. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua hat der | |
chinesische Staatsappparat seitdem fast 1,2 Millionen Ermittlungsverfahren | |
durchgeführt. Allein im vergangenen Jahr seien rund 410.000 Funktionäre | |
bestraft worden, davon 76 auf Ministerebene. Auch im Ausland geht Chinas | |
Führung verstärkt gegen korrupte Landsleute vor – teils verdeckt, teils | |
offiziell. Peking hat eine Reihe von Regierungen dafür gewonnen, mit dem | |
chinesischen Sicherheitsapparat zu kooperieren. | |
## Die Panama Papers und die Partei | |
Dass der Milliardär Xiao im Besitz eines Diplomatenpasses eines | |
Karibikstaates ist, lässt aufhorchen. Anonyme Quellen hatten 2014 einem | |
internationalen Journalistenverbund Millionen Daten der in Panama | |
ansässigen Finanzkanzlei Mossack Fonseca zugespielt. Diese Daten gaben | |
Aufschluss über illegale Steuerflucht und Geldwäsche zahlreicher Politiker | |
und Vermögender aus aller Welt. Fast ein Drittel der Kunden dieser Kanzlei | |
stammt den Berichten zufolge aus China oder Hongkong. | |
In den chinesischen Staatsmedien wurden die Panama Papers kaum | |
thematisiert. Das Tabu in China dürfte sich daraus erklären, dass nicht nur | |
chinesische Geschäftsleute Briefkastenfirmen in Panama betreiben und auf | |
diese Weise ihr Vermögen verschleiern, sondern auch Angehörige von | |
chinesischen Spitzenpolitikern, darunter der Schwager von Staatschef Xi. | |
Auch dazu äußerte sich die chinesische Führung nicht. | |
Im Fall des Milliardärs Xiaos stellen die Hongkonger Sicherheitsbehörden | |
nun klar: Es werde „nicht zugelassen, dass Sicherheitskräfte von außerhalb | |
Hongkongs in Hongkong tätig werden“. Das hatten sie allerdings auch vor | |
einem Jahr schon erklärt, als fünf Buchhändler, die chinakritische | |
Literatur vertrieben, plötzlich verschwanden. Sie tauchten ebenfalls später | |
in der Volksrepublik auf und legten ein öffentliches Geständnis ab, von | |
denen viele Hongkonger glauben, dass sie erzwungen sind. | |
2 Feb 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.scmp.com/news/china/policies-politics/article/2066744/missing-ch… | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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