# taz.de -- Kolumne Dumme weiße Männer: Oh, wie weiß ist Panama | |
> Nicht zufällig sind die meisten Namen aus den „Panama Papers“ von weißen | |
> Männern. Denn zum Kapitalismus gehören auch Rassismus und Sexismus. | |
Bild: Darf man vom Briefkasten auf den Besitzer schließen? | |
Wundert es eigentlich jemanden, dass die meisten Namen aus den „Panama | |
Papers“, die bisher bekannt sind, weißen Männern gehören? Klar sind da auch | |
Drittwelt-Despoten und Ostblock-Oligarchen [1][unter den Kunden] der | |
[2][vom Nachkommen eines Altnazis gegründeten Steueroptimiererkanzlei], | |
Mossack Fonseca, in seltenen Fällen auch eine Frau. Aber die größte Gruppe | |
sind weiße Männer. | |
Bisher haben die Medien mit Zugriff auf die Datenbanken nur einen kleinen | |
Ausschnitt bekannt gegeben. Auffällig fehlen Namen [3][aus Westeuropa] | |
[4][und Nordamerika] – doch wie [5][die neuesten Enthüllungen zu deutschen | |
Kunden] in den „Papers“ zeigen, wird der Anteil weißer Männer mit ihnen | |
wohl noch steigen. | |
Nein, überraschend ist das nicht. Denn Mossack Fonseca muss man sich erst | |
einmal leisten können und da spielen Frauen und Nicht-Weiße selten ganz | |
vorne mit. Weiße Männer leiten die [6][übelsten der Konzerne der Welt] und | |
füllen die Vorstände der dreckigsten Industrien. Und weiße Männer | |
assistieren vorwiegend weiße Männer beim Verheimlichen ihres Reichtums. | |
Hier geht es nicht um ein paar weiße Raben, sondern um ein System, das den | |
Großteil des Wohlstands der Menschheit bei einer kleinen Elite abliefert. | |
Und nicht zufällig ist diese Elite weiß und männlich. Die Krux ist: Das | |
System soll auch so funktionieren und Firmen wie Mossack Fonseca sind keine | |
Anomalien. | |
## Der koloniale Kapitalismus lebt | |
Der Grundstein des modernen Kapitalismus wurde in den vergangenen | |
Jahrhunderten gesetzt, in denen weiße Männer [7][die Bürde übernahmen, den | |
Rest der Welt zu plündern] und ihre EinwohnerInnen zur Herstellung von | |
Wohlstand zu zwingen. In den fruchtbarsten Gegenden der Welt bauten sie | |
staatliche Strukturen ab und ersetzten sie mit privatwirtschaftlich | |
funktionierenden Großgütern. In anderen vertrieben sie die Einheimischen, | |
um ihr Land zu klauen, oder sie raubten die Menschen, um sie in als „Farms“ | |
beschönigten Arbeitslagern zur Arbeit zu zwingen. | |
Gerade die Geschichte Panamas sollte da nicht vergessen werden: Es ist | |
schon seit Jahrhunderten ein Ort, aus dem Ausbeutung organisiert wurde. Die | |
[8][Spanier eroberten von hier aus die Amerikas] und verluden hier das | |
Gold, dass sie aus dem „neuen Kontinent“ raubten. Und der Kanal, für den | |
das Land so bekannt ist, wurde auch für den Welthandel gegraben – ohne | |
Rücksicht auf die Bewohner. | |
London ist auch lange nach Ende des Kolonialismus das große Zentrum des | |
Kapitalismus der Welt. Denn einerseits hat es mit der politischen Befreiung | |
von Kolonialismus und Sklaverei keine Reparationen gegeben – allein [9][die | |
Rechnung, die Indien an Großbritannien stellen müsste], würde wohl ein | |
Vielfaches der heutigen Wirtschaftsleistung der gesamten Welt übersteigen. | |
Und andererseits bestehen [10][die parasitären Wirtschaftsbeziehungen] bis | |
heute weiter: Die Wohlfahrtsstaaten des globalen Nordens werden noch immer | |
mit ungerechten Ressourcenentnahmen im Globalen Süden finanziert. | |
Dass ein kleiner Teil der Menschen sich der Finanzierung dieser | |
Wohlfahrtsstaaten entzieht und das Geld lieber auf Privatkonten | |
verschwinden lässt, ist deshalb nur die Spitze des Skandals. | |
## Unnötige Differenzierungen | |
Und deshalb sind unnötige Differenzierungen überflüssig. Ist das, was die | |
Kunden der Nazierben-Firma da machten, illegal gewesen oder nur moralisch | |
verwerflich? Es sei „nicht illegal, Firmen im Ausland zu gründen“, | |
[11][heißt es von einem weißen Mann der CDU]. Nur ist eine Briefkastenfirma | |
weder eine Fabrik zur Herstellung von Gütern noch ein Büro, das | |
Dienstleistungen anzubieten. Sie ist einfach nur für die Durchleitung von | |
Geld da. | |
Steuervermeidung und -hinterziehung nehmen sich da nicht viel: Schließlich | |
haben Steuervermeider ja nicht irgendein gegnerisches System ausgetrickst, | |
sondern die Schlupflöcher sind meist von ihnen selbst oder von Verbündeten | |
in Lobbyfirmen und Parlamenten geschaffen worden. Seit Sonntag wettern die | |
weißen Männer [12][Wolfgang „Es gibt Bedarf an Transparenz“ Schäuble und | |
Sigmar „Die Geldgier der Superreichen“ Gabriel] wegen der „Panama Papers�… | |
Doch an anderer Stelle, zum Beispiel bei TTIP, haben sie [13][auch kein | |
Problem] damit, demokratische Prozesse und Transparenz [14][den Profiten | |
von internationalen Konzernen zu opfern]. | |
6 Apr 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://panamapapers.icij.org/the_power_players | |
[2] /!5291797/ | |
[3] http://twitter.com/ploechinger/status/716763595820941312 | |
[4] http://www.craigmurray.org.uk/archives/2016/04/corporate-media-gatekeepers-… | |
[5] /!5292097 | |
[6] /Kolumne-Dumme-weisse-Maenner/!5266052/ | |
[7] /!5278778 | |
[8] http://monde-diplomatique.de/artikel/!5207178 | |
[9] http://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/2015/no… | |
[10] https://youtu.be/uWSxzjyMNpU | |
[11] http://www.spiegel.de/politik/ausland/panama-papers-sigmundur-david-gunnla… | |
[12] /!5292084 | |
[13] http://www.t-online.de/wirtschaft/id_74308726/wolfgang-schaeuble-scheitern… | |
[14] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-sigmar-gabriel-setzt-sich-mi… | |
## AUTOREN | |
Lalon Sander | |
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