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# taz.de -- Kolumne Dumme weiße Männer: Umgekehrter Rassismus und Sexismus
> Viele Linke glauben, Rassismus gegen Weiße und Sexismus gegen Männer
> könne es gar nicht geben. Das ist doch absurd.
Bild: Sind weiße Männer die größten Opfer?
Immer wieder schreiben dumme weiße Männer unter und über meine Kolumne, sie
sei rassistisch und sexistisch. Wenn da steht, die meisten
Steuerhinterzieher seien weiße Männer, verstehen sie, dass die meisten
weißen Männer Steuerhinterzieher seien. Sexistisch und rassistisch? Dabei
habe ich doch schon im [1][Kolumnenauftakt deutlich klargestellt], dass
einige meiner besten Freunde weiße Männer sind. Dankenswerterweise findet
sich dann meist ein weißer Schlaumeier, der den guten Kampf aufnimmt,
seinen Genossen in den Rücken fällt und darauf hinweist, dass es Rassismus
gegen Weiße und Sexismus gegen Männer ja gar nicht geben könne. Eine
bizarre Theorie, die von vielen Linken geteilt wird.
Denn wenn man wollte, könnte man sehr wohl rassistisch und sexistisch gegen
weiße Männer sein. [2][Dafür bräuchte man nur eine Zeitmaschine], wie sie
schon der australische Comedian Aamer Rahman nutzte.
Man würde einige Jahrtausende zurückreisen, um die Menschheit dann
abzupassen, wenn sie noch klein ist und die Saat für das weltweite
Matriarchat säen. Dieses würde sich über die Jahrtausende zu einer
komplizierten Damenschaft weiterentwickeln – denn das Matriarchat würde
keine gefühlige, feminine Liebhaben-Gesellschaft sein, sondern ein
knallhartes Unterdrückungs- und Disziplinierungssystem, mit dem Frauen
Männer ihrem Willen unterwerfen und gefügig halten würden. Am Ende wäre es
so allgegenwärtig, dass das Feindselige am System weder Opfern noch
Privilegierten richtig bewusst wäre.
Im Matriarchat würden Männer die anstrengenden aber unaufregenden,
wiederkehrenden Arbeiten übernehmen, während sich Frauen damit brüsten
würden, dass sie die wahren Leistungsträgerinnen seien, weil sie die
spektakulären Arbeiten erledigen. Ein willkürliches System würde aus
Körpereigenschaften ableiten, warum sie Männern überlegen sind. Wer kann
schon Gewalt ausüben, [3][argumentierte schon Gloria Steinem], Blut geben,
wenn sie nicht monatlich blutet? Wer kann schon stark sein, wenn sie zwei
leicht verletzliche Eier hat? Wer sonst als Männer sollte sich um die
Kindererziehung kümmern? Die Frauen haben ja schließlich schon die weitaus
wichtigere Arbeit des Gebärens übernommen.
Bei jeder Gelegenheit würde das Matriarchat Männern Vorschriften machen,
die sie blamieren und erniedrigen würden. Es würde ihnen völlig
unpraktische Kleidung vorschreiben, damit alle über ihre mangelnde
Geschicklichkeit bei den einfachsten Aufgaben lachen können. Männer würden
Stunden damit verbringen, den gesellschaftlichen Vorgaben für gutes
Aussehen zu erfüllen. Penishalter wie [4][aus Gerd Brantenbergs „Die
Töchter Egalias“] würden sie sexuell zur Schau stellen, doch wenn sie dann
[5][am exponierten Schwanz begrapscht würden], würde die Schuld dafür bei
ihnen gesucht werden. Jedes Dorf würde ein [6][Göttinnenhaus in der Form
einer Vulva] haben.
Wenn das Matriarchat fest verankert wäre, würde man in die Vorkolonialzeit
weiterreisen. Im späten 15. Jahrhundert würde man eine riesige Koalition
der Herrscherinnen Asiens, Afrikas und der Amerikas schaffen und Europa
kolonisieren. Die unterlegenen weißen Einheimischen würden dazu gezwungen
werden, Cash Crops für weit entfernte Gesellschaften anzubauen. Ganze
Landstriche würden sich nur noch mit dem Anbau von Petersilie und
Zuckerrüben befassen, selbst in den größten Hungersnöten.
## Kartoffelplantagen in China
Die militärische Unterlegenheit der Weißen würde mit ihrer natürlichen
körperlichen Schwäche erklärt werden, ihr Unwissen fremder
Wissenschaftskonzepte mit ihrem göttinnengegebenen Mangel an Intelligenz.
Die Akademikerinnen der zivilisierten Welt würden an dem Beispiel der
Weißen studieren, wie genau Menschen sich von Tieren unterscheiden. Weiße
Frauen würden in einem transasiatischen Sklavinnenhandel nach
Kartoffelplantagen in China verfrachtet werden, weiße Männer würden in den
Häusern der Plantagenbesitzerinnen dienen. Regelmäßig würden die Damen des
Hauses sich an den Haussklaven vergehen, doch wehe den Männern und
Feldsklavinnen, die etwas miteinander anfangen würden.
Im 20. Jahrhundert würden sich die Bedingungen für Männer und Weiße langsam
verbessern. Sufragettinnenführer Martin Luther Queen würde mit einer
riesigen Bewegung das Wahlrecht für Männer erkämpfen und die weiße
Antirassismus-Vordenkerin Simone de Beauvoir würde in ihrem Werk “Weiße
Haut, Braune Masken“ die Folgen der Kolonialzeit in Europa aufarbeiten.
Erstmals würden in dem mächtigsten Staat der Welt ein (schwarzer) Mann und
sogar eine weiße Frau zur Wahl stehen – und dennoch: immer wieder würden
die Weltmächte sich Gründe ausdenken, Europa immer wieder zu zerbomben und
den dortigen Bewohnerinnen den Zutritt zu den Eliteländern im Rest der Welt
erschweren.
In dieser Welt würden selbst die schönsten weißen Männer ihre Körper
hassen. Schauspieler wie Brad Pitt Weißer würden in der Jugend kaum Rollen
finden, weil weiße Männer von schwarzen und braunen Schauspielern [7][in
heller Schminke] gespielt würden. Würden sie doch noch eine Rolle
abbekommen, wären es kurze Auftritte, in knappem Penishalter, als Geliebter
der Superspionin Aishwarya Bond. Donald Trump Kartoffel – benannt nach der
Feldfrucht, zu deren Anbau seine Vorfahrinnen gezwungen wurden – wäre der
unbekannte alleinerziehende Vater von drei Kindern im Weißenghetto von
Shanghai.
Und wenn dann jemand [8][in einer Kolumne] spötteln würde, weiße Männer
seien dumm und humorlos, weil sie für ihre Rechte kämpften, und drohen
würde, sie Affen zu nennen, dann wäre das wohl Rassismus und Sexismus gegen
weiße Männer.
Die Texte und Aufführungen, von denen diese Kolumne inspiriert ist, sind im
Text verlinkt: „Reverse Racism“ (Aamer Rahman), „Die Töchter Egalias“ …
Brantenberg) und „If Men Could Menstruate“ (Gloria Steinem).
28 Apr 2016
## LINKS
[1] /Kolumne-Dumme-weisse-Maenner/!5266052
[2] http://www.youtube.com/watch?v=dw_mRaIHb-M
[3] http://ww3.haverford.edu/psychology/ddavis/p109g/steinem.menstruate.html
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Brantenberg
[5] http://www.youtube.com/watch?v=V4UWxlVvT1A
[6] http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/nov/18/qatar-accidental-vagin…
[7] https://www.youtube.com/watch?v=XebG4TO_xss
[8] http://www.zeit.de/zeit-magazin/2014/41/harald-martenstein-zorn-abgehaengte…
## AUTOREN
Lalon Sander
## TAGS
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Matriarchat
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Jens Spahn
Clausnitz
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