# taz.de -- Rechtsextreme Szene: Immer gewalttätiger | |
> Behörden sehen eine zunehmende Radikalisierung unter Rechtsextremisten. | |
> Der Verfassungsschutz warnt vor einem erheblichen Gewaltpotenzial. | |
Bild: Rechte Gewalt: Nicht nur die Zahl der Anschläge auf Unterkünfte für Fl… | |
Berlin taz | Es war ein klarer Appell. „Wir raten nach den | |
Asylanten-Sexmob-Attacken allen deutschen Frauen zum Selbstschutz“, stellte | |
die NPD Mecklenburg-Vorpommern ihre Sicht auf die Kölner | |
Silvesterübergriffe ins Internet. „Besser als Pfefferspray sind | |
Schreckschusspistolen.“ | |
Einen „Leitfaden“ lieferten die Neonazis gleich mit: für Anträge auf den | |
kleinen Waffenschein. Der Aufruf zur Bewaffnung ist kein Einzelfall in der | |
rechtsextremen Szene mehr. Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen | |
attestiert der Szene nach den Köln-Übergriffen einen weiteren | |
„Radikalisierungsschub in der Anti-Asyl-Agitation“. | |
Bereits zuvor war die Gewaltbereitschaft in der rechtsextremen Szene | |
angestiegen. Die Sicherheitsbehörden zählen inzwischen mehr als 22.000 | |
Neonazis im Land. Die Hälfte gilt ihnen als gewaltbereit – rund 1.000 mehr | |
als im Vorjahr. Das schlägt sich auch in Straftaten nieder. Im Jahr 2015 | |
verübten Rechtsextreme allein bis November 12.660 Straftaten, darunter 846 | |
Gewaltdelikte – ein Anstieg um 40 Prozent zu den vorläufigen Zahlen von | |
2014. | |
Stark angestiegen sind vor allem Straftaten gegen Asylunterkünfte und | |
Flüchtlinge. 1.005 Übergriffe gegen Unterkünfte, darunter 173 Gewalttaten | |
und 92 Brandstiftungen registrierte das BKA im vergangenen Jahr. Im Jahr | |
2014 waren es „nur“ 28 Gewaltdelikte und sechs Brandanschläge. | |
## Unter Wasser setzen statt anzünden | |
In diesem Jahr notierte die Polizei bereits 35 Straftaten gegen | |
Unterkünfte. In einigen Fällen änderten die Täter dabei die Methode: Sie | |
setzten geplante Unterkünfte unter Wasser. Vergangenes Wochenende etwa | |
stiegen Unbekannte in Bismark bei Stendal (Sachsen-Anhalt) in ein Heim ein | |
und drehten sämtliche Wasserhähne auf. Das Haus ist nun unbewohnbar. | |
Der Anführer der Neonazi-Partei Die Rechte, Christian Worch, hatte diese | |
Anschlagsform ausdrücklich als „elegante Aktion“ gelobt. In den | |
Sicherheitsbehörden beobachtet man die Verrohung mit Sorge – vor allem, da | |
ihnen nur 30 Prozent der Anti-Asyl-Täter politisch bekannt waren. Auch auf | |
Pegida-Aufzügen verschärfe sich der Ton, wird gewarnt. Würden die | |
Kundgebungen irgendwann als folgenlos angesehen, könnten sich Teilnehmer | |
noch weiter radikalisieren. Zudem hätten sich Bürgerwehren gebildet, unter | |
die sich auch Rechtsextreme mischten. Es bestehe die Gefahr einer | |
„Grauzone“ zwischen Neonazis und „Protestbürgern“ mit „erheblichem | |
Gewaltpotenzial“, warnt Verfassungsschutzchef Maaßen. | |
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) lädt die Landesjustizminister am 10. | |
März zu einem Rechtsextremismus-Gipfel nach Berlin. Die „Welle | |
fremdenfeindlicher und rechtsradikaler Gewalt“, schrieb er in seiner | |
Einladung, bedrohe inzwischen „den inneren Frieden unserer Gesellschaft“. | |
27 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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