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# taz.de -- Kolumne Der rechte Rand: Die AfD-Verlierer
> Militant orientierte Rechtsextreme wie Christian Worch haben seit dem
> Erstarken des rechtspopulistischen Milieus in Deutschland an Einfluss
> verloren.
Bild: Auf dem absteigenden Ast: Oldschool-Rechtsextreme wie Thomas Wulff (li) u…
Ob er enttäuscht oder ermattet ist, verbittert oder verstimmt? „Nein“,
antwortet Christian Worch auf Nachfrage der taz. Der Mann, der sich selbst
als „Nazi“ bezeichnet und im Norden über Jahrzehnte die militante Szene
vorangetrieben hat, hielt sich in den vergangenen Monaten mit öffentlichen
Äußerungen und Aktionen zurück.
Zwar reihte Worch sich am 14. April in Dortmund bei den rund 600
Marschierenden von „Die Rechte“ ein. Der 62-Jährige trat aber vor den
jüngeren Kameraden nicht als Redner auf. Früher wäre das kaum denkbar
gewesen.
Die rechtsextreme Szene hat seit dem Erstarken des rechtspopulistischen
Milieus in Deutschland an gesellschaftlicher Ausstrahlung verloren. Es gibt
kaum Anhängerzuwachs, kaum Wahlerfolge. Worch hatte, nachdem in Hamburg die
„Nationale Liste“ (NL) verboten wurde, die Organisationsidee der „Freien
Kameradschaften“ mit entworfen. Das war über Jahre das Erfolgsmodell, um
Jugendliche und junge Erwachsene für die „nationale Bewegung“ zu gewinnen.
Ob Bewegung oder Partei – Worch, der schon 1977 in Hamburg bei einer Aktion
mit Eselsmaske und einem Schild mit der Aufschrift „Ich Esel glaube, dass
in Deutschland Juden vergast worden sind“ teilnahm, ist da nicht
dogmatisch. Das NL-Verbot 1995 hinderte ihn nicht daran, 2012 die Partei
„Die Rechte“ zu gründen.
Im vergangen Jahr legte er den Bundesvorsitz jedoch nieder, kaum dass er
wieder gewählt war. Auf dem Parteitag am 28. Oktober 2017 hatten die
Mitglieder sich „uneingeschränkt zur deutschen Volksgemeinschaft bekannt“.
Ein taktischer Fehler für Worch. Bei einem Verbotsverfahren würden sie auf
„verlorenen Posten“ stehen, befürchtete er.
## Aufmarsch abgesagt
Mit der Amtsniederlegung sank sein Einfluss. Über die Wahlchancen von „ Die
Rechte“ macht Worch sich keine Illusionen. Er sieht die Arbeit anderer
rechter Parteien als eine Ursache für den aktuellen Erfolg der AfD. Diese
verkörpere „die Dritte Welle“, glaubt Worch.
Die erste Welle seien die Wahlerfolge der NPD in der 1960er-Jahren gewesen,
die zweite Welle die Erfolge der „Republikaner“ (REP) und der „Deutschen
Volksunion“ (DVU) bei einzelnen Wahlen. „Aller guten Dinge sind drei“,
bemüht er eine Redensart. Bei der AfD sei es nun nicht mehr gelungen, sie
gesellschaftlich so „völlig zu isolieren“ wie die NPD und die REP. Für die
AfD sei es „halt ‚die Gunst der Stunde‘“, so Worch.
Eine Niederlage erlitt die Partei „Die Rechte“ gerade. Ihren Aufmarsch am
Mittwoch in Göttingen musste sie absagen. Die Rechten sollen ihre Anhänger
nicht mobilisiert bekommen haben.
26 Apr 2018
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
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Rechtstextreme
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