| # taz.de -- Rechte Parteien bei den Landtagswahlen: Mehr Street-Credibility als… | |
| > Nicht nur die AfD nimmt der NPD die Wähler weg. Auch radikalere | |
| > Kleinstparteien machen ihr vor den Landtagswahlen zu schaffen. | |
| Bild: Rechte wählen „Die Rechte“. Hier auf einer Demonstration in Leipzig | |
| HAMBURG taz |Der Traum ist aus. Die NPD wollte einst die einzige | |
| Wahlalternative rechts von der Union sein. Mit viel Energie und Bemühungen | |
| hatte der ehemalige langjährige Bundesvorsitzende und heutige | |
| Europaabgeordnete, Udo Voigt, sich um eine Vereinigung der „nationalen | |
| Bewegung“ bemüht, um Konkurrenz von rechts zu unterbinden. | |
| Bei den kommenden Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz wird | |
| der ältesten rechtsextremen Partei Deutschland aber nicht bloß die AfD die | |
| WählerInnen streitig machen, sondern auch zwei Kleinstparteien werden mit | |
| ihr konkurrieren: „Die Rechte“ und „Der III. Weg“. „Eine radikale | |
| Konkurrenz“, sagt David Begrich von der NGO Miteinander e.V. in Magdeburg. | |
| Am 13. März dürften nach Umfragen die AfD-Spitzenkandidaten in | |
| Reinland-Pfalz und in Sachsen-Anhalt, Uwe Jung und André Poggenburg, mit | |
| einem Zuspruch von 9 bis 17 Prozent rechnen. Seit die AfD bei Wahlen | |
| antritt, verliert die NPD an Stimmen. Ein europaweites Phänomen: Wenn | |
| rechtspopulistische Parteien bei Wahlen kandidieren, sinken die Werte für | |
| rechtsextreme Gruppierungen. Dass diese Konkurrenz nicht zur völligen | |
| Wahlniederlage führen muss, offenbarte jedoch die Landtagswahl in Sachsen. | |
| Am 31. August 2014 erreichte die AfD 9,7 Prozent, die NPD scheiterte | |
| äußerst knapp mit 4,9 Prozent am dritten Landtagseinzug. | |
| Ein solches NPD-Ergebnis erwartet Begrich aber in Sachsen-Anhalt nicht. Der | |
| Landesverband scheiterte bei der letzten Landtagswahl zwar auch nur knapp | |
| mit 4,6 Prozent an der 5-Prozent-Hürde, doch die Landespolitik des Verbands | |
| brach fast gänzlich zusammen, so der Experte. Eine Trendwende hin zu mehr | |
| Aktionen gelang dem NPD-Spitzenkandidat Peter Walde bisher nicht. In dies | |
| Lücke stoßen nun die rechten Kleinstparteien. | |
| ## Radikaler und aktionistischer als die NPD | |
| „Die Rechte“ sei gerade für die Anhänger der Freien Kameradschaften und | |
| rechte Hooligans attraktiv, sagt Martin Burgdorf vom Regionalzentrum Nord | |
| von Miteinander in Salzwedel. Sie präsentiert sich radikaler und | |
| aktionistischer als die NPD. Ihre Street-Credibility sei höher, so | |
| Burgdorf. | |
| Die Partei gründete der langjährige Kameradschaftskader Christian Worch | |
| 2012 mit ehemaligen DVU-Mitgliedern. „In ihren Reihen sammelten sich | |
| Personen, die ihre politische Sozialisation in den rechtsextremen | |
| Kameradschaften erlebt haben. In Nordrhein-Westfalen entstand der erste | |
| Landesverband, nachdem sich Mitglieder zuvor verbotener Gruppen der | |
| Autonomen Nationalisten anschlossen“, sagt Begrich. | |
| In Sachsen-Anhalt schloss sich eine ähnliche Klientel an. Bundesweit hat | |
| die Partei um die 500 Mitglieder. Ihr Spitzenkandidat Roman Gleißner hat | |
| Partei- und Parlamentserfahrung: 1998 trat der Soziologe für die „Grauen | |
| Panther“ zur Bundestagswahl an, 2000 arbeitete er für die DVU im | |
| Magdeburger Landtag und war später noch für eine Abspaltung aktiv. Im | |
| Wahlkampf hat „Die Rechte“ wie alle rechten Parteien nur ein Thema: | |
| „Perspektiven schaffen, statt Massenzuwanderung akzeptieren“. „Asylflut | |
| stoppen“ plakatiert „Der III. Weg“ in Rheinland-Pfalz. | |
| ## Tipps und Tricks gegen Flüchtlingsunterkünfte | |
| Die Kleinstpartei um den ehemaligem NPD-Funktionär Klaus Armstroff agierte | |
| schon vor dem Wahlkampf äußert aggressiv gegen Flüchtlinge – wie auch „D… | |
| Rechte“. Auf seiner Webseite bietet „Der III. Weg“ eine Broschüre mit Ti… | |
| und Tricks gegen Flüchtlingsunterkünfte in der Nachbarschaft an. Eine von | |
| der 2013 gegründeten Partei auf Google Maps veröffentlichte Karte von | |
| Flüchtlingsunterkünften wurde im Juli 2015 nach Protesten aus dem Netz | |
| genommen. Die Karte findet sich allerdings noch auf der Webseite der | |
| Partei. | |
| Die Partei sei durch interne Querelen in der NPD entstanden, sagt Felix | |
| Eitel vom Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Rheinland-Pfalz. Mit | |
| unfeinen Mitteln sei Dörthe Armstroff, die Ehefrau von Klaus Armstroff, als | |
| Landesvorsitzende weggemobbt worden. Den schnellen Mitgliederzulauf auf | |
| rund 200 Anhänger bundesweit, so Eitel, verdanke „Der III. Weg“ dem Verbot | |
| der Kameradschaft „Freies Netz Süd“. Eine ähnliche Entwicklung wie bei �… | |
| Rechte“. | |
| Ein großer Redner ist der Vorsitzende, der zugleich der Spitzenkandidat | |
| ist, nicht, sagt Eitel. Stattdessen würde sich der Handwerker gerne in | |
| Dachdeckerkluft zeigen, um zu signalisieren, aus dem „arbeitenden Volk“ zu | |
| stammen. Die NPD in Rheinland-Pfalz erreichte 2011 1,1 Prozent. Ihrer | |
| Spitzenkandidatin Ricarda Riefling dürfte die neue Konkurrenz zu schaffen | |
| machen. | |
| 22 Feb 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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