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# taz.de -- Verteuertes Atommüll-Endlager: Schacht Konrad kommt später
> Die Umrüstung des ehemaligen Salzbergwerks zum Endlager verzögert sich
> weiter. Was heißt das für andere Zwischenlager?
Bild: Schacht Konrad macht immer neue Probleme.
GÖTTINGEN taz | Anti-Atom-Initiativen, Umweltverbände und Wissenschaftler
aus ganz Deutschland treffen sich an diesem Wochenende zu einer
Schacht-Konrad-Konferenz in Salzgitter. Zu diskutieren gibt es reichlich:
Die Umrüstung der früheren Eisenerzgrube Konrad wird nicht nur immer
teurer, auch der Zeitplan ist aus den Fugen geraten.
Frühere Schätzungen gingen von Kosten in Höhe von rund 900 Millionen Euro
aus, inzwischen sind 1,5 Milliarden Euro verbaut, aktuell rechnet das
Bundesamt für Strahlenschutz, dass der Umbau etwa 2,2 Milliarden Euro teuer
wird.
Kaum verlässlicher ist die Terminierung. Waren der Bund und die
Atomwirtschaft zunächst davon ausgegangen, dass das Endlager für schwach-
und mittelradioaktiven Müll 2014 in Betrieb gehen könne, lautet die
offizielle Sprachregelung jetzt: nicht vor 2019. Inoffiziell spricht man
eher von 2021 oder 2024.
## Ahaus könnte wilde Kippe werden
Das hat Folgen für Zwischenlagerstandorte, deren Genehmigungen bald
auslaufen. Etwa für Ahaus in Westfalen: Zunächst zur Aufbewahrung von
hochradioaktiven Abfällen errichtet, erhielt das Lager 2010 eine erweiterte
Betriebsgenehmigung für schwach und mittelaktiven Müll aus dem Abriss
deutscher AKWs. Sie gilt aber nur bis 2020.
Anschließend, so wurde versichert, kämen die Abfälle in den Schacht Konrad.
Peter Dickel von der atomkraftkritischen Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad
spricht von einer Scheinlösung: „Bis 2021 wird mit Sicherheit kein Atommüll
in Konrad eingelagert. Und was wird dann aus Ahaus? Eine wilde Deponie für
Atommüll? Ein ewiges Zwischenlager?“ In Deutschland gebe es etwa 60
Zwischenlager, deren Anwohnern suggeriert werde, dass sie den Atommüll in
absehbarer Zeit in Konrad los würden.
## Es wird eng im - und für den - Schacht
Hinzu kommt: Längst nicht der gesamte anfallende schwach und
mittelradioaktive Abfall kann in Schacht Konrad eingelagert werden – aus
Platzgründen oder weil die Kriterien nicht erfüllt sind. Das gilt etwa für
mehr als 100.000 Kubikmeter abgereichertes Uran aus Gronau und noch einmal
so viele Abfälle aus dem Bergwerk Asse.
Die Initiativen wollen nun beraten, wie die Inbetriebnahme von Schacht
Konrad noch zu verhindern ist. „Nach dem heutigen Stand wäre das Lager
niemals genehmigt worden“, so Dickel. „Dennoch klammern sich Atomindustrie
und Politik beharrlich an diesen Standort, weil er nun ihr einziger
rechtlich abgesicherter Notnagel im Atommülldesaster ist.“
Auch die Stadt Salzgitter will weiter gegen das geplante Endlager Schacht
Konrad vorgehen. Die rechtlichen Mittel der Kommune seien nach den
gescheiterten Klagen zwar ausgeschöpft, sagt ein Verwaltungssprecher. Der
Rat werde aber seinen Einfluss auf politischem Wege geltend machen.
19 Jun 2013
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Reimar Paul
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Schacht Konrad
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