| # taz.de -- Gesetz zur Endlagersuche: „Herr Altmaier: Sie müssen liefern“ | |
| > Peter Altmaier nennt den Endlagerkonsens im Bundestag einen „historischen | |
| > Durchbruch“. Die Opposition sieht noch einige offene Fragen. | |
| Bild: Peter Altmaier mag seinen Endlagerkonsens. | |
| BERLIN dpa | Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) stemmt sich gegen | |
| ein mögliches Scheitern des geplanten Gesetzes für eine bundesweite Suche | |
| nach einem Atommüllendlager. „Dieser Konsens ist ein historischer | |
| Durchbruch“, sagte Altmaier am Freitag in einer Regierungserklärung im | |
| Bundestag bei der ersten Beratung seines Gesetzentwurfs. | |
| Die Frage der Zwischenlagerorte für die 26 noch ausstehenden | |
| Castor-Behälter aus der Wiederaufarbeitung im Ausland würde bis Mitte Juni | |
| geklärt. Dann soll der Bundestag über das Gesetz entscheiden, am 5. Juli | |
| der Bundesrat. Doch SPD und Grüne stellen den Zeitplan inzwischen offen | |
| infrage. | |
| Allerdings begrüßten zugleich alle Fraktionen bis auf die Linke im | |
| Bundestag den am 9. April von Bund und Ländern erzielten überparteilichen | |
| Konsens. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte aber | |
| auch: „Herr Minister Altmaier: Sie müssen liefern.“ Schon bei seiner | |
| Einbringung ins Parlament stehe dieses Gesetzesvorhaben auf der Kippe. | |
| Altmaier müsse daher seine Zusage einlösen, dass keine weiteren | |
| Castor-Behälter in das oberirdische Zwischenlager im niedersächsischen | |
| Gorleben kämen – sonst werde jegliches Vertrauen in den Neustart zerstört, | |
| sagte Weil. Der nahe des Zwischenlagers gelegene Salzstock ist seit über 35 | |
| Jahren die einzige Option. | |
| Zunächst soll bis Ende 2015 eine 24-köpfige Kommission die Kriterien für | |
| die neue Suche erarbeiten. Von 2016 bis 2023 werden bundesweit – ausgehend | |
| von einer „weißen Landkarte“ – mehrere geeignete Standorte in Salz-, Ton- | |
| oder Granitgestein ausgewählt, anschließend sollen mindestens zwei | |
| Standorte unterirdisch verglichen werden. Bis 2031 soll das Endlager in | |
| einer Entscheidung des Bundestags bestimmt werden. | |
| ## Zwei Milliarden Euro Kosten | |
| Es wird mit Kosten von zwei Milliarden Euro gerechnet. „Die Kosten des | |
| Auswahlverfahrens müssen von den Abfallverursachern getragen werden“, sagte | |
| Altmaier. Doch die Energieversorger weigern sich, sie hätten schon 1,6 | |
| Milliarden in Gorleben investiert. | |
| „Wir wollen dieses Kapitel gemeinsam gestalten“, sagte Altmaier – eine | |
| Mahnung, den erstmaligen Konsens in der Endlagerfrage nicht gleich wieder | |
| zu torpedieren. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin bekannte sich zur | |
| Einigung, die offenen Fragen seien aber keine Kleinigkeiten. | |
| Schleswig-Holstein stellte Altmaier eine Art Ultimatum. Die geplante rasche | |
| Verabschiedung könne es nur geben, wenn bis Mitte Juni sechs noch offene | |
| Punkte geklärt würden, heißt es in einem Schreiben von Ministerpräsident | |
| Torsten Albig (SPD), das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. | |
| Schleswig-Holstein pocht unter anderem auf eine definitive Klärung der | |
| Castor-Frage. | |
| ## Wer bezahlt Polizeieinsätze? | |
| Einige Behälter sollen nach Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) und | |
| Philippsburg (Baden-Württemberg), benötigt wird aber eine dritte Option. | |
| Ohne Zustimmung Schleswig-Holsteins könnte das Gesetz an den dann fehlenden | |
| Zwischenlagerkapazitäten scheitern. Im Namen der SPD-regierten Länder | |
| fordert Albig eine Klärung bis zur Ministerpräsidentenkonferenz am 13. Juni | |
| mit Antworten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). | |
| Zu den Forderungen gehört auch die nach einer Klärung, wer die Kosten für | |
| die Polizeieinsätzebei den Castor-Transporten in den Ländern übernimmt | |
| sowie eine definitive Zusage der AKW-Betreiber, die Kosten der neuen Suche | |
| zu tragen. | |
| Außerdem soll untersagt werden, die Genehmigungen der auf 40 Jahre | |
| ausgelegten Zwischenlager zu verlängern. So soll es genug Druck geben, | |
| rasch ein Endlager zu finden. In einer ersten Version des Briefes stand | |
| auch der Name von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann | |
| (Grüne), doch er machte einen Rückzieher, um den Konsens nicht zu | |
| gefährden. | |
| 17 May 2013 | |
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