# taz.de -- Finanzierung von Online-Journalismus: Seht her, sie zahlen doch! | |
> Laut einer Studie zahlen viele Netznutzer für Journalismus im Internet. | |
> Die Zahlen sind kaum aussagekräftig, bieten Verlagen aber Hoffnung. | |
Bild: Mit digitalen Inhalten Geld verdienen? Die Verlage suchen noch nach den r… | |
BERLIN taz | Mathias Döpfner hat eine Mission. Der Vorstandschef von Axel | |
Springer will „die Etablierung von Qualitätsjournalismus im Digitalen“ | |
hinbekommen. Deswegen hat er welt.de eine Paywall verpasst, deswegen hat er | |
bild.de eine Paywall verpasst. Läuft super. Sagen die Verantwortlichen bei | |
Springer. | |
Und nun sieht auch eine [1][Studie] Döpfners Mission auf einem guten Weg. | |
Ein Viertel aller Internetnutzer in Deutschland soll bereits für | |
journalistische Inhalte im Netz zahlen. Das behauptet der Bundesverband | |
Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom), | |
der die Studie in Auftrag gegeben hat. Für den Bitkom-Vizepräsidenten Achim | |
Berg steht damit fest: „Die so genannte Kostenloskultur im Internet ist | |
weniger stark ausgeprägt als immer wieder angenommen wird.“ | |
17 Prozent aller User hätten gar ein Abonnement für bestimmte | |
journalistische Inhalte im Netz. 13,60 Euro durchschnittlich soll der | |
zahlungswillige Online-Kunde pro Monat laut eigener Auskunft dafür | |
bezahlen. | |
Wo all diese Abonnenten das Geld auf den virtuellen Tresen legen, bleibt | |
offen. Bild.de weist für seinen Onlineauftritt jeden Monat 14 Millionen | |
Unique Users aus, hat aber nur gut 150.000 Bildplus-Abonnenten. Auch wenn | |
die Messung des Unique Users recht ungenau ist und die wahre Zahl der | |
einzelnen Besucher niedriger liegen dürfte, ist bild.de von den 17 Prozent, | |
die ein Abonnement haben, noch weit entfernt. Sehr weit. Die Quote der | |
Unique Visitors, die sich für ein Bildplus-Abo entscheiden, liegt momentan | |
bei gut einem Prozent. | |
Dementsprechend aussagekräftig sind auch die Zahlen. Denn zu denen, die der | |
Studie nach für Onlineinhalte bezahlen, zählen laut Bitkom auch jene, die | |
sich ein Digitalabo gönnen. Solch ein Digitalabo bekommen viele Abonnenten | |
von Zeitungen zumeist bereits für ein paar Euro pro Monat oben drauf. | |
## Viele wollen grundsätzlich nicht zahlen | |
Von den Nichtzahlern wären immerhin 31 Prozent „grundsätzlich bereit, für | |
journalistische Angebote im Internet zu bezahlen“. Aber eben 61 Prozent | |
auch grundsätzlich nicht. Das dürfte einen überzeugten Missionar wie | |
Döpfner ärgern. Wobei sich die Hauptgründe für die fehlende Bereitschaft zu | |
zahlen, schon bald erledigt haben könnten bzw. es in den Händen der Verlage | |
liegt, Abhilfe zu schaffen. | |
Denn mit deutlichem Abstand belegt dort der Grund, dass es genug kostenlose | |
Alternativen gibt, den ersten Platz. Sollten sich demnächst auch die zur | |
selbsternannten Quality Alliance gehörenden Blätter (Süddeutsche, FAZ, | |
Handelsblatt und Zeit) dazu entschließen, auf ihren Seiten Mauern zu | |
errichten, könnte es mit den vielen kostenlosen Alternativen bald vorbei | |
sein. Auf Platz zwei: Qualität der Artikel zu gering. Auch da sitzen die | |
Verlage und Redaktionen am Hebel. | |
Platz drei: zu teuer. Klingt stark nach Ermessenssache. Platz vier: | |
Abrechnung zu kompliziert. Da können die Verlage tatsächlich noch zulegen. | |
Wer einmal den gesamten Anmelde- und Bezahlprozess auf einer | |
Nachrichtenseite durchlaufen hat, kann diese Kritik gut nachvollziehen. Er | |
dauert teilweise so lang, dass man währenddessen vergisst, für welchen | |
Artikel man sich da gerade anmeldet und seine Kreditkarteninfos | |
hinterlässt. | |
Was bleibt also von der Bitkom-Studie? Kein Grund zum Jubeln, aber immerhin | |
ein bisschen mehr Hoffnung, dass die Verlage eines Tages doch ausreichend | |
Geld mit digitalen Angeboten verdienen können – und noch genug Arbeit für | |
den Missionar Mathias Döpfner. | |
15 Jan 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bitkom.org/de/presse/8477_78373.aspx | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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