| # taz.de -- Rohstoffe recylen: Müllverbrennung wird überflüssig | |
| > 60 der 70 Verfeuerungssanlagen in Deutschland könnten stillgelegt werden. | |
| > Die Konsequenz: In Zukunft müssen wir unseren Abfall besser trennen. | |
| Bild: Falsch entsorgt: Alt-Handys bleiben ein Problem. | |
| BERLIN taz | Sie stehen in Bielefeld, Essen, Freiburg und in knapp 70 | |
| weiteren Orten in Deutschland – Müllverbrennungsanlagen (MVA). Doch ihre | |
| Zeit soll zu Ende gehen. Bis 2050 „ist damit zu rechnen, dass etwa 60 | |
| Anlagen stillgelegt werden“, sagte am Donnerstag Peter Kurth, der Präsident | |
| des Bundesverbands der Entsorgungswirtschaft. | |
| Die Botschaft an die Betreiber, unter anderem Kommunen und private Firmen: | |
| Wegen der Energiewende werden MVAs überflüssig, das Recycling der Rohstoffe | |
| trete zunehmend in den Vordergrund. | |
| Kurths Ansage zugrunde liegt die neue Studie des Öko-Instituts über den | |
| „Beitrag der Kreislaufwirtschaft zur Energiewende“. Die Ergebnisse werden | |
| die MVA-Betreiber nicht erfreuen, die ebenfalls Mitglieder im | |
| Entsorgungsverband sind. | |
| Laut Planung der Bundesregierung kommen bis zur Mitte dieses Jahrhunderts | |
| mindestens vier Fünftel des in Deutschland verbrauchten Stroms aus | |
| erneuerbaren Quellen – meist Wind- und Sonnenkraftwerken. Deshalb braucht | |
| man weniger elektrische Energie aus anderen Anlagen – auch aus der | |
| Müllverbrennung, die Wärme in Elektrizität umwandelt. | |
| ## Die Emissionen sollen um bis zu 90 Prozent reduziert werden | |
| Die Rentabilität der Abfallkraftwerke könnte damit deutlich sinken. | |
| Außerdem schicken sie unter anderem klimaschädliches Kohlendioxid in die | |
| Atmosphäre. Diese Emissionen sollen bis Mitte des Jahrhunderts ebenfalls um | |
| 80 bis 90 Prozent reduziert werden. | |
| Die Verbrennungskapazität der Anlagen beträgt heute rund 24 Millionen | |
| Tonnen jährlich. „2050 brauchen wir jedoch maximal 5 Millionen Tonnen“, | |
| sagte Kurth, der früher unter anderem als CDU-Finanzsenator in Berlin tätig | |
| war. Die Bundes- und Landespolitik forderte er auf, „ein langfristiges | |
| Konzept zu entwickeln“. „Man darf die Kommunen und Betreiber, für die die | |
| Entwicklung ein Problem darstellt, nicht allein lassen“, sagte Kurth. Was | |
| das heißt, ist unklar. Geld vom Staat? Günter Dehoust vom Öko-Institut | |
| sieht die Studie jedenfalls als den Beginn einer Debatte. | |
| Die Begleiterscheinungen für Wirtschaft und Bürger benennt Dehoust | |
| allerdings deutlich: mehr Mülltrennung und mehr Recycling. Beispielsweise | |
| müsse Bioabfall konsequent getrennt gesammelt werden – so wie es das | |
| Kreislaufwirtschaftsgesetz auch vorsehe. | |
| Eine besondere Herausforderung stellen die Kunststoffe dar, die zum guten | |
| Teil noch einfach verfeuert werden. Und Verbandschef Kurth fügte hinzu: | |
| „Die heutigen Bringsysteme für Elektrokleingeräte sind offensichtlich | |
| untauglich.“ Mobiltelefone, CD-Spieler, Energiesparlampen – diese Produkte | |
| sollen die Verbraucher in Geschäften oder auf Reyclinghöfen abliefern, was | |
| sie aber oft nicht tun. | |
| 31 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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