# taz.de -- Streit um Mülldeponie: Nur ein Staubkorn weniger Müll | |
> Stäube der Bremerhavener Müllverbrennungsanlage dürfen nicht mehr auf den | |
> „Grauen Wall“ – die von anderen Anlagen hingegen aber schon. | |
Bild: Wird seine Filterstäube nicht mehr so leicht los: Müllheizkraftwerk der… | |
BREMEN taz | Seit dem ersten Januar darf die Bremerhavener | |
Entsorgungsgesellschaft (BEG) die Stäube aus dem Elektrofilter ihrer | |
Müllverbrennungsanlage nicht mehr auf der von ihr betriebenen Deponie | |
„Grauer Wall“ entsorgen. Darin erkennt der Landesverband der FDP „einen | |
ersten Erfolg der Bürgerinitiative Keine Erweiterung Grauer Wall (Bikeg).“ | |
Es lohne sich also, sagt der FDP-Landesvorsitzende Hauke Hilz, „wenn Bürger | |
sich gegen die Ignoranz der rot-grünen Regierungskoalition wehren“. Bloß: | |
die Bürgerinitiative Bikeg selbst weiß gar nichts von ihrem „Erfolg“. | |
„Giftige Schlacken und Kesselstäube aus anderen Anlagen dürfen weiterhin | |
auf dem Grauen Wall gelagert werden“, kritisiert Sabine Hanisch von der | |
Bikeg. Damit bestätigt sie, was Lutz Becker, Leiter des Bremerhavener | |
Umweltschutzamtes, sagt: „Die gleichen Stoffe, nur mit weniger | |
wasserlöslichen Anteilen, würden von uns genehmigt werden – das hat etwas | |
mit Verordnungen zu tun, nicht mehr und nicht weniger.“ | |
Dass die Stäube aus der BEG-Anlage nicht mehr auf dem Grauen Wall gelagert | |
werden dürfen, hänge mit den aktuellen und verschärften Umwelt- und | |
Deponiebestimmungen zusammen. Nach denen sei es dem Umweltschutzamt nicht | |
mehr möglich gewesen, den Entsorgungs- und Verwertungsnachweis der BEG | |
weiter zu genehmigen. | |
Die Bikeg ruft für den 24. Januar zu einer Demo gegen die Erweiterung der | |
Deponie Grauer Wall auf, die mit 52 Metern doppelt so hoch werden soll wie | |
bisher. Vor dem Verwaltungsgericht Bremen klagt sie gegen den | |
entsprechenden Planfeststellungsbeschluss des grünen Bausenators. | |
Die Ini fühlt sich von der Umweltbehörde übergangen: „Wir haben zwei | |
Staubproben von Häusern in der Nähe der Deponie mit Proben vom Grauen Wall | |
verglichen“, berichtet sie. Ein Bremerhavener Labor stellte bei den Proben | |
hohe Konzentrationen von Blei und anderen Giftstoffen fest und eine | |
elektronenmikroskopische Untersuchung ergab, dass es sich um Schlacke | |
handelt, wie sie in ähnlicher Form in großen Mengen auf die Deponie gekippt | |
wird. | |
„Aber erst hieß es, die Proben würden gar nicht von der Deponie stammen und | |
dann wurde uns vorgeworfen, ein falsches Messverfahren angewendet zu | |
haben“, sagt Hanisch. „Trotzdem erwarte ich doch, dass man bei der Behörde | |
aufhorcht angesichts der zweifelsfrei hohen Giftkonzentrationen.“ | |
„Wer wissenschaftlich argumentieren will, darf keinesfalls selbst eine | |
Probe nehmen“, sagt Lutz Becker. Beim Thema Grauer Wall sei sehr viel | |
Emotionalität bei den BürgerInnen im Spiel, während der Umweltsenator „all | |
das sehr formal abhandelt“. | |
So auch das Thema „Dichtigkeit“: Hier ist laut Bikeg der Deponie-Untergrund | |
an einigen Stellen viel zu dünn, könnte unter der Müll-Last durchbrechen | |
und das Grundwasser gefährden: „Das ist für die Behörde aber uninteressant, | |
denn es betrifft nicht den Planfeststellungsbeschluss, weil es sich hierbei | |
um einen alten Teil der Deponie handelt“, sagt Hanisch. | |
Immerhin hat der Umweltsenator das Immissionsmessprogramm erweitert: ab | |
März werden an drei Stellen am Grauen Wall ein Jahr lang Staubbelastungen | |
gemessen. „Diese Messstellen wären ohne den Druck der Bürger sicher nicht | |
eingerichtet worden“, sagt Becker. Aber auch das wertet Sabine Hanisch | |
nicht als Erfolg: „Die Messungen bedeuten doch erst einmal nur: Ein Jahr | |
lang staubt’s hier weiter.“ | |
15 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
## TAGS | |
R2G Bremen | |
Müll | |
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