| # taz.de -- Recycling von Handy-Akkus: Explosiver Stoff | |
| > Das Sammeln von Hochenergie-Batterien kann brandgefährlich werden. | |
| > Deshalb soll es nun Extra-Boxen geben. Eigentlich. | |
| Bild: Wohin jetzt noch mal mit dem alten Handy-Akku? | |
| BERLIN taz | In Recycling-Deutschland kommt 2014 ein neuer Sammelbehälter | |
| hinzu. Die gelben Exemplare findet man dann unter anderem im Einzelhandel. | |
| Sie sollen Hochenergiebatterien aufnehmen, die beispielsweise Mobiltelefone | |
| und Akku-Bohrmaschinen mit Strom versorgt haben. | |
| Während die Batterie-Industrie auf die Tube drückt, sind Bau- und | |
| Elektronikmärkte noch zurückhaltend: Sie fürchten den zusätzlichen Arbeits- | |
| und Geldaufwand. | |
| Das neue Recyclingsystem ist nicht für die Stabbatterien gedacht, die die | |
| Verbraucher seit Jahrzehnten etwa als Stromquellen für Taschenlampen | |
| benutzen. Gesammelt und wiederaufbereitet werden sollen die | |
| Hochenergiepakete, deren Anteil stark wächst. Etwa 20 Prozent aller | |
| verkauften Batterien sind mittlerweile wiederaufladbare Akkus für Handys, | |
| Laptops oder Digitalkameras. | |
| ## Brennende Sportautos | |
| Wer einmal Fotos oder Videos von brennenden Tesla-Sportwagen aus den USA | |
| gesehen hat, weiß, worin das Problem besteht: Bei einem Aufprall oder | |
| anderen Arten mechanischer Einwirkung können die Batterien so beschädigt | |
| werden, dass größere Mengen Strom fließen. | |
| „Es ist Vorsicht geboten, weil Hochenergiebatterien bei unsachgemäßem | |
| Umgang Schaden anrichten können, zum Beispiel durch Brand, Explosion oder | |
| das Austreten umweltgefährdender Stoffe“, sagt Georgios Chryssos, Vorstand | |
| der Stiftung GRS Batterien. | |
| Die von den Batterie-Produzenten vor 15 Jahren gegründete Stiftung ist | |
| bundesweit dafür verantwortlich, die kleinen Energiespeicher zu sammeln und | |
| zu verwerten. Der Handel muss sich laut Batteriegesetz daran beteiligen. An | |
| zehntausenden Sammelstellen, beispielsweise in Supermärkten, stehen deshalb | |
| schon heute die grünen Behälter der Stiftung für die Sammlung der | |
| konventionellen Geräte. Jetzt wartet sie mit dem Plan auf, zusätzliche | |
| gelbe Container für Handy- und Laptopakkus danebenzustellen. | |
| Vor allem wird man sie im Fachhandel finden, beispielsweise in Elektronik- | |
| und Baumärkten. Auch auf den kommunalen Recyclinghöfen sollen sie stehen. | |
| Dass allerdings die Verbraucher in jedem Fall mit ihnen in Berührung | |
| kommen, ist noch nicht ausgemacht. Möglicherweise wählen Geschäfte und | |
| Handelsketten auch die Lösung, dass man die Akkus beim Personal abgibt, das | |
| den Elektronikmüll dann sicher deponiert. | |
| ## Einzelhandel fühlt sich übergangen | |
| Das liegt daran, dass sich der GRS und der Einzelhandel nicht einigen | |
| können. Letzterer beschwert sich, dass die Stiftung ihr Vorgehen zu wenig | |
| abgestimmt habe. „Das System ist bislang ohne die Beteiligung des Handels | |
| entwickelt worden“, sagt Kai Falk, Geschäftsführer des Handelsverbandes. | |
| Auch beim Verband der Baumärkte ist man unzufrieden. | |
| Die Verbandsvertreter und Firmen machen sich vor allem Sorgen über den | |
| zusätzlichen Aufwand. Ein Beispiel: Manche der Akkus sind so | |
| leistungsstark, dass man ihre Kontakte mit Klebeband isolieren muss, um | |
| Stromfluss zu vermeiden, bevor sie in der Mülltonne mit anderen Batterien | |
| in Berührung kommen. Das bedeutet: Die Unternehmen müssen Mitarbeiter | |
| schulen und zur Verfügung halten, die die Kunden beraten. Das kostet | |
| Arbeitszeit – und Geld. | |
| Deshalb wollen die Verbände mit der GRS Stiftung jetzt erst einmal über das | |
| „Sicherheitskonzept“ reden. Im Januar soll nun ein Gespräch stattfinden. | |
| Derweil strebt die Stiftung weiterhin die „flächendeckende Aufstellung“ der | |
| neuen Behälter „innerhalb 2014“ an. | |
| 31 Dec 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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