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# taz.de -- Recycling von Ozeanmüll: Flasche mit Meerwert
> „Ocean Plastic“: Der belgische Ökoseifenhersteller Ecover bringt eine
> Spülmittelflasche aus Meeresabfall in den Handel. Das Ergebnis ist grau.
Bild: Unschönes Strandgut an der senegalesischen Küste.
BERLIN taz | Spülmittel ist nicht unbedingt die erste Assoziation zu der
schmutzig-grauen Plastikflasche in Tropfenform. Doch die Farbe ist keine
reine Designfrage, sondern auch der Herkunft des Materials geschuldet: zehn
Prozent des Recyclingkunststoffes ist Müll aus dem Meer. Weltweit landen
jährlich 6,4 Millionen Tonnen Müll in den Ozeanen. Eine Million Seevögel
und 100.000 andere Meereslebewesen sterben jedes Jahr daran. Sonne und
Salzwasser zerreiben das Plastik zu immer kleineren Partikeln, verschwinden
tut es nicht.
Der belgische Ökoseifenhersteller Ecover will mit der dunkelgrauen
Spülmittelflasche die Vermüllung der Meere ins Verbraucherbewusstsein
bringen. In den nächsten Wochen soll sie auch in Deutschland auf den Markt
kommen. Fischer holen im Auftrag der Stiftung Waste Free Oceans den Müll
gegen eine Prämie aus der Nordsee. Sortieranlagen trennen den Abfall, ein
Unternehmen in England stellt den Rohstoff aus Recyclingplastik und dem
Meeresmüll her, ein spezialisierter Kunststofffabrikant in Portugal formt
die Flasche.
Weil der Müll keine einheitliche Farbe hat, ist das Ergebnis grau; Ecover
färbt sogar noch etwas nach. Eine Tonne Ozeanmüll will das Unternehmen
dieses Jahr auf diese Weise wiederverwenden. 2015 soll die Menge auf drei
Tonnen anwachsen. Die Transportwege sind lang, das gibt Ecover zu. Teurer
als die normalen Behälter aus Biokunststoff sei die „Ocean Plastic“-Flasche
wegen der geringen Produktionszahl auch. Es sei jedoch derzeit noch eine
mehr symbolische Aktion und eine Art Testlauf, sagt eine
Unternehmenssprecherin. Energiebilanzen hätten nicht im Vordergrund
gestanden.
„Das hochwertige Recycling von Kunststoffen ist in der Regel die
umweltfreundlichste Entsorgungsart. Der Nutzen kann drei- bis fünfmal höher
als der Aufwand sein“, erklärt Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt (UBA).
„Wenn für die Abfälle, die Fischer ohnehin aus dem Meer ziehen, eine
kostenlose Abfalllogistik zur Verfügung steht, ist von kaum zusätzlichem
Energieaufwand auszugehen.“
Für das „Ocean Plastic“-Projekt sollen Fischer den Müll sowohl im
Tagesgeschäft als auch auf speziellen Fahrten sammeln. 70 Prozent des Mülls
schwimmen jedoch gar nicht oben, sondern sinken ab. Mit der im Ecover-Video
gezeigten Methode, bei der zwei Boote eine Art Fangseil hinter sich
herziehen, bliebe der Großteil also unerreichbar. Immerhin – für die
Spülmittelflasche gibt es keinen Grund, im Meer zu landen: Nach Angaben der
Firma lässt sie sich problemlos recyceln.
25 May 2014
## AUTOREN
Esther Widmann
## TAGS
Recycling
Abfall
Meer
Plastikmüll
Umweltverschmutzung
Nachhaltigkeit
Recycling
Schwerpunkt Klimawandel
Energiekonzerne
UN-Millenniumsziele
Müll
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Fairphone
Müll
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