# taz.de -- Gema über Zensurvorwurf: „Wir sperren keine Videos“ | |
> Livestreams vom Euromaidan sind auf Youtube gesperrt. Die Gema aber habe | |
> damit nichts zu tun, erklärt deren Sprecherin Ursula Goebel. | |
Bild: „Tut uns leid“: Auch der Live-Stream aus Kiew ist gesperrt | |
taz.de: Frau Goebel, auf Youtube waren viele Livestreams aus Kiew mit einem | |
Verweis auf die Gema gesperrt. Bild.de titelte: „Gema schaltet auf dem | |
Maidan die Kameras ab“. Sie selbst | |
//www.gema.de/presse/pressemitteilungen/presse-details/article/statement-zu | |
m-bildde-artikel-gema-schaltet-auf-dem-maidan-die-kameras-ab.html:erklären | |
auf Ihrer Website, die Gema habe mit gesperrten Videos auf Youtube nichts | |
zu tun. Was sagen Sie dazu? | |
Ursula Goebel: Wir bekamen letzten Donnerstag einen Anruf von Herrn Schuler | |
von der Bildzeitung. Er hat uns gefragt, wie es sein kann, dass wir die | |
Livestreams vom Euromaidan auf Youtube sperren. Wir haben ihm erklärt, dass | |
das nicht korrekt ist. Die Gema sperrt keine Titel - mit Ausnahme von 12 | |
Titeln in einem Musterverfahren. Die von Youtube eingeblendeten Sperrtafeln | |
suggerieren fälschlicherweise, die Gema wäre für die Sperrung der Videos | |
verantwortlich. Das stimmt nicht. | |
Was ist dann mit den Livestreams passiert? | |
Wir vermuten, dass die Videos von Youtube gesperrt werden. Wir befinden uns | |
zur Zeit in einem Rechtsstreit mit Youtube. In unserem Hauptverfahren geht | |
es um die Frage, inwieweit der Plattformbetreiber für die dort zugänglich | |
gemachten Musikinhalte haftet. Youtube weigert sich bislang schlicht, eine | |
angemessene Vergütung zu zahlen und vertritt die Meinung, als | |
Speicher-Plattform nur das Hochladen von Videos zu ermöglichen und deswegen | |
für den Content nicht verantwortlich zu sein. Sie wüssten gar nicht, was | |
die User hochladen. Durch die vor- oder nachgeschaltete Werbung findet | |
unserer Meinung nach allerdings doch eine kommerzielle Nutzung statt. Wer | |
gezielt Werbesports schaltet und damit Werbeeinnahmen im Millionenbereich | |
erzielt, der weiß sehr wohl, welchen Inhalt diese Videos haben. | |
Was fordern Sie von Youtube? | |
Die Gema hat für alle Arten der öffentlichen und kommerziellen Musiknutzung | |
einen Tarif. Diese gelten für Seiten wie Spotify genau so wie für den | |
Discobetreiber oder auch für Youtube. Wir halten uns an das Prinzip der | |
Gleichbehandlung. Seit Youtube von Google aufgekauft wurde, haben sie | |
keinen Folgevertrag mehr unterzeichnet. Mit den Sperrtafeln wird die | |
Öffentlichkeit seitdem bewusst in die Irre geführt und die Gema zum | |
Sündenbock der Nation. | |
Warum macht Youtube das? | |
Youtube beeinflusst damit die öffentliche Meinung. So können sie mit dem | |
Finger auf uns zeigen und sagen: „Wir würden euch die Videos ja gerne | |
zeigen, aber die Gema lässt uns nicht.“ Das ist eine geschickte | |
Marketing-Aktion. Dass sie gelingt, sieht man ja an den Hass-Nachrichten, | |
die wir bekommen, oder auch an Zeitungsartikeln wie dem von Herrn Schuler. | |
Wir sind die, die scheinbar den Musikgenuss der Leute behindern. | |
Das heißt, die Sperrtafeln bei Youtube kommen gar nicht von der Gema? | |
Nein, wir sperren grundsätzlich keine Videos. Und gerade bei Videos ohne | |
Musik, wie denen aus Kiew, wäre das ja auch absurd. Auch das Verhalten von | |
Youtube macht keinen Sinn. Wenn die Plattform die Meinung vertritt, sie | |
müsse ohnehin keine Lizenzgebühren an uns zahlen, weil das nicht in ihrer | |
Verantwortung als reinem Host-Anbieter liegt, dann gäbe es ja auch | |
eigentlich keinen Grund, mit Verweis auf uns Videos zu sperren. Das haben | |
wir auch der Bildzeitung erklärt. Am nächsten Tag erschien dann dieser | |
irreführende Artikel. | |
Was hat Youtube davon? | |
Das mit den Sperrtafeln hat Youtube clever gemacht. Ich weiß nicht, welcher | |
Algorithmus dem zugrunde liegt, ob die Sperrungen zufällig erfolgen oder | |
bei Themen, die besonders viel Stimmung machen. Aber es führt ja zum | |
Erfolg. Es ist gelungen, der Gema den Schwarzen Peter zuzuschieben. Leute | |
wettern gegen die Gema, die niemals eine Rechnung von uns bekommen würden. | |
Wir haben mit der privaten Nutzung von Musik nichts zu tun. Durch die | |
Sperrtafeln hat Youtube es geschafft, die Gema doch im Privatleben der | |
Menschen auftauchen zu lassen. Wir sind die, die ihnen den Genuss | |
verwehren. Die Gema ist die Böse. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, | |
an dem wir „Nein“ sagen. Deswegen gehen wir jetzt auch gerichtlich gegen | |
die Sperrtafeln vor. | |
Wie haben Sie auf den Bild-Artikel reagiert? | |
Wir haben schon viele Falschdarstellungen erlebt, aber die Form, die dieser | |
Bericht hatte, geht so nicht. Deswegen haben wir uns entschieden, | |
gerichtlich dagegen vorzugehen. Wir haben eine Gegendarstellung auf unserer | |
Website veröffentlicht und klagen auf Unterlassung und Richtigstellung. | |
Gegen den Vorwurf der Zensur wehren wir uns ganz klar. | |
Warum hat Bild.de den Artikel in dieser Form veröffentlicht? | |
Das habe ich Herrn Schuler auch gefragt. Er hat gesagt, Google habe ihn | |
auch angerufen und gesagt, die Gema sei Schuld. Dann meinte er, das Thema | |
sei ihm zu komplex und er verstehe die Materie nicht. Ich frage mich, warum | |
er dann diesen Bericht geschrieben hat. Wenn einem ein Thema zu heiß ist, | |
dann lässt man halt die Finger davon. Das war ganz klar eine negative | |
Meinungsbeeinflussung und ist mit Schlagzeilen nicht zu rechtfertigen. Mit | |
journalistischem Arbeitsethos hat das nichts zu tun. | |
19 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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