Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Gema will DJs zur Kasse bitten: Ein Tarif, viele Fragen
> Der neue Gema-Tarif für Discjockeys steht kurz vor der Einführung. Für
> viele Plattenaufleger könnte er das Aus bedeuten.
Bild: DJ's sollen bald deutlich mehr an die Gema zahlen.
BERLIN taz | Die Gema führt zum 1. April 2013 neue Vergütungssätze für
Discjockeys ein. Dies teilte die Verwertungsgesellschaft bereits im Februar
mit. Der neue Tarif VR-Ö tritt an die Stelle der bisher zu verrichtenden
Laptoppauschale. Diese mussten die Veranstalter zahlen. Mit dem VR-Ö bittet
die Gema die DJs nun selbst zur Kasse.
„Für viele DJs mit Gagen weit unter Mindestlohnforderungen bedeutet diese
Zwangsabgabe das Aus“, meint [1][Bruno Kramm], Beauftragter für
Urheberrecht der Piratenpartei Deutschland. Nach dem neuen
Vervielfältigungszuschlag müssen DJs für jeden kopierten Gema-geschützten
Track eine jährliche Gebühr von 13 Cent zahlen. Bei vielen DJs ist es nicht
unüblich, Musiksammlungen von mehr als 20.000 Songs zu haben. So können
jährliche Zahlungen von mehreren Tausend Euro entstehen.
DJs sollen zukünftig bei der Gema als Kunden registriert werden und
erhalten im Anschluss Nutzungsrechte, die ihnen in Rechnung gestellt
werden. Der Gema wird dadurch ein umfassendes Kontrollrecht des Repertoires
seiner Kunden eingeräumt.
Auf die noch weitgehend ungeklärten Fragen nach der Kontrolle dieser
Lizenzierung antwortete die Gema per Facebook: „Nachdem es auch Aufgabe der
Gema ist, Urheberrechtsverletzungen nachzugehen, werden wir auch für diesen
Nutzungsbereich ein Szenario entwickeln, um Urheberrechtsverletzungen
festzustellen.“ Unter dem Eintrag vom 20. Februar befinden sich
mittlerweile über 750 Kommentare, in denen die neue Regelung zum Teil aufs
Schärfste kritisiert wird.
## Ein endloser Streit
Der Tarif VR-Ö ist die neueste Episode im langen Streit zwischen
Musikveranstaltern und der Gema. Nachdem die Gema im April letzten Jahres
eine für 2013 anstehende Tarifreform angekündigt hatte, [2][kam es
deutschlandweit zu heftigen Protesten seitens der Veranstalter]. Erst nach
einem Schiedsverfahren vor dem Marken- und Patentamt in München im Dezember
2012 hatte die Gema die Tarifreform vorerst auf 2014 ausgesetzt. Eine
endgültige Entscheidung über die Tarifreform wird im kommenden April
erwartet.
Mit bei den Protesten war auch Olaf Möller. Der Vorsitzende der
Clubcommission kennt die Berliner Clubszene und viele DJs. Im Streit mit
der Gema hat er sich für die Veranstalter stark gemacht. Olaf Möller hat
auch bei dem VR-Ö Bedenken. Er befürchtet, die Gema hätte es ähnlich wie
bei der Tarifreform versäumt, sich mit Experten der Szene
auseinanderzusetzen.
„Viele Fragen scheinen noch ungeklärt zu sein, zum Beispiel was
Vervielfältigung im Einzelnen bedeutet und wann eine Kopie als
Vervielfältigung im Sinne des VR-Ö gewertet wird und wann nicht.“ Eine
Verschiebung des VR-Ö auf 2014 gemeinsam mit der Tarifreform hält er für
sinnvoll: „So könnten manche Gespräche mit Szene-Experten nach dem
Schiedsstellenspruch für die Ausgestaltung aller Tarife benutzt und die
Tarife sauber aufeinander abgestimmt und auch voneinander abgegrenzt
werden.“
Der Tarif befindet sich zur Zeit noch in Verhandlung, doch die geplante
Einführung rückt immer näher. Das Urheberwahrnehmungsgesetz gibt der Gema
das Recht den VR-Ö ohne Absprache einzuführen. Olaf Möller hofft, dass die
Gema sich bis dahin ausreichend Gedanken gemacht haben wird.
11 Mar 2013
## LINKS
[1] /Bruno-Kramm-klagt-gegen-die-Gema/!110175/
[2] /Neues-Tarifkonzept-der-Gema/!105266/
## AUTOREN
Daniel Blum
## TAGS
Gema
DJ
Gebühren
Musik
Bruno Kramm
Google
Gema
Youtube
Gema
Schwerpunkt Urheberrecht
Youtube
Schwerpunkt Urheberrecht
Gema
## ARTIKEL ZUM THEMA
Gema über Zensurvorwurf: „Wir sperren keine Videos“
Livestreams vom Euromaidan sind auf Youtube gesperrt. Die Gema aber habe
damit nichts zu tun, erklärt deren Sprecherin Ursula Goebel.
Einigung über neue Gema-Tarife: Mehr Rechtssicherheit für Partys
Die Gema und der Bundesverband der Musikveranstalter haben sich endlich auf
neue Vergütungs-Regelungen geeinigt. Die Veranstalter zeigen sich
zufrieden.
Neue Gema-Tarife für DJs: Symphonie der Opfer
Die Gema streitet nicht nur mit Youtube. Nun sollen auch DJs für digitale
Tracks zahlen. Das hat einen Shitstorm ausgelöst.
Bruno Kramm klagt gegen die Gema: Der Künstler kümmert sich selbst
Der Piratenpolitiker und Gothic-Musiker Bruno Kramm zieht
öffentlichkeitswirksam gegen die Gema vor Gericht. Es geht um Tantiemen für
Musikverlage.
Gema versus Youtube: Krass rot
Vor Südsudan und Vatikan: Deutschland ist das Land mit den meisten
gesperrten Youtube-Videos. Eine Agentur hat das mit Hilfe einer App
visualisiert.
Digitaler Urheberrechtsstreit: Gema will Millionen von Youtube
Weil sich die Verwertungsgesellschaft mit Youtube nicht einigen kann,
fordert sie nun Schadensersatz. Auch sollen die Hinweise vor gesperrten
Videos weg.
Britisches Copyrightreförmchen: Ein bisschen Friede
Kurz vor Weihnachten hat die britische Regierung eine kleine Reform des
Copyright-Gesetzes angekündigt – bisher eines der restriktivsten
Urheberrechtsregime.
Neues Tarifkonzept der Gema: Komplikationen auf der Tanzfläche
Ein aktuelles Gutachten liefert den Musikclubs neue Argumente in ihrem
Streit gegen die Gema-Tarife. Im Dezember folgt das Schiedsverfahren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.