| # taz.de -- Bruno Kramm klagt gegen die Gema: Der Künstler kümmert sich selbst | |
| > Der Piratenpolitiker und Gothic-Musiker Bruno Kramm zieht | |
| > öffentlichkeitswirksam gegen die Gema vor Gericht. Es geht um Tantiemen | |
| > für Musikverlage. | |
| Bild: Der Wolfgang Kubicki der Piraten: Bruno Kramm (l.), hier mit dem Bundesvo… | |
| Nischenparteien sind, mehr noch als die Etablierten, auf Politiker | |
| angewiesen, die durch ihre Selbstinszenierungsqualitäten für Aufmerksamkeit | |
| sorgen. Bruno Kramm ist insofern ein wichtiger Mann für die Piraten, er | |
| weiß, wie man Remmidemmi macht – und erfüllt für sie eine ähnliche Funkti… | |
| wie Wolfgang Kubicki für die FDP. | |
| Kramms aktueller aufmerksamkeitsökonomischer Coup: Gemeinsam mit Stefan | |
| Ackermann, seinem Mitmusiker bei der Band Das Ich, hat er beim Landgericht | |
| Berlin eine Klage gegen die Verwertungsgesellschaft Gema eingereicht. Der | |
| Künstler, der bei den Piraten Urheberrechtsbeauftragter ist, hält es für | |
| unzulässig, dass Musikverlage an den Gema-Erlösen eines Künstlers beteiligt | |
| werden. An die Verlage fließen 33 oder 40 Prozent des von der | |
| Verwertungsgesellschaft ausgeschütteten Betrags – je nach Art der Nutzung. | |
| Breite Unterstützung dürfte Kramm gewiss sein – weil kaum jemand weiß, was | |
| Musikverlage tun. Kramm, der beim Onlineauftritt des guten alten | |
| Freibeuter-Blatts FAZ eine 14-tägige Kolumne schreibt ([1][„Kramms Hits“]), | |
| stellt zwar nicht die Existenzberechtigung von Musikverlagen an sich in | |
| Frage, kritisiert aber, sie kassierten Tantiemen, „ohne heute noch | |
| relevante Gegenleistungen zu erbringen“. | |
| ## Marketing, Promotion, Management | |
| Es mag Musikverlage geben, die für Künstler nur den Papierkram mit der Gema | |
| abwickeln, aber die Regel ist das nicht. Thorsten Seif, Geschäftsführer des | |
| Musikverlags Tod’s und Fred’s, der beim Hamburger Label Buback Tonträger | |
| (u. a. FSK, Goldene Zitronen) angedockt ist, sagt, zur Arbeit seines | |
| Verlags gehörten „verschiedene Dienstleistungsangebote“: Marketing, | |
| Promotion, Management. | |
| Tod’s und Fred’s etwa trage die Musik der Künstler „in andere Kanäle | |
| hinein“, vermittle Lizensierungen für Werbespots oder Soundtracks. Für | |
| Künstler sei es sinnvoll, solche Aufgaben zu delegieren. Große Musikverlage | |
| tragen zudem dazu bei, Alben vorzufinanzieren. Das Geld holen sie sich dann | |
| durch die Gema-Tantiemen wieder rein. | |
| Diese Bankenfunktion von Verlagen hat auch der Musiker Kramm genutzt. 2012 | |
| hat er das in einem Kommentar im Blog [2][„Der Musikpartisane“] | |
| beschrieben. Vorfinanziert hat sein Album der Verlag Banshee Publishing, | |
| der zum Majorlabel Universal gehört. | |
| Im Kern geht es bei Kramms Klage um eine bekannte Frage: Haben die | |
| klassischen Dienstleister im Musikgeschäft noch ihre Daseinsberechtigung? | |
| Seif stört generell die „neoliberale“ Haltung, die in Kramms Argumentation | |
| zum Ausdruck kommt, dass ein Künstler sein eigener Unternehmer sein soll, | |
| der sich auch noch um alle finanziellen und bürokratischen Belange selbst | |
| kümmert. „Ich mag dagegen das romantische Bild des Künstlers, der sich um | |
| seine Kunst kümmern kann.“ | |
| 1 Feb 2013 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/pop/kramms-hits/ | |
| [2] http://dermusikpartisane.wordpress.com/ | |
| ## AUTOREN | |
| René Martens | |
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