| # taz.de -- Youtube droht mit Video-Sperrung: Tschüss Adele, tschüss Thom Yor… | |
| > Google plant einen Streamingdienst und kann sich mit einigen Indie-Labels | |
| > nicht über die Tarife einigen. Deshalb sollen jetzt Videos gesperrt | |
| > werden. | |
| Bild: Bald offline? Adele-Musikvideo bei Youtube. | |
| Leg dich nicht mit Google an. So lautet der Imperativ, den die | |
| Google-Tochter [1][YouTube] derzeit gegenüber Indie-Labels wenig subtil | |
| übermittelt. Und wenn du dich doch mit ihnen anlegst, dann sperren sie dein | |
| Video. Lassen deine Künstler von der Bildfläche verschwinden. Dich, Adele. | |
| Und auch dich, Thom Yorke. | |
| Denn aktuell gibt es Streit zwischen YouTube und den Indie-Plattenfirmen, | |
| die unter anderem eben Bands wie Radiohead, The National oder The XX | |
| vertreten. Grund ist der von Seiten des Google-Konzerns geplante | |
| Musikstreaming-Dienst, der vermutlich YouTube Music Pass heißen wird und um | |
| deren Tarife man sich nicht einigen kann. | |
| In der zweiten Jahreshälfte soll er gestartet werden, nachdem der | |
| vergleichbare Service [2][Google Play floppte.] Während YouTube sich mit | |
| den Major-Labels (Universal, Sony, Warner) über die pauschale Vergütung | |
| einigte, ging es in den Verhandlungen mit den Indies, die global vom | |
| [3][Worldwide Independent Network (WIN)] vertreten werden, nicht voran. | |
| Am Dienstag kündigte YouTube-Chef [4][Robert Kyncl in einem Interview mit | |
| der] [5][Financial Times] nun an, man wolle den Streaming-Dienst so oder so | |
| starten – dann halt ohne die Independent-Labels. „In einigen Tagen“ fange | |
| man an, auf dem bisher bekannten Clip-Portal Videos von jenen Labels zu | |
| sperren, die der Vereinbarung nicht zustimmen. | |
| Einige Hip-Hop-Plattformen meldeten am Mittwoch, dass YouTube bereits am | |
| Freitag mit dieser Maßnahme beginne. Da Presseanfragen an YouTube in aller | |
| Regelmäßigkeit scheitern, kann man über den Zeitpunkt nur spekulieren. | |
| ## Ruf nach Brüssel | |
| Aus einem Druckmittel, einer Drohgebärde, die YouTube da an den Tag legt, | |
| wird somit wohl schon bald ein abgelaufenes Ultimatum. Im Kampf um den | |
| begehrten Musikstreaming-Markt – in nahezu allen Ländern der Erde wächst | |
| der Markt der Online-Musikdienste – setzt YouTube auf das Recht des | |
| Stärkeren, besser: auf die Macht des Stärkeren. Zudem sprach YouTube-Boss | |
| Kyncl davon, man habe sich ja mit 95 Prozent der Labels in der Branche | |
| geeinigt. | |
| Das stimmt für Deutschland nicht: Hier machen Indie-Labels etwa 30 Prozent | |
| des Markts aus – Tendenz steigend. „Wir haben es mit einem Missbrauch der | |
| Marktmacht zu tun“, sagt Verena Blättermann, Pressesprecherin des | |
| [6][Verbands unabhängiger Musikunternehmen in Deutschland (VUT)], „ähnlich, | |
| wie wir es bei Amazon jüngst gesehen haben.“ Amazon richtete im Buchhandel | |
| kürzlich längere Lieferzeiten bei Produkten von jenen Verlagen ein, die auf | |
| einen für den Großkonzern günstigeren Deal nicht eingehen wollten. | |
| Auf europäischer Ebene werden die Indies von [7][IMPALA (Independent Music | |
| Publishers and Labels Association)] vertreten – IMPALA forderte jüngst die | |
| Europäische Kommission und Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia auf zu | |
| intervenieren. Die Kommission solle sich dafür einsetzen, dass YouTube die | |
| Drohungen und Sperrungen unterlasse. | |
| Die Chefin des globalen Zusammenschlusses der Indies (AIM), Alison Wenham, | |
| kommentierte: „Unsere Mitglieder sind kleine Geschäftsleute, die die | |
| Einnahmen durch das Streaming brauchen, um in neue Talente zu investieren. | |
| Nun wird ihnen von einem der größten Unternehmen der Welt gesagt, dass sie | |
| raus sind aus dem Geschäft. Das ist keine faire Art und Weise, Business zu | |
| machen.“ | |
| ## „Internet der Superstars“ | |
| Die Vertragsparteien YouTube und WIN nennen keine Zahlen zum letzten Stand | |
| der Verhandlungen. Das Angebot YouTubes liege aber noch unter dem Betrag, | |
| den die Anbieter [8][//www.spotify.com/de/:Spotify] oder [9][Deezer] an die | |
| Labels zahlten. Ungefähre Größenordnungen derzeit: Bei Deezer sind es 0,007 | |
| Euro, bei Spotify 0,005 Euro, die pro abgespieltem Track an die | |
| Plattenfirma gehen. Demnach müsste man also auf 10.000 Klicks pro Song | |
| kommen, um 50, 70 oder 90 Euro ausgezahlt zu bekommen. | |
| Derzeit kommen die Indie-Labels bei YouTube-Videos über die eingeblendete | |
| Werbung zu kleinen Erträgen, die eher noch darunter liegen. Während Musiker | |
| wie der linke Punk-Liedermacher Billy Bragg davon ausgehen, dass sich ein | |
| Angebot, das das Indie-Repertoire ausspart, nicht durchsetzen wird, sprach | |
| Ed O‘Brien, Radiohead-Gitarrist, von einem „Internet der Superstars und des | |
| Big Business", falls YouTube seine Marktmacht missbrauche. | |
| Die größten Player auf dem Streamingmarkt sind derzeit Spotify (Stockholm), | |
| Deezer (Paris) und [10][Simfy] (Berlin). Der Umsätze im Bereich Streaming | |
| wuchsen zuletzt in Deutschland innerhalb eines Jahres um über 90 Prozent. | |
| Insgesamt machten die Umsätze des Streaming laut Bundesverband | |
| Musikindustrie im Jahr 2013 etwa fünf Prozent des gesamten Tonträgermarkts | |
| aus. Da der Streaming-Kuchen aber wohl weiterhin rasant wachsen wird, kommt | |
| der Angriff von YouTube nicht so überraschend. Sich hier zur Wehr zu setzen | |
| mit allem was man hat – tolle Künstler, all dem guten ‚Content‘, den man | |
| liefert - ist ein entsprechend weitsichtiges Engagement. | |
| 19 Jun 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.youtube.com/ | |
| [2] /!128918/ | |
| [3] http://winformusic.org/ | |
| [4] http://www.ft.com/intl/cms/s/0/ea6728e2-f568-11e3-afd3-00144feabdc0.html#ax… | |
| [5] http://www.ft.com/intl/cms/s/0/ea6728e2-f568-11e3-afd3-00144feabdc0.html#ax… | |
| [6] http://www.vut.de/vut/ | |
| [7] http://www.impalamusic.org/ | |
| [8] http://https | |
| [9] http://www.deezer.com/ | |
| [10] http://hello.simfy.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Jens Uthoff | |
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