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# taz.de -- Inselstaaten im Klimawandel: Gefahr von allen Seiten
> Sturmfluten und der steigende Meeresspiegel werden kleine Inselstaaten
> verschwinden lassen. Doch manche Schäden sind auch hausgemacht.
Bild: Dem Untergang geweiht: Tarawa, Teil von Kiribati, hier auf einem Foto von…
BERLIN taz | Im Mai verlor Ioane Teitiota seinen Prozess vor dem Obersten
Asylgericht in Neuseeland: Das Land erkennt den 37 Jahre alten Staatsbürger
von Kiribati nicht als Klimaflüchtling an. Teitiota hatte Asyl gefordert,
weil er in seiner Heimat wegen des steigenden Meeresspiegels keine Zukunft
für sich sah.
Sein Präsident sieht das ähnlich. Ende Juni kaufte Anote Tong nach
Medienberichten auf den Fidschi-Inseln, 2.000 Kilometer entfernt, ein
Gelände von 20 Quadratkilometern für 8,7 Millionen Dollar. Für Tong eine
letzte Rückzugsmöglichkeit für seine 110.000 Bürger, die auf 33 kleinen
Inseln im Südpazifik leben. Auch die Malediven haben deshalb in Australien
Land gekauft.
Im Klimawandel werden einige kleine Inselstaaten verschwinden. Selbst wenn
sie nicht untergehen, werden die Lebensumstände dort so schwierig, dass
eine permanente Besiedlung unmöglich wird. Das lässt sich aus den
wissenschaftlichen Fakten herauslesen, die der UN-Klimarat IPCC
zusammengetragen hat.
Demnach leiden die Staaten vor allem unter dem steigenden Meeresspiegel.
Durch die Erwärmung des Wassers und verstärkte Eisschmelze steigen die
Pegel weltweit inzwischen um etwa 3 Millimeter pro Jahr, im Indischen Ozean
und der Südsee dagegen teilweise um das Vierfache – um 12 Millimeter. Das
hat vor allem natürliche Ursachen wie zyklische Erwärmung des Meerwassers,
die vom Klimawandel verstärkt werden.
## Überflutungen versalzen Felder und Süßwasserquellen
Die Folgen für die Inseln sind dramatisch, schreiben die UN-Experten.
„Extreme Wetterereignisse, die auf den steigenden Meeresspiegel treffen,
sind die Hauptursache dafür, dass die Bewohnbarkeit tief liegender Inseln
bedroht ist“, heißt es in dem Bericht. Sturmfluten laufen höher auf und
bedrohen die Küsten. Überflutungen versalzen Felder und Süßwasserquellen.
Erosion knabbert an den Küsten. Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber
breiten sich weiter aus. Der Tourismus als Einnahmequelle leidet unter
zerstörten Stränden und sterbenden Korallenriffen.
Doch die Probleme kommen nicht nur von außen. Laut UN-Bericht senkt sich
etwa auf Vanuatu aus tektonischen Gründen der Boden ab. Auf den Komoren
zerstört der Bergbau den Strand der Inseln, auf den Fidschi-Inseln sind
Zehntausende von Menschen von Überschwemmungen bedroht, weil sie in tief
liegenden Gebieten siedeln und nicht mehr wie früher im Landesinneren
wohnen. Straßen, Hotels und Firmen liegen deshalb näher am Wasser, als es
in Zeiten des Klimawandels klug wäre. Überbevölkerung führt zu informellen
Siedlungen, die anfällig sind.
Anders als oft berichtet, finden die UN-Experten bisher aber keine Hinweise
auf umfangreiche politische Planungen für Umsiedlungen der Bevölkerung. Die
Befürchtungen über Hunderttausende Klimaflüchtlinge halten sie für nicht
belegt. Konkret diskutieren Juristen allerdings schon, welche Rechte ein
untergegangener Staat noch hat. Bisher gilt: wenn eine Insel nicht
permanent bewohnt ist, kann sie auch nicht über Bodenschätze oder
Fischereirechte verfügen.
25 Sep 2014
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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