# taz.de -- US-Militär wird ökologisch bewusster: Angst vor Klimakriegen | |
> Das Pentagon warnt vor einer „akuten Bedrohung“ wegen des Klimawandels. | |
> Doch zugleich sind die US-Streitkräfte weltweit der größte Ölverbraucher. | |
Bild: Womöglich fand in Darfur der „erste Klimakrieg“ statt: Wüste in der… | |
BERLIN taz | Das US-Militär hat einen neuen Feind: den Klimawandel. Der | |
werde „unsere Möglichkeiten beeinträchtigen, unser Land zu verteidigen, und | |
er stellt eine akute Bedrohung für die Sicherheit der USA dar“, heißt es in | |
einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums, der am Montag | |
veröffentlicht wurde. | |
Zum ersten Mal greift damit die mächtigste Militärbürokratie der Welt in | |
die US-Debatte über die Klimapolitik in den USA ein. Und das, obwohl | |
Verteidigungsminister Chuck Hagel als republikanischer Senator immer die | |
Ratifizierung des Kioto-Protokolls durch Washington hintertrieben hat. | |
Jetzt hat Hagel seine Meinung geändert. Auf einer Konferenz in Peru, wo im | |
Dezember die nächste Klimakonferenz stattfindet, warnte er vor den | |
sicherheitspolitischen Gefahren der globalen Veränderungen: „Der Verlust | |
von Gletschern wird Wasserprobleme verursachen, die Zerstörungen durch | |
Hurrikane bringt Instabilität, Dürren und Missernten können Menschen ihre | |
Lebensgrundlage nehmen und massenhafte Migrationswellen auslösen.“ | |
Das Pentagon beobachtet nach diesem Bericht mit Sorge, wie der Klimawandel | |
„Bedrohung multipliziert“. Extremwetter könnten soziale Unruhen auslösen | |
und Menschen radikalisieren, Fluchtbewegungen anstoßen, die Verbreitung von | |
Infektionskrankheiten oder Terrorismus fördern – „wir beginnen diese | |
Auswirkungen zu sehen“, heißt es. Außerdem fürchten die Planer im Pentagon, | |
dass die Arbeit des Militärs durch den Klimawandel beeinträchtigt wird: Sie | |
rechnen mit mehr humanitären Einsätzen, die Menschen und Material | |
erfordern. | |
## Eigentlich ein alter Helm | |
Die Planer sorgen sich um die Verlässlichkeit ihrer Nachschubwege und die | |
Funktionsfähigkeit ihres Materials; zudem warnen sie vor Schwierigkeiten | |
bei militärischen Aktionen durch Stürme, Extremwetter oder gestiegene | |
Meeresspiegel. Schließlich sei auch die militärische Infrastruktur bedroht: | |
Die größte der weltweit 7.000 US-Basen, der Hafenkomplex Hampton Roads in | |
Virginia, sei wegen seiner Lage am Meer bereits heute von häufigen | |
Überschwemmungen bedroht. Vor allem im pazifischen Raum und in der | |
schmelzenden Arktis müssten die Militärplaner ein genaues Augenmerk auf die | |
Folgen des Klimawandels lenken. | |
Die potenzielle Bedrohung durch den Klimawandel ist für Militärs und | |
Geheimdienste eigentlich ein alter Helm. Seit Jahren diskutieren Strategen | |
darüber, ob der Konflikt in Darfur der „erste Klimakrieg“ war. Die [1][New | |
York Times zitiert einen Experten], für den die Dürre in Syrien dazu | |
geführt hat, dass mehr junge Menschen ohne Perspektive in die Städte | |
geflohen sind und sich dort leichter radikalisieren lassen. | |
Doch jetzt bezeichnet das Pentagon den Klimawandel als „akute Bedrohung“, | |
die in konkrete strategische Überlegungen einfließen solle. Analysten sehen | |
darin den Versuch, das Thema im traditionell konservativen | |
Militär-Establishment zu etablieren und wieder hoffähig zu machen. Denn die | |
Regierung Obama bemüht sich international, vor allem aber national um eine | |
Mehrheit für ein Klimaabkommen im nächsten Jahr. | |
„Verteidigungspolitiker müssen Teil dieser Debatte sein“, sagte Hagel. Da | |
kann er in seinem Ministerium gleich anfangen. Das Pentagon ist nach | |
Informationen des Branchendienstes „Daily Energy Report“ der größte | |
Ölverbraucher der Welt. Täglich schlucken die US-Jets und Panzer 360.000 | |
Tonnen Öl. Ihr CO2-Ausstoß ist so groß wie der von Nigeria. | |
14 Oct 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.nytimes.com/2013/05/19/opinion/sunday/friedman-without-water-rev… | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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