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# taz.de -- Weltklimarat legt neuen Bericht vor: Das Zeitfenster wird kleiner
> Der neue IPCC-Bericht schärft Politikern einen stärkeren Einsatz fürs
> Klima ein. Sie hätten nun „eine Ausrede weniger“, nicht zu handeln, sagt
> der IPCC-Vizechef.
Bild: Bis 2100 soll es einen Stopp für den Ausstoß an Treibhausgasen geben
KOPENHAGEN dpa | Der [1][Weltklimarat (IPCC)] hat mit der Zusammenfassung
seiner drei jüngsten Reports zum schnellen Handeln im Kampf gegen den
Klimawandel gemahnt. Zugleich machte er Mut, dass die Erderwärmung mit
weiteren Anstrengungen noch zu stoppen ist. „Wir wissen, dass wir die
Emissionen drastisch reduzieren müssen“, sagte IPCC-Chef Rajendra Pachauri
bei der Vorstellung des Reports am Sonntag in Kopenhagen. „Die
wissenschaftliche Gemeinschaft hat gesprochen, jetzt geben wir den
Staffelstab an die politischen Entscheidungsträger weiter.“
„Wenn wir weitermachen wie bisher, werden uns die Möglichkeiten, den
Temperaturanstieg zu begrenzen, in den nächsten Jahrzehnten entgleiten“,
mahnte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Es sei ein unbelegter „Mythos“, dass
der Kampf gegen den Klimawandel teuer sei.
„Es gibt noch ein Zeitfenster von zwei bis drei Jahrzehnten, in dem der
Klimawandel zu akzeptablen Kosten gebremst werden kann“, erläuterte der
IPCC-Autor Professor Ottmar Edenhofer in einem Interview mit der
Nachrichtenagentur dpa. „Beginnt man erst in der zweiten Hälfte dieses
Jahrhunderts, kann man nur noch wenig tun.“ Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks (SPD) nannte den Report „alarmierend und ermutigend zugleich“.
Seit September 2013 hatte das Gremium seinen 5. Weltklimareport in drei
Teilen veröffentlicht. Zwar hatte dieser gezeigt, dass der Klimawandel mit
Macht voranschreitet und der Mensch daran einen gewaltigen Anteil hat. Die
Forscher stellten aber auch klar, dass der Temperaturanstieg mit globalem
Einsatz noch gebremst werden kann und ein rascher Wechsel auf alternative
Energien vergleichsweise wenig kostet.
„Wir kennen die Werkzeuge, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen“,
sagte Umweltministerin Hendricks laut Mitteilung. „Die Staatengemeinschaft
muss jetzt alles daran setzen, 2015 in Paris ein ambitioniertes
Klimaschutzabkommen zu verabschieden. Eine weitere Verzögerung wäre
unverantwortlich.“
Über den genauen Wortlaut wichtiger Kernaussagen des 5. Klimaberichts, den
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und IPCC-Chef Rajendra Pachauri
präsentierten, hatten Wissenschaftler und Regierungsvertreter seit Montag
beraten. Die drei einzelnen Teile hatte der Rat im September 2013 sowie im
März und April 2014 vorgestellt. Tausende Forscher hatten für das Dokument
recherchiert, das der Rat den Regierungen für die Klimaverhandlungen in
Lima (Peru) im Dezember und Paris im kommenden Jahr an die Hand geben will.
Nach dem Bericht sind sich die Forscher sehr sicher, dass der Mensch der
dominierende Faktor für den Temperaturanstieg seit Mitte des 20.
Jahrhunderts ist. Diese Erkenntnis in solcher Klarheit sei neu, sagte der
stellvertretende IPCC-Chef Jean-Pascal van Ypersele. Die Folgen des
Klimawandels sind heute in allen Teilen der Welt schon spürbar. Doch eine
Begrenzung des Temperaturanstiegs auf unter zwei Grad ist noch möglich,
wenn wir schnell handeln.
Der am Sonntag veröffentlichte [2][Synthesis-Report (pdf-Datei)] selbst sei
ein „relativ mageres Konstrukt“, sagte WWF-Klimaexperte Stephan Singer. Der
komplette neue IPCC-Bericht habe aber im Vergleich zu dem von 2007
klargestellt: „Die Klimaveränderung passiert schneller und drastischer als
projiziert war – und die Natur ist weniger widerstandsfähig, als man
gedacht hat.“
Neu am Report seien die Lösungen, die die Forscher aufgezeigt hätten,
erklärte Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser. „Die erneuerbaren Energien
sind inzwischen technisch so ausgereift und wirtschaftlich so
konkurrenzfähig, dass sie fossile Energien und Atomkraft bis zur Mitte des
Jahrhunderts schrittweise ersetzen können.“
Die „starke Botschaft“ des Berichts sei: „Die Lösungen sind da, und sie
sind nicht so teuer, wenn man international zusammenarbeitet“, sagte van
Ypersele. Der Report gebe den Regierungen „eine Ausrede weniger, nicht mit
mehr politischer Willenskraft zu handeln“, erklärte der Belgier. „Lassen
Sie uns hoffen, dass das hilft.“
2 Nov 2014
## LINKS
[1] http://www.ipcc.ch/
[2] http://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar5/syr/SYR_AR5_LONGERREPORT.pdf
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