# taz.de -- Neues Album von „Feine Sahne Fischfilet“: Verfassungsschutzberi… | |
> Rund um eine Punkband hat sich eine gefährliche antifaschistische Zelle | |
> gebildet. Der Verfassungsschutz warnt – die taz dokumentiert. | |
Bild: Autoaggressiver Vandalismus des Sängers: Bier aufm Shirt. | |
taz-Exklusiv: Rund um die Punkband Feine Sahne Fischfilet hat sich eine | |
gefährliche antifaschistische Zelle gebildet. Der Verfassungsschutz hat in | |
den vergangenen Jahren mehrfach darauf hingewiesen - doch der Linksrock | |
wurde unterschätzt. Nun ist die Gruppe mit ihrem neuen Album "Bleiben oder | |
Gehen" wieder in Erscheinung getreten. Die taz durfte einen Blick in den | |
kommenden Verfassungsschutzbericht werfen. | |
[Auszug] | |
3. Linksextremismus | |
3.6.2 Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ (FSF) | |
Im Berichtszeitraum veröffentlichte die Punkband aus Greifswald und Rostock | |
ein neues Album, das die offensichtlich linksextremistischen Bestrebungen | |
und die Gewaltbereitschaft der fünfköpfigen Gruppierung erneut | |
unterstreicht. „Bleiben oder Gehen“, das beim Hamburger Musikverlag | |
Audiolith erschienen ist, ist das vierte Album der autonomen Vereinigung um | |
Sänger Jan „Monchi“ Gorkow. | |
Bereits in den Jahren 2011 bis 2013 wurde die Gruppe behördlich auffällig. | |
Auf drei aufeinanderfolgende Nennungen in den VS-Berichten reagierten FSF | |
spöttisch: Sie feierte sie wie einen Hattrick im Fußball – [1][in einem | |
Video] auf dem Internetportal YouTube lassen FSF sich von befreundeten | |
Bands zu dieser zweifelhaften Ehre gratulieren. In dem Video ist auch eine | |
Abwandlung des Liedes „Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling“ zu hören. | |
Nur heißt es nun: „Gesetzestreue lohnt sich nicht, my Darling“ – gespielt | |
wird der Song von einer befreundeten Hamburger Zelle, die sich „Waving the | |
guns“ nennt (s. 3.6.3 „Angeschlossene Gruppierungen“). Daraus spricht eine | |
Verächtlichmachung staatlicher Organe. | |
In den Liedtexten der Band zeigt sich auch auf dem neuen Album eine | |
Gegnerschaft zur freiheitlich demokratischen Grundordnung. Beim Song „Wut“ | |
bedarf es keiner großen Interpretationsbemühungen um festzustellen, dass | |
mit dem Liedtext die Arbeit der Polizeieinsatzkräfte auf Demonstrationen | |
diskreditiert wird: „Polizist sein heißt/ dass Menschen mit Meinungen | |
Feinde sind“, heißt es dort zunächst, und kurz darauf: „Die nächste | |
Bullenwache ist nur ein Steinwurf entfernt“. In dem Refrain singt die | |
Gruppe: „Unsere Herzen brennen/ und der Hass, der steigt.“ Wo heute noch | |
Herzen brennen, brennen morgen schon Polizeiautos. | |
Und wo die Band auftritt, da lässt sie zuweilen schon jetzt verbrannte Erde | |
zurück. In ihrer Heimatstadt Demmin spielte die Band nach Angaben des | |
Mecklenburger Fachblattes Nordkurier im November 2012 ein Konzert. | |
[2][Günther Behnke, Leiter des Demminer Ordnungsamts, erinnert sich]: „Ein | |
Großteil der Innenstadt war mit linksextremen Schmierereien und Aufklebern | |
versehen.“ Die Behebung der Schäden, so der Nordkurier, hätte die Stadt 418 | |
Euro gekostet. Zu Beginn des Jahres gelang es der Gemeinde Demmin nun, | |
einen Auftritt der Gruppe zu unterbinden. | |
Angesichts der Liedtexte der Band, die nicht selten Aufrufe zur Gewalt | |
sind, wundert der Vandalismus nicht. Gleich im ersten Song des neuen | |
Albums, auf dem druckvolle elektrische Gitarren sowie hymnischer Trompeten- | |
und Saxofonsound mit Skaeinschlag zu hören sind, wird deutlich, dass der | |
Band an einem friedvollen Zusammenleben wenig liegt: „Wir werden am Tresen | |
randalieren/ unseren Absturz zelebrieren“. | |
Für fröhliche, feiernde junge Menschen vom Lande haben FSF in dem Lied | |
„Glitzer im Gesicht“ hingegen nur Verachtung übrig: „Viel zu oft/ Glitzer | |
im Gesicht und Scheiße im Gehirn“. Die Meinungs- und Kunstfreiheit, auf die | |
die Band sich gerne beruft, kann bei so viel angestautem Hass auf | |
friedliebende Bürger in ostdeutschen Provinzen kein Argument mehr sein, die | |
nur unzulänglich verdeckte Gewaltverherrlichung zu dulden. Da hilft es auch | |
nicht, dass die Gruppe zur Tarnung mit „Warten auf das Meer“ eine | |
grönemeyeristische Ballade mit viel Herz einstreut. | |
Auch jüngere Interviews mit der Band legen nahe, wie ernstzunehmend die | |
antinationale Organisation ist. Nach eigenen Angaben findet die Band den | |
Staat „doof“ oder „nich so dufte“. Im Kampf gegen Nazis reiche ihnen | |
„Bratwurstessen gegen rechts“ nicht aus, wie Gorkow [3][gegenüber einem | |
Radiosender noch mal ausdrücklich unterstreicht]. Die Militanz und die | |
gefährliche Neigung zur Selbstjustiz seitens FSF wird deutlich, wenn Gorkow | |
Blockaden bei Demos einfordert. | |
Leider gewinnt die Band an Sympathisanten: Kurz nach Erscheinen des Albums | |
schnellte „Bleiben oder Gehen“ [4][auf Platz 21 in den Charts], die Gruppe | |
um Gorkow rekrutiert stets neue, junge Antifaschisten. Die Konzerte zum | |
Albumrelease waren zum Teil schnell ausverkauft, zuweilen mussten | |
Zusatztermine gebucht werden. Die Veranstalter wurden von den zuständigen | |
Innenministerien unverzüglich über die Ausrichtung der Band in Kenntnis | |
gesetzt. Auch die Nähe zu den sogenannten „Zeckenrappern“ (s. 3.6.3 | |
„Angeschlossene Gruppierungen“) muss den Behörden Sorgen machen: In Zukunft | |
könnten sich mehrere Zellen zusammenschließen und ein Netzwerk bilden, das | |
der so lange unterschätzten Linksrock-Bewegung einen neuerlich Schub gibt. | |
[Auszug Ende] | |
6 Feb 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.youtube.com/watch?v=l6Pr08CBNBA | |
[2] http://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/warum-will-demmin-punkrocke… | |
[3] http://www.br.de/puls/musik/bands/interview-feine-sahne-fischfilet-saenger-… | |
[4] http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/Charts-Deutschland-06-2015-Favorite-v… | |
## AUTOREN | |
Jens Uthoff | |
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