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# taz.de -- Antifaschistische WM-Antihymne: „Kein Punkt für Deutschland“
> In linken Kreisen wünschen viele dem DFB-Team ein frühes Scheitern.
> „Flexfitz feat. die Vorrundenaus Allstars“ haben einen Song darüber
> geschrieben.
Bild: Ein stimmungsvolles Bild für Deutschland-Hasser.
BERLIN taz | Die Autofähnchen werden gebügelt, der Hymnentext wird schnell
auswendig gelernt – ganz Deutschland bereitet sich auf das erste
Gruppenspiel gegen Portugal vor. Ganz Deutschland? Nein! Nicht überall
stößt die Schlandisierung auf Gegenliebe. So hat die Antifa-Szene als
Reaktion auf die Inflation von Olé-Olé-WM-Songs nun ihre eigene Hymne, oder
besser: Antihymne. Die Mission ist klar: Vorrundenaus.
„Kein Punkt für Deutschland“ heißt der Song von „The Flexfitz feat. die
Vorrundenaus Allstars“. Wohl vor allem aufgrund des Videos machte er
schnell die Runde. Von Tränen verwischte Deutschlandschminke, Hände vorm
Gesicht, glasige Blicke – FanmeilenbesucherInnen haben in diesem Clip
keinen Grund zum Jubeln. Der Textumfang ist übersichtlich: „Fußball ist
besser als Deutschland, Fußball ist nicht für Deutschland, Fußball fühlt
sich nicht deutsch an.“
Doch wie fühlt sich Fußball an? Mika von The Flexfitz ist eigentlich
Hansa-Rostock-Fan, da sei er so „reinsozialisiert“ worden. Von daher freue
er sich eigentlich über jeden schönen Spielzug, den er zu sehen bekommt.
Was ihn stört, ist die Fanmeilenmentalität „Fußball ist, wenn Deutschland
spielt“. Aus allen Löchern kämen plötzlich Menschen zu den
Public-Viewing-Orten, die sich sonst nie mit Fußball beschäftigen würden.
Gemeinsam würde man sich im Schwarz-Rot-Gold sonnen, um Zukunfts- und
ökonomische Sorgen zu vergessen. „Eine konformistische Revolte“ nennt Mika
das.
The Flexfitz stammen aus dem Dunstkreis des Café Median, des
„Zeckenschuppen“ in Rostock, wie es Mika selbst nennt. Die auch in
Antifa-Kreisen beliebte Band Feine Sahne Fischfilet pflegt ebenfalls
Kontakte zu diesem Projekt des Alternativen Wohnen in Rostock e.V..
Eigentlich spielen The Flexfitz eher melodischen Punkrock. Ihr
schrammeliger, kleiner Youtube-Hit sei relativ fix und eher nebenbei
entstanden und als „Persiflage auf all die anderen stussigen WM-Songs“ zu
verstehen, sagt Mika.
Und doch scheint es ihm ernst zu sein, wenn er sagt, dass Fußball immer
über kollektive Identität funktioniere, die stumpf ausgrenzend abgefeiert
werde. Aber ist nicht die Nationalmannschaft ein Symbol für gelungene
Integration? Dieses Argument hält er für widersprüchlich. Integration nach
deutschem Muster bedeute schließlich, sich dem Leistungsprinzip anzupassen.
Zudem würden Geflüchtete brutal abgeschoben und das in einem Staat, der
Hand in Hand mit Nazis zusammenarbeite, sagt Mika in Anspielung auf die
NSU-Verstrickungen.
16 Jun 2014
## AUTOREN
Marco Wedig
## TAGS
WM 2014
Deutschland
Patriotismus
Integration
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