| # taz.de -- Streit um Feine Sahne Fischfilet: Punk oben ohne | |
| > Der Schlagzeuger der Punkband Feine Sahne Fischfilet zog beim Konzert | |
| > sein T-Shirt aus. Feministinnen kritiseren das als „unterdrückerischen | |
| > Akt“. | |
| Bild: David in Florenz: Bei seinen Auftritten kümmerte es keinen, wenn er sich… | |
| Feine Sahne Fischfilet ist nicht gerade die Band, die man mit Mackertum | |
| oder überzogenem Chauvinismus in Verbindung bringen würde. Bisher trat die | |
| Rostocker Punkband vor allem dann in Erscheinung, wenn sie aufgrund ihrer | |
| Aktivitäten gegen rechts mal wieder irgendwo nicht spielen durfte oder sich | |
| auf diese Weise zu Verfassungsfeinden machte. Nun aber bekamen die Musiker | |
| Ärger von anderer Seite. | |
| Bei einem Konzert der Band im ArbeiterInnen- und Jugendzentrum Bielefeld, | |
| einem in Punk- und Hardcorekreisen legendären Konzertort, wurde am 20. | |
| September ein Konzert der Gruppe unterbrochen, weil der Schlagzeuger sein | |
| T-Shirt ausgezogen hatte. | |
| Erst nach kurzer Unterbrechung ging es weiter – die Band wurde darum | |
| gebeten, die Klamotten am Leib zu lassen. Im Jugendzentrum gibt es offenbar | |
| mittlerweile einen Verhaltenskodex für Bands, der das Obenrum-Blankziehen | |
| verbietet. | |
| Mit dem Verbot geht es einigen Feministinnen und LGBT-AktivistInnen darum, | |
| dass Männer in dieser Hinsicht – auch rechtlich, denn bei Frauen kann das | |
| Entblößen der Brustwarzen in Deutschland als Ordnungswidrigkeit gelten – | |
| die Freiheit genießen, sich nach Lust und Laune zu entkleiden, während | |
| Frauen eine vergleichbare Zurschaustellung nicht möglich wäre. | |
| „Auf Privilegien zu verzichten, solange sie nicht allen zuteil werden, ist | |
| ein solidarischer – und in diesem Falle antisexistischer – Akt“, heißt es | |
| [1][zu dem Thema etwa auf dem feministischen Blog Mädchenmannschaft.] | |
| ## Was darf Punk? | |
| Die Band ruft dazu auf, den Vorfall nicht überzubewerten: Das Konzert sei | |
| nur unterbrochen worden und später habe man sich in „cooler Art und Weise | |
| mit den Menschen, die auf die Bühne gekommen sind“, unterhalten und diese | |
| hätten sich entschuldigt für die „etwas ’aggressivere‘ Art und Weise“. | |
| Derartige Konflikte brechen in linken Szenekreisen immer mal wieder aus. | |
| Auf der einen Seite soll Punk viel, möglichst alles dürfen – dem gegenüber | |
| stehen emanzipative Menschen, die innerhalb der Szene als patriarchal | |
| verstandene Gesten einschränken wollen. | |
| Aber ist die Argumentation, nach der männliche Körperlichkeit gleichzeitig | |
| ein unterdrückerischer Akt sei, wirklich stichhaltig? Sie überzeugt | |
| zumindest nicht. Denn zum einen sind Exzess, Grenzenlosigkeit und | |
| Körperlichkeit selbst emanzipative Akte: Es waren auch die Dicken und als | |
| hässlich empfundenen, die sich auf Punkkonzerten schon immer entblößt haben | |
| – ein Stinkefinger gegen geltende Schönheitsideale. | |
| ## Wichtiger Ort zur Rebellion | |
| Zum anderen: Wem hilft es, wenn schwitzende Männer angezogen bleiben? Ist | |
| es nicht eher kontraproduktiv, mit Verboten zu agieren? | |
| Es geht nicht darum, dem Kampf, den eigenen, den weiblichen Körper nicht | |
| zum Anschauungsmaterial werden zu lassen, etwas abzusprechen. Aber in der | |
| Punk- und Hardcoreszene, die sich nach anfänglicher männlicher Dominanz | |
| immer weiter öffnet und für Frauen, LGBT und Riot Grrrls ein wichtiger Ort | |
| zur Rebellion ist, sorgt ein so ausgetragener Kampf eher für weitere | |
| Spaltungsprozesse. | |
| Zudem: ausziehen, tanzen, sich vergessen, deswegen gehen Menschen auf | |
| Konzerte, das ist Spaß, Ekstase, ein Ausbrechen aus dem alltäglichen | |
| Regelwerk. Für Musiker wie Publikum. | |
| 1 Oct 2013 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://maedchenmannschaft.net/warum-es-hin-und-wieder-solidarisch-ist-das-t… | |
| ## AUTOREN | |
| Jens Uthoff | |
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