| # taz.de -- Zwei Autorinnen über lesbischen Sex: „Ich finde Anne Will super … | |
| > Simone Meier und Patricia Hempel kannten sich bis zu dieser Begegnung | |
| > nicht, haben aber einiges gemeinsam: Sie lieben Frauen – und schreiben | |
| > über ihr Begehren. | |
| Bild: Patricia Hempel (l.) und Simone Meier hängen so rum (1) | |
| taz am wochenende: Frau Meier, Frau Hempel, Sie beide haben Bücher über | |
| Frauen geschrieben, die außerhalb ihrer Beziehung Frauen begehren. Ist das | |
| bei Ihnen auch so? | |
| Simone Meier: Also bitte, nein. Ich bin seit 13 Jahren in einer festen | |
| Partnerschaft und sehr glücklich damit. Das heißt nicht, dass ich | |
| attraktive Menschen nicht mehr wahrnehme, das schon. Aber ich bin nicht auf | |
| der Jagd oder so was. | |
| Patricia Hempel: Auch ich bin seit Kurzem wieder fest mit jemandem | |
| zusammen. Schöne Menschen schaue ich mir gern an, klar. Aber es ist vor | |
| allem die Kommunikation, es ist die Intelligenz, der Geist, die mich scharf | |
| machen. Ohne Geist geht gar nichts. Eigentlich nicht mal ein | |
| One-Night-Stand. | |
| Aber bevor man ins Gespräch kommt, ist da doch immer der erste, äußere | |
| Eindruck, der Körper, der Look. Wem schauen Sie hinterher? Was genau ist | |
| für Sie schön, was verstehen Sie unter attraktiv? | |
| Meier: Man hat natürlich so seine Vorlieben, woher auch immer die kommen. | |
| Ich stehe auf Dunkelhaarige. Meine Freundin hat dicke dunkle Locken – | |
| großartig. Was ich nicht so attraktiv finde, sind große Brüste oder große | |
| Hintern. | |
| Hempel: Eigentlich stand ich früher immer auf den Typus „kühle Blonde“. | |
| Aber letztlich haben die Frauen, mit denen ich zusammen komme, immer braune | |
| Haare. Ich hatte auch schon immer ein Faible für etwas ältere Frauen, ich | |
| kenne Dutzende über 40-Jährige, die ich total heiß finde. | |
| In Ihrem Roman ist eine Professorin das heimliche Objekt der Begierde. | |
| Hempel: Im Text heißt es ungefähr so: „Alles, was sie sagt, sagt sie nicht, | |
| um sich zu definieren oder um ein Statement über sich selbst abzugeben, | |
| sondern sie sagt es, weil sie es so meint.“ Genau das ist es, was mich | |
| anmacht: Souveränität. Mut. Nichts darstellen wollen, was man nicht ist. | |
| Jemand, die ihre eigenen Bedürfnisse kennt. Ich bin jetzt 34 und könnte | |
| keine unter 30-Jährige mehr daten. | |
| Meier: Deine Romanfigur ist Studentin und steht auf Julianne Moore, las | |
| ich. Die ist natürlich toll, die Moore. Meine Protagonistin steht auf Cate | |
| Blanchett. | |
| Hempel: Auch nicht schlecht. Ich persönlich finde Anne Will super hot. Sie | |
| ist extrem intelligent und schlagfertig und dabei total feminin. Ich stand | |
| schon auf sie, bevor sie sich outete, und als es so weit war, dachte ich: | |
| Yes! Ich mag es, wenn eine Frau feminin ist. Das hat mit Stöckelschuhen | |
| oder Miniröcken nichts zu tun, es gibt auch sehr feminine Männer. Ich meine | |
| nur: Der Dyke-Look, die gezielt männliche Aufmachung von manchen lesbischen | |
| Frauen, spricht mich überhaupt nicht an. Weil mir dieses Männliche, das | |
| ganze Prinzip, einfach nicht gefällt. | |
| Meier: Das Viereckige – nein, ich mag’s auch nicht so. Auf wen standest du | |
| bei „The L-Word“? | |
| . . . eine US-amerikanische Fernsehserie über lesbische Frauen. | |
| Meier: Ich habe es geliebt. Und sage nur: Shane! | |
| Hempel: Die androgyne Friseurin? Wirklich? | |
| Meier: Aber ja, total! | |
| Hempel: Nein, nicht für mich. Ich hätte lieber Bette gevögelt, die ist viel | |
| mehr ladylike. | |
| Meier: Echt? Nein! Wirklich nicht. Jetzt fällt mir gerade Romy Schneider | |
| ein. Ach, Romy . . . | |
| Hempel: Mädchen in Uniform! Sehr faszinierend. Diese preußische, | |
| wilhelminische Strenge. | |
| Meier: Faszinierend, aber auch karg, trist, sehr melodramatisch und | |
| furchtbar. Wie Frauenliebe so oft und so lange dargestellt wurde, auch bei | |
| Klassikerinnen wie Djuna Barnes oder Radclyffe Hall: Immer leiden oder | |
| sterben sie am Ende, immer vergeht alles unerfüllt, in Unglück, Schmerz und | |
| Trauer. | |
| Hempel: Ja, das ist genau das Problem beim lesbischen Film, auch in der | |
| Literatur: immer diese ganze verklemmte, strenge Scheiße. | |
| Meier: Oder irgendwas mit vernebelten Softporno-Elfen. | |
| Hempel: Was mir gerade noch einfällt: Ich mag es, wenn sie rasiert sind. | |
| Also sagen wir: die Beine, die auf jeden Fall. | |
| Als Hetera finde ich es erstaunlich, wie Sie über Frauen sprechen. Das ist | |
| mir schon in Ihren Büchern aufgefallen. Ihre Romanheldinnen begutachten und | |
| checken andere Frauen knallhart ab, da ist von miesen Frisuren und | |
| wabbeligen Oberschenkeln die Rede, von Körpern, die dürr wie Insekten sind. | |
| Das ist doch ein komplett männlicher Blick, dachte ich beim Lesen, das ist | |
| doch genau das, was man heute Lookismus nennt, oder eben Sexismus. | |
| Meier: Hm, vielleicht ist das einfach normal, wenn es ums Begehren geht, um | |
| Sex? | |
| Hempel: Wenn es um Geilheit geht . . . | |
| Sie meinen, dass Begehren nun mal so funktioniert? Dass es den „männlichen“ | |
| Blick gar nicht gibt, sondern nur einen menschlichen – den ganz rohen | |
| Appetit auf Fleisch, der prinzipiell immer auch schneidend ist, bei Männern | |
| wie bei Frauen? | |
| Meier: Was ist denn das für eine merkwürdige Frage? Das klingt etwas naiv, | |
| für das Jahr 2017, finde ich. Auch ziemlich verkrampft, Lesben gegenüber, | |
| wenn ich das so deutlich sagen darf. | |
| Hempel: Allerdings. | |
| Na ja, ich las Ihre Texte über lesbisches Begehren und kam ins Grübeln, ob | |
| ich nicht genau so zwischen „geilen Weibern“ und nicht so attraktiven | |
| Frauen unterscheide – und warum ich das tue. Dabei fiel mir unter anderem | |
| auf: Ich finde große Brüste nicht so schön. | |
| Hempel: Und warum nicht? | |
| Es wirkt so mütterlich auf mich, so schwergängig. Als Mann oder als Lesbe | |
| würde ich Frauen wohl eher auf den Hintern schauen. Beziehungsweise: Ich | |
| schaue auch als Hetera dahin. Ich denke sozusagen im Tits-and-Ass-Modus. Es | |
| ist sogar noch schlimmer: Insgeheim traue ich Frauen mit großer Oberweite | |
| weniger zu als Frauen mit kleinen Brüsten. Ich weiß, dass das Misogynie ist | |
| – aber es sitzt tief in mir drin. Und ich frage mich: Ist das nun also das | |
| Ergebnis einer sexistischen Sozialisation? | |
| Hempel: Vielleicht ist es einfach eine Lust auf Frauen? | |
| Meier: Auf den schmalen Typus halt? | |
| Nein. Ich hatte nie erotische Gefühle einer Frau gegenüber. Viel | |
| interessanter ist ja aber: Wie ist das eigentlich beim Kennenlernen? Wie | |
| erkennt man sich? Gehen Sie in queeren Clubs und Bars aus, um | |
| Missverständnisse zu vermeiden, um sich vor Liebeskummer zu schützen? | |
| Meier: Nein, eigentlich nie. Der Freundeskreis von mir und meiner Freundin | |
| besteht überwiegend aus Heteras und Heteros. Und ein paar raren queeren | |
| Prachtexemplaren. Queere Discos haben mich hingegen noch nie interessiert. | |
| Ich habe sowieso noch nie beim Ausgehen jemanden kennengelernt, mit der ich | |
| etwas Nennenswertes angefangen hätte. Das ist immer in beruflichen | |
| Zusammenhängen passiert, an der Uni, im Journalismus. Sie muss witzig sein, | |
| sich gut ausdrücken, gut schreiben können, das ist ein großer | |
| Attraktivitätsfaktor. So wie bei meiner Freundin, die ich als viel klüger | |
| als mich empfinde. | |
| Hempel: Ich habe durchaus einige Frauen im Nachtleben kennengelernt, aber | |
| das war dann meist eher Nonsens-Sex, wo man sich später dachte: | |
| Masturbieren wäre auf jeden Fall produktiver gewesen. Das war sozusagen | |
| normales Ausgehen. In queer-feministischen Läden mag ich die Abschottung | |
| nicht, wenn es etwa Partys nur für Frauen sind, wo Männern kategorisch der | |
| Zutritt verweigert wird. Man nennt das inzwischen ja safe spaces, und wenn | |
| das wichtig ist für manche Menschen: okay. Aber ich fühle mich da nicht | |
| wohl. Im Gegenteil, ich denke oft, dass sich in der Queerszene gerade ganz | |
| merkwürdige neue Faschismen herausbilden. Wenn es eine Party ist, bei der | |
| einer meiner Freunde, der sich als Frau fühlt, aber einen Männerkörper hat, | |
| nicht reinkommt, will ich da nicht hin. Die Stimmung, die ganze Atmosphäre | |
| empfinde ich als klaustrophobisch. Meine Liebesgeschichten, auch die | |
| meisten One-Night-Stands begannen auch eher auf einer intellektuellen | |
| Ebene. Meistens bei Veranstaltungen im Kulturbetrieb, und da waren immer | |
| auch viele Heteras dabei. | |
| Sehen Sie das einer Frau an, wittern Sie das? | |
| Meier: Was für eine Frage! (lacht) | |
| Wieso denn? Als Hetera finde ich das oft reichlich kompliziert. Meint er | |
| mich, wenn er so hellblau schaut? Mit Frauen – da stelle ich es mir noch | |
| anstrengender vor. Allein schon das Anflirten. Das erhöhte Risiko, einen | |
| Korb zu bekommen. | |
| Hempel: Aber diesem Risiko setzt sich doch jede Frau immer aus, auch jeder | |
| Mann. Abgesehen davon, geht es so: Man kommt ins Gespräch, das Gespräch | |
| vertieft sich, irgendwann fragt die eine die andere: „Nimmst du mich heute | |
| Nacht mit zu dir nach Hause?“ Komplizierter ist es nicht. Wenn klar ist, | |
| dass sie heterosexuell ist – und das ist meist durchaus klar, von Anfang an | |
| –, dann weiß man eben schon: Okay, es wird nicht weitergehen als diese | |
| Nacht. Ich hatte mal einen Two-Night-Stand mit einer Schriftstellerin, die | |
| ich sehr schätze. Ja, ich hatte mir doch mehr erhofft und war etwas | |
| enttäuscht, dass es nicht weiterging. Andererseits wusste ich ja, dass sie | |
| voll auf Männer steht, dass es keine Chance geben würde. Es war trotzdem | |
| schön, sie zu erobern oder: Wie sie mich erobert hat. Das ging für diesen | |
| Moment von beiden Seiten aus. | |
| Meier: Zum Anmachen ist Alkohol jedenfalls immer hilfreich. Ganz klassisch. | |
| Besonders wenn man eine Hete herumbekommen will. | |
| Der billigste aller Tricks! | |
| Hempel: Aber ohne K.-o.-Tropfen! | |
| K.-o.-Tropfen: Eigentlich wollte ich es vermeiden, aber vielleicht können | |
| wir doch kurz über #metoo sprechen? | |
| Meier: Auch Lesben haben so ihre #metoo-Erfahrungen gemacht oder machen sie | |
| noch, falls es darum geht. | |
| Hempel: Das kann ich bestätigen. Ich denke, vielen sind sexuelle Übergriffe | |
| vor allem in jüngeren Jahren passiert – wie Hetera-Frauen auch. Es geht bei | |
| solchen Übergriffen aber ohnehin weniger um Sexualität. Es geht darum, wer | |
| hat – etwa in einem Betrieb – die Macht, zum Beispiel den Praktikantinnen | |
| gegenüber. Vielleicht ist es ein Euphemismus, wenn man es das | |
| Spätpatriarchat nennt. Wer hat die Macht im Spätpatriarchat? Wer tut was | |
| für den Waffenstillstand? Das ist ein Krieg, den wir gerade führen. | |
| Ist man als Lesbe automatisch Feministin? | |
| Meier: Ich bin Feministin als Mensch. | |
| Hempel: So würde ich es auch formulieren. Ich liebe Frauen auch nicht, weil | |
| ich Männer hassen würde oder so was. | |
| In all den geschmacklosen und brutalen Geschichten, die bei #metoo ans | |
| Licht kamen, ist mir eine vergleichsweise harmlose besonders hängen | |
| geblieben: Dustin Hoffman soll vor rund 30 Jahren einer 17-jährigen | |
| Produktionsassistentin mehrfach an den Hintern gefasst und auf die Frage, | |
| was er am Set zum Frühstück wolle, geantwortet haben: „Hartgekochte Eier | |
| und eine weichgekochte Klitoris.“ Wie es gemeint war, ist wohl klar . . . | |
| Meier: Ja – und? | |
| Na, da steckt doch das gesamte Heterodrama drin: Da baut sich ein Typ zum | |
| sexistischen Sprücheklopfen vor einer viel Schwächeren auf – was schlimm | |
| genug ist –, und er hat nicht mal eine Ahnung, wovon er eigentlich redet. | |
| Er dachte wohl an Feuchtheit und hat sich dabei in der weiblichen Anatomie | |
| vertan. Merke: Nur eine harte Clit ist eine erregte Clit – oder etwa nicht? | |
| Meier: Ach so, ja, klar. Aber das finde ich nicht sonderlich überraschend. | |
| Darüber hört man Heten öfter klagen: Dass Männer gar nicht wissen, wie ein | |
| Frauenkörper gebaut ist, wie der funktioniert. Wobei ich mich selbst gar | |
| nicht beschweren kann. Ich hatte zwei heterosexuelle Phasen. Die eine war | |
| ganz am Anfang, bis ich mich in meine erste Freundin verliebte, da war ich | |
| 21. Und dann noch mal etwas später, als ich in den Journalismus einstieg. | |
| Da habe ich wirklich tolle Männer kennengelernt und dachte mir: Ja, gebe | |
| ich ihnen nochmals eine Chance. Dann war ich mit ein paar Typen zusammen, | |
| über ein paar Jahre. Bis ich merkte: Ich hab keine Geduld. | |
| Keine Geduld mit oder für was? | |
| Meier: Mich mit diesen männlichen Lebenswelten auseinanderzusetzen, mich da | |
| anzupassen, einzugliedern. Dann gab es irgendwann einen sehr bewussten | |
| Bruch: Okay, damit ist jetzt Schluss. Das Männliche interessiert mich | |
| einfach nicht. Der Sex kann zwar klasse sein, ich fand diese Männer auch | |
| wirklich alle gut, jeden auf seine Art, aber das ist nicht kompatibel. Das | |
| braucht so viel Energie, das ist ein zu großer Krampf. Und dann wollen sie | |
| auch immer Kinder – ich aber nicht. | |
| Hempel: Ich könnte mir Kinder prinzipiell schon vorstellen. Mit einer Frau. | |
| Es ist natürlich ein Aufwand. Aber ich schließe das nicht aus. | |
| Meier: Für mich ist es nichts, das habe ich schon gesagt, als ich vier | |
| Jahre alt war. Jedenfalls merkte ich nach einer Zeit: Ich hätte jetzt | |
| wirklich gern mal wieder eine Freundin. Die traf ich dann auch, das war | |
| eben vor bald 13 Jahren, seither sind wir zusammen. | |
| Hempel: Lustig, ich hatte auch einige Male was mit Männern. | |
| Nennt man das dann nicht bisexuell? | |
| Meier: Nein, ich begreife mich trotz der Interimsliebhaber als lesbisch. | |
| Das schließt gelegentliche sexuelle Erkundungen ja nicht aus. | |
| Hempel: So sehe ich es auch. In meinen Singlephasen hatte ich immer wieder | |
| mal Kontakt zu Männern und habe das meist auch sehr genossen. Aber diese | |
| männliche Welt, mit all den Ansprüchen, die dir als Frau auferlegt werden. | |
| Welche Rolle du spielen musst in einer Beziehung mit einem Mann – bloß | |
| nicht zu selbstbewusst sein, am Anfang vielleicht schon, aber dann, in der | |
| Beziehung, besser nicht mehr. Das ist mit einer Frau einfach nicht so. | |
| Eines der jüngeren und ziemlich bekannten lesbischen Paare waren zuletzt | |
| die jungen Autorinnen Helene Hegemann und Andrea Hanna Hünniger. Sie | |
| outeten ihre Liebe und ihre Hochzeitspläne vor zwei Jahren in großem Stil, | |
| in der Emma und in der Welt am Sonntag. Haben Sie das mitbekommen? | |
| Hempel: Hatten die beiden nicht dieses glamouröse Foto zu ihrer Geschichte? | |
| In Pastelltönen, sie lagen Arm in Arm in einem herbstlichen Wald . . . | |
| Meier: Mit erigierten Brustwarzen, oder? | |
| Das Foto war ein Schmankerl für die Geschäftsmänner-Abonnenten der WamS, | |
| das dachte ich auch. Hünniger schrieb aber einen interessanten Text dazu: | |
| „Vor allem die Frauen in Hollywood sind natürlich demonstrativ bisexuell – | |
| schließlich darf man männliche Zuschauer nicht mit der Tatsache | |
| konfrontieren, dass man nicht auf Schwänze steht.“ Und weiter: „Es ist als | |
| Frau also wichtig, vorsichtshalber klarzustellen, die Randgruppe der Lesben | |
| zu kennen, aber beim besten Willen nicht auf einen Penis verzichten zu | |
| können.“ Erkennen Sie sich da wieder? | |
| Meier: Nein. Absolut nicht. Es gibt diese uralten, verbiesterten | |
| Zuschreibungen: Lesben seien bloß enttäuscht, hätten einfach noch nicht den | |
| richtigen Liebhaber gefunden . . . | |
| . . . müssen bloß mal ordentlich ge****t werden . . . | |
| Meier: Genau. | |
| Hempel: Da ist sie wieder: die frustrierte Lesbe. | |
| . . . bekannt aus Funk und Fernsehen. | |
| Meier: Schlimm! Ich hatte, wie gesagt, einige sehr attraktive männliche | |
| Liebhaber und der Sex mit denen war wirklich gut. Aber die Penetration | |
| war’s nie, also: generell für mich. Ich glaube, die ist auch für viele | |
| andere Frauen, auch für Heteras, vernachlässigbar. Aber sie sagen es nicht | |
| so deutlich, weil kein Mann das gern hört. Könnte oder müsste ich aus dem | |
| Sex etwas für immer herausschneiden, wäre es die Penetration. Das hat mit | |
| feministischer Theorie überhaupt nichts zu tun, da geht es rein ums | |
| Lustempfinden. | |
| Hempel: Ich stimme zu. Aber wenn die Frau, mit der ich zusammen bin, Lust | |
| darauf hat – na klar. Penetration geil zu finden, ist absolut nichts | |
| Heteronormatives. Ich kenne auch Lesben, die stehen drauf. Wenn du als | |
| lesbische Liebhaberin beides kannst, bist du auf der sicheren Seite. Ich | |
| bin gern eine gute Liebhaberin. | |
| Darf ich zum Abschluss noch eine vage Vermutung äußern, die Mutmaßung | |
| einer, sagen wir, mittelglücklichen Hete? | |
| Meier: Na? Was? | |
| Frei nach der Songtexterin und Autorin Christiane Rösinger: Der Horror der | |
| Pärchenhölle ist immer gleich – egal, mit wem man sich zusammentut. | |
| Meier: Nee, nee, mit Frauen ist es ganz anders! | |
| Hempel: Na ja. Also: Nein, ich glaube, sie könnte recht haben. Im Prinzip | |
| ist es wohl dasselbe. Wahrscheinlich. | |
| 3 Dec 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Katja Kullmann | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
| Homosexualität | |
| Anne Will | |
| lesbisch | |
| Lesestück Interview | |
| DDR | |
| Literatur | |
| Literaturbetrieb | |
| Buch | |
| Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
| Lesestück Interview | |
| Obst | |
| Sexualität | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Roman „Verlassene Nester“: Am Rande der Verwahrlosung | |
| Auf den Ruinen der untergegangenen DDR: Vom Aufwachsen in der Nachwendezeit | |
| erzählt Patricia Hempel in ihrem neuen Roman. | |
| Neuer Roman von Simone Meier: Leichtfüßig über doppelte Böden | |
| Liebeswirren, davon erzählt Simone Meier in ihrem Roman „Reiz“. Samt | |
| Peinlichkeiten und Frust. Und mit einem Bruch mit der Konvention. | |
| Eine Handreichung: Über Sex schreiben | |
| Sie möchten im Rahmen eines Textes das Thema Beischlaf bearbeiten? Dann | |
| gilt es im deutschen Literaturbetrieb einiges zu beachten. | |
| Simone Meiers Roman „Kuss“: Die dunklen Ecken der Herzen | |
| Flucht- und Heilsfantasie im Vorstadthäuschen: In ihrem zweiten Roman, | |
| „Kuss“, spielt die Autorin Simone Meier die Netzwerke des Begehrens durch. | |
| Magazine für Lesben: Für sie. Und sie. Und Sie. | |
| Das Zeitschriftenangebot für Lesben ist mau. Immerhin: Das „L-MAG“ wird 15 | |
| – und ist nicht mehr ganz allein auf dem Markt. | |
| Aktivistin über lesbische Sichtbarkeit: „Wir sind alle große Drama-Queens“ | |
| Stephanie Kuhnen hat gerade den Sammelband „Lesben raus“ herausgegeben. Ein | |
| Gespräch über queere Bündnisse, Rassismus und Alice Weidel. | |
| Kunst mit Obst und Begehren: Früchte des Porns | |
| Die Künstlerin Stephanie Sarley berührt Obst auf angenehm unsittliche | |
| Weise. Instagram sperrte sogar einige ihrer Videos. | |
| Kommentar Sexstudie: Reiz-Reaktions-Maschine Frau | |
| Das zweifelhafte Ergebnis einer Studie: Frauen sind entweder bi- oder | |
| homosexuell. Brennen jetzt also alle mit einer Frau durch? Ja sicher. |