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# taz.de -- Zuschuss-Programm in Berlin: Staatsgeheimnis Reparaturbonus
> Demnächst können sich Berliner:innen Reparaturen kaputter Geräte
> bezuschussen lassen. Zu Details hüllt sich die Umweltverwaltung in
> Schweigen.
Bild: Reparieren soll attraktiver werden – auch wenn es sich wie hier um Ural…
Berlin taz | Tue etwas halbwegs Vernünftiges – und schweige darüber. Mitte
September soll zwar ein Reparaturbonus eingeführt werden, mit dem sich
Berliner:innen die Kosten für die Reparatur von kaputten Elektrogeräten
aus der Landeskasse bezuschussen lassen können. Alle Details zum Bonus hält
die federführende Senatsverwaltung für Klima- und Umweltschutz gleichwohl
unter Verschluss, als handele es sich um ein Staatsgeheimnis.
Tatsächlich ist der Bonus nach taz-Informationen seit einer ersten
Präsentationsrunde im Abgeordnetenhaus im Frühjahr ordentlich abgespeckt
worden. Rasiert wurde wohl zum einen der Höchstbetrag, der einmal im Jahr
pro reparaturwilligem Haushalt ausgezahlt werden kann. So sollen die Kosten
für eine Reparatur nur noch bis maximal 100 Euro erstattet werden.
[1][Bisher war von 200 Euro die Rede.]
Vom Tisch ist dem Vernehmen nach zum anderen die Überlegung, auch rettbare
Handys, Tablets und Laptops in die Förderung einzubeziehen, wie das in
Thüringen und Sachsen der Fall ist, [2][wo es den Bonus bereits gibt].
Berlin wollte sich daran orientieren, schert aber an dem Punkt aus. Der
Zuschuss soll sich in erster Linie auf Küchen- und Haushaltsgeräte
beschränken.
## „Vom Grundsatz her zu begrüßen“
„Ob der Bonus dann noch viel bringt, sei mal dahingestellt“, sagt Reinhard
Just. Der Rentner ist einer von 10 Ehrenamtler:innen, die am Montagabend in
den Räumen des BUND in der Schöneberger Crellestraße gut ebenso vielen
Gästen aus der Nachbarschaft dabei helfen, ihre Toaster, Hifi-Anlagen oder
Laptops wieder in Gang zu bringen.
Just hat gerade eineinhalb Stunden mit einem Handrührgerät zugebracht. In
dem [3][Reparaturcafé des Umweltverbands] schauten die Leute nicht auf die
Uhr, sagt er. Und was den Bonus betrifft, will er nicht falsch verstanden
werden: „Vom Grundsatz her ist das zu begrüßen. Dass mehr Leute sich jetzt
darüber Gedanken machen, dass es sich lohnt, Sachen zu reparieren, statt
wegzuwerfen, das bringt schon viel.“
Wie die Kund:innen von professionellen Handwerksbetrieben sollen auch die
Gäste der [4][rund 50 Berliner Reparaturcafés] von dem neuen Bonus
profitieren. Die Hilfe zur Selbsthilfe ist hier zwar kostenlos, die
Ersatzteile mussten bislang aber selbst bezahlt werden. Hiermit soll nun
Schluss sein. Sofern das Ersatzteil über 25 Euro kostet, bekommen
Besucher:innen von Reparaturcafés die Kosten komplett vom Land
erstattet, wenn auch jetzt nur noch bis maximal 100 Euro.
Daniel Affelt vom BUND ist trotzdem weitaus optimistischer als Reinhard
Just. „Der Bonus wird eh durch die Decke gehen“, sagt der Koordinator für
Abfall- und Ressourcenpolitik, der auch das einmal im Monat geöffnete Café
in Schöneberg betreut. „Ich könnte jede Woche öffnen, es wäre hier
vermutlich immer voll.“ Der Bedarf sei also da. Die Bagatellgrenze in Höhe
von 25 Euro für die Angebote der Reparaturcafés sei dabei „eine gute
Größenordnung“. Darunter lohne der Verwaltungsaufwand kaum, vermutet
Affelt.
## Flach gehaltener Bonusball
Es ist nicht die einzige Mutmaßung im Zusammenhang mit der Einführung des
Bonus. Bekannt ist immerhin, dass Beantragung und Auszahlung über einen
externen Dienstleister und ausschließlich digital abgewickelt werden
sollen. Aber auch Nachfragen hierzu will die Umweltverwaltung vorerst nicht
beantworten. Demnächst werde man aber Näheres bekanntgeben.
So bleibt der Eindruck, dass der Bonusball bewusst flach gehalten wird.
Dazu passt, dass das Programm bislang nirgends beworben wird. „Dabei gehört
das dazu“, sagt Linda Vierecke. Die umwelt- und klimaschutzpolitische
Sprecherin der SPD hatte das Projekt in den Haushaltsverhandlungen
maßgeblich vorangetrieben. Eigentlich sollte es im Doppelhaushalt nur
500.000 Euro für den Bonus geben, nun sind es 2,5 Millionen.
Bereits im Herbst steht freilich die nächste Sparrunde des Senats an, die
[5][die erste Runde vor der Sommerpause] noch deutlich toppen soll.
Vierecke macht vorsorglich schon mal klar, dass sie sich bei Korrekturen am
dann gerade erst angelaufenen Bonus querstellen wird: „Wir haben uns auf
den Bonus verständigt, dann muss jetzt auch geliefert werden, und zwar auch
für 2025. Alles andere fände ich sehr peinlich.“
20 Aug 2024
## LINKS
[1] /Recht-auf-Reparatur/!6022753
[2] /Nachhaltigkeit-bei-Elektrogeraeten/!5781660
[3] /Neue-Chefin-des-BUND-Berlin/!6027085
[4] /Repaircafes-in-Berlin/!5816488
[5] /Berliner-Senat-in-Finanznoeten/!6013560
## AUTOREN
Rainer Rutz
## TAGS
Ute Bonde
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