# taz.de -- Berliner Senat in Finanznöten: Hingeschluderte Sparliste | |
> Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses verschiebt die Abstimmung über | |
> die Haushaltskürzungen. Selbst die Koalitionäre melden Erklärungsbedarf | |
> an. | |
Bild: Das bisschen Haushalt: Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) | |
Berlin taz | Die parlamentarische Abstimmung über die vom schwarz-roten | |
Senat vorgelegte Sparliste für das laufende Haushaltsjahr wird verschoben. | |
Der für Finanzfragen zuständige Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses | |
weigerte sich am Mittwoch, die entsprechende Vorlage von Finanzsenator | |
Stefan Evers (CDU) abzunicken. | |
Konkret sollen nun erst einmal alle Senatsverwaltungen Detailfragen der | |
Abgeordneten zu den vorgesehenen Kürzungen beantworten. „Das halte ich auch | |
für das richtige Vorgehen“, erklärte schließlich sogar Evers. | |
Vor gut einer Woche hatte die Koalition eine Liste mit weit über 600 | |
Einzelposten aus dem Doppelhaushalt 2024/25 präsentiert, die entweder | |
gekürzt oder gestrichen werden. [1][Alles in allem geht es um Einsparungen | |
in Höhe von 567 Millionen Euro.] | |
Insbesondere Grüne und Linke hatten moniert, dass die von den | |
Senatsverwaltungen zusammengestellte Liste zwar lang, aber kaum brauchbar | |
sei. Gegenüber der taz sprach ein Abgeordneter der Opposition von einer | |
„hingeschluderten und unkollegialen Vorlage“. [2][En bloc zustimmen könne | |
man der Liste schon gar nicht], da über eine erhebliche Zahl der Posten im | |
Zweifelsfall einzeln abgestimmt werden müsste. | |
## SPD warnt vor endlosen Klein-Klein-Debatten | |
Tatsächlich wirft die Liste teilweise mehr Fragen auf, als sie beantwortet. | |
Ein Beispiel: Die nach dem Willen der Koalition von 250.000 auf 50.000 Euro | |
schrumpfenden Ausgaben für den Tierschutz verteilen sich laut Haushaltsplan | |
auf die zwei Unterposten „Kastration von Katzen“ und | |
[3][„Stadttaubenmanagement“]. Doch wo wird nun der Rotstift angesetzt, bei | |
den Katzen oder den Tauben oder beiden? Bislang unklar. | |
So vernachlässigenswert solche Details zunächst klingen mögen: Übertragen | |
auf Zuwendungsempfänger:innen insbesondere im sozialen Bereich | |
können Fragen dieser Art sehr wohl existenziell sein. | |
„Wir wären nicht in der Lage gewesen, hier eine Freigabe zu erteilen für | |
unter Parlamentsvorbehalt stehende Titel“, sagte der | |
Linken-Haushaltspolitiker Sebastian Schlüsselburg am Mittwoch. Auch in der | |
Koalition selbst zeigte man sich wenig angetan davon, die Pläne des Senats | |
einfach ungeprüft durchzuwinken. | |
So forderte Torsten Schneider, der [4][Parlamentarische Geschäftsführer der | |
SPD-Fraktion], die Vorlage einer „titelscharfen Abgrenzung“ bei bestimmten | |
Einsparungen. Zugleich warnte er davor, sich im Klein-Klein zu verlieren. | |
„Dann diskutieren wir hier Weihnachten noch“, sagte Schneider. | |
Konkret sollen die Senatsverwaltungen nun für fast 90 Kürzungswünsche | |
jeweils Bericht erstatten, welche Ausgaben sich genau hinter den in der | |
Liste aufgeführten Einsparbeträgen verbergen. Zwei Wochen haben sie dafür | |
Zeit. „Es geht um vollständige Transparenz“, erklärte Linken-Politiker | |
Schlüsselburg. | |
12 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Spardebatte-im-Berliner-Abgeordnetenhaus/!6012117 | |
[2] https://www.parlament-berlin.de/adosservice/19/Haupt/vorgang/h19-1734-v.pdf | |
[3] /Taubenschutz-in-Berlin/!5968778 | |
[4] /Berliner-Doppelhaushalt-2024-und-2025/!5974654 | |
## AUTOREN | |
Rainer Rutz | |
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