| # taz.de -- Nach Abzug aus Afghanistan: Der außenpolitische Sargnagel | |
| > Die Überraschung deutscher Politiker über den schnellen Sieg der Taliban | |
| > zeugt von extremer Gleichgültigkeit. Doch Wegschauen löst das Problem | |
| > nicht. | |
| Bild: Die Menschen hoffen, noch einen Platz in einem Flugzeug am Flughafen Kabu… | |
| Im Gespräch [1][mit Außenminister Heiko Maas] rang Marietta Slomka, | |
| Moderatorin des [2][ZDF-„heute journals“], sichtlich um Fassung. Sie | |
| konfrontierte den Außenminister immer wieder mit dem persönlichen Schicksal | |
| von Menschen in Afghanistan. Menschen, die für die Demokratie und die | |
| Deutschen in Afghanistan im Einsatz waren und die nun auf der Flucht durch | |
| die Straßen Kabuls irren. Maas rechtfertigte sich. Diese Lage habe niemand | |
| voraussehen können. | |
| Außerdem tue man alles, um den afghanischen Mitarbeitern die Ausreise noch | |
| zu ermöglichen. Slomka insistierte: Die Taliban kontrollieren die Straßen. | |
| Sie haben einen Ring um den Flughafen Kabul gezogen und blockieren die | |
| Zufahrtsstraßen. Wer Dokumente mit sich führt, die belegen, für die | |
| Deutschen gearbeitet zu haben, begibt sich in Lebensgefahr. Wie soll man da | |
| jetzt noch aus dem Land kommen? Hätte das Auswärtige Amt nicht früher mit | |
| der Evakuierung gefährdeter Menschen beginnen müssen? | |
| Die Taliban waren ja seit Mai rasant [3][auf dem Vormarsch]. Der | |
| Außenminister erwiderte stoisch: Die jetzige dramatische Lage habe niemand | |
| vorhersehen können. Wirklich? Maas und genauso wenig | |
| Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer oder die ihnen | |
| zuarbeitenden Dienste? Ebenso wenig wie US-Präsident [4][Joe Biden]? Das | |
| scheint nur glaubwürdig, insofern eine extreme Gleichgültigkeit gegenüber | |
| dem zukünftigen Geschehen in Afghanistan vorherrschte. | |
| Tatsächlich sprach man doch schon lange davon, dass Afghanistan nach dem | |
| Abzug wieder komplett an die Taliban gehen würde. Die große Frage schien | |
| nur, wann. Früheren Äußerungen von Maas zufolge rechnete man erst einige | |
| Monate nach der Bundestagswahl damit. Reines Wunschdenken. Der offenkundige | |
| Zynismus, das Sich-selbst-Überlassen der demokratischen Kräfte | |
| Afghanistans, das unerträgliche Schlussdebakel nach 20 Jahren Einsatz am | |
| Hindukusch ist der außenpolitische Sargnagel dieser Großen Koalition. | |
| Regierende tragen Verantwortung. Wer glaubt, mit einem Abzug der | |
| demokratischen Truppen aus Afghanistan hätte man die von dort ausgehenden | |
| Probleme vom Hals, dürfte schon bald eines Besseren belehrt werden. Es ist | |
| ein globalisierter Konflikt, bei dem auch über die Rolle Pakistans | |
| gesprochen werden muss. Und er wird langfristig teuer bleiben. | |
| Misswirtschaft und totalitäre Herrschaft erzeugen neue Fluchtbewegungen. | |
| In der Phase der Machtetablierung geben sich die Taliban-Anführer | |
| propagandistisch milde. Sitzen sie fest im Sattel, kommt die große | |
| Repression. Derweil irren afghanische Demokraten, die auf die | |
| internationale Gemeinschaft vertrauten, angsterfüllt im Land umher. | |
| Einzelne haben vielleicht noch die Chance, herauszukommen. Ein wenig | |
| Drohpotenzial gibt es seitens des Westens in der Übergangsphase noch. Der | |
| große Rest wird sich selbst überlassen bleiben. | |
| 19 Aug 2021 | |
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| [1] /Heiko-Maas/!t5011509 | |
| [2] https://www.youtube.com/watch?v=hY5SFHHLz6w | |
| [3] /Bundeswehr-Abzug-aus-Afghanistan/!5779297 | |
| [4] /Nach-der-Machtuebernahme-der-Taliban/!5793933 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Fanizadeh | |
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