Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Handelskonflikt: Streit um E-Autos aus China
> Die EU wirft China Preisdumping vor und erwägt Strafzölle auf dessen
> E-Autos. Doch das könnte europäischen Autobauern mehr schaden als nutzen.
Bild: Produktion von E-Autos bei New Energy Vehicles im chinesischen Changchun
Die EU-Kommission stellt sich auf einen langen und harten
[1][Handelskonflikt mit China] ein. Die Einfuhrzölle für chinesische
Elektroautos könnten sich verdoppeln, sagte EU-Binnenmarktkommissar Thierry
Breton. Im Zuge der geplanten Überprüfung könnten sie von derzeit 10 auf 20
Prozent steigen, so Breton.
Derweil warnt die Industrie vor einem Handelskrieg. Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch eine Anti-Dumping-Untersuchung
angekündigt. Der Preis der chinesischen Elektroautos [2][werde mit
staatlichen Subventionen künstlich gedrückt, sagte sie]. Europa sei offen
für Wettbewerb, aber nicht für einen unfairen Unterbietungswettlauf.
Rückendeckung bekam sie am Wochenende von den EU-Finanzministern.
„Es ist richtig, dass Fairness hergestellt wird“, sagte
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Frankreichs Finanzminister
Bruno Le Maire sprach von einer richtigen Entscheidung. „Wir wollen eine
gute Partnerschaft mit China, aber die Partnerschaften müssen auf fairen
Regeln und gleichen Wettbewerbsbedingungen beruhen.“
Allerdings werden Elektroautos auch in der EU subventioniert – und nicht zu
knapp. So teilte die Kommission am Montag mit, dass sie einen deutschen
Antrag auf eine Finanzspritze von knapp 4 Milliarden Euro aus dem
Coronafonds erhalten hat. Das Geld soll unter anderem für Kaufprämien für
Elektroautos verwendet werden. Es gehe um mehr als 560.000 „dekarbonisierte
Fahrzeuge“, heißt es.
## Deutsche Förderung von E-Autos auf ein Rekordhoch
Im vergangenen Jahr war die deutsche Förderung von E-Autos auf ein
Rekordhoch gestiegen. Der Bund zahlte 3,2 Milliarden Euro an Subventionen.
Damit hat Brüssel kein Problem – denn im Rahmen des „European Green Deal“
ist der Abschied vom Verbrenner ausdrücklich erwünscht. Auch
Batteriefabriken werden gefördert.
Der Europäische Rechnungshof hat sogar noch mehr Hilfe angemahnt. Denn die
EU fällt im internationalen Wettbewerb um die Elektromobilität zurück.
Aggressiv geht dabei nicht nur China vor. Auch die USA sind mit ihrem
„Inflation Reduction Act“ in den Subventionswettlauf eingestiegen. Der
amerikanische Weltmarktführer [3][Tesla produziert seit 2022 sogar in
Shanghai] – und nutzt den Standortvorteil in China, um europäische
Autobauer mit Rabatten auszubooten.
## EU in der Defensive
Die EU ist in die Defensive geraten. Nun will sie mit Einfuhrzöllen auf dem
größten Wachstumsmarkt für E-Mobilität – China – gegensteuern. Allerdin…
dürfte noch einige Zeit vergehen, bis Brüssel Ernst macht. Zunächst muss
die Anti-Dumping-Untersuchung offiziell eröffnet werden. Danach hat die
Kommission neun Monate Zeit, um vorläufige Strafzölle zu verhängen. Nach 13
Monaten endet die Frist.
In der Praxis bedeutet dies, dass die letzte Entscheidung wohl erst nach
der Europawahl im Juni 2024 fallen wird. Die Strafzölle gegen China könnten
zum Wahlkampfthema werden – dabei ist das Thema schon jetzt politisch
aufgeladen. So warnte die Führung in Peking die EU vor „blankem
Protektionismus“, der die globalen Lieferketten in der Automobilindustrie
empfindlich treffen werde.
Wenn Peking zurückschlägt, würde dies vor allem die deutschen Autobauer
treffen. Denn sie hängen mehr als andere vom chinesischen Markt ab.
Experten warnen bereits vor einem Handelskrieg. Am Ende könnte die EU den
europäischen Autobauern mehr schaden als helfen. Dabei liegt der
Marktanteil chinesischer Elektroautos in Europa bisher bei eher
bescheidenen 8 Prozent. Allerdings [4][sind die Wachstumsraten bei
chinesischen Marken wie BYD enorm]. Der Anteil könnte bald auf 15 Prozent
klettern, heißt es in Brüssel.
18 Sep 2023
## LINKS
[1] /Rede-zur-Lage-der-Europaeischen-Union/!5960143
[2] /Von-der-Leyen-zur-Lage-der-EU/!5960173
[3] /Automarkt-in-China/!5943401
[4] /Chinesische-E-Autos-draengen-nach-Europa/!5833255
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Strafzölle
Protektionismus
China
Europäische Union
Handel
E-Autos
Welthandel
Welthandel
Autokonzerne
Solarenergie
Ursula von der Leyen
Schwerpunkt Klimawandel
Ursula von der Leyen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Milliardensubventionen aus China: Pekings Dumpingpreise
China unterstützt seine Konzerne mit Milliarden, westliche Firmen haben
damit zu kämpfen. Doch Europa ist nicht machtlos.
Folgen einer zweiten Amtszeit Trumps: „Der Schaden wäre dramatischer“
Donald Trump könnte zum zweiten Mal US-Präsident werden. Das hätte große
Folgen für die deutsche und globale Wirtschaft, warnt Ökonom Jürgen
Matthes.
Autokonzerne Stellantis in China: Milliardenschwerer Deal mit Peking
Nach VW kauft sich nun auch Stellantis bei einem chinesischen
E-Auto-Hersteller ein. Das liegt auch an der Abhängigkeit von Peking.
Solarstrom für Elektroautos: Neues Förderprogramm gestartet
Zu Hause eigenen Solarstrom tanken, das wird nun vom Bund gefördert. Kritik
kommt vom Verbraucherschutz. Denn: Ein erheblicher Eigenanteil ist zu
leisten.
Von der Leyens Rede vor EU-Parlament: Mit Green Deal nicht vereinbar
EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen will den billigen E-Autos aus China
den Wettbewerb in Europa erschweren. Mit Klimapolitik hat das wenig zu tun.
Von der Leyen zur Lage der EU: Billige E-Autos unerwünscht
Die EU-Kommission will prüfen, ob China sich Vorteile auf dem Automarkt der
Zukunft verschafft. Und was macht sie mit dem Green Deal?
Rede zur Lage der Europäischen Union: EU untersucht E-Auto-Subventionen
Chinas staatliche Unterstützung für E-Autos macht europäischen Firmen schon
länger zu schaffen. Die EU-Kommissionspräsidentin kündigt nun Schritte an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.