# taz.de -- Hochhaus-Pläne in Berlin-Friedrichshain: SPD-Bausenator Gaebler ma… | |
> Im Streit um ein riesiges Investorenprojekt an der Warschauer Straße | |
> entmachtet der schwarz-rote Senat erneut den Bezirk | |
> Friedrichshain-Kreuzberg. | |
Bild: Ein schwieriges Hochhaus kommt selten allein | |
Berlin taz | Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) entzieht dem Bezirk | |
Friedrichshain-Kreuzberg erneut die Planungshoheit über ein bislang vom | |
Bezirk betreutes Stadtentwicklungsprojekt. In dem Fall geht es um ein | |
Grundstück am U-Bahnhof Warschauer Straße [1][gegenüber des umstrittenen | |
Amazon-Towers]. | |
Geht es nach den Plänen des Projektentwicklers, soll auch hier ein Hochhaus | |
entstehen. Versprochen werden rund 500 Wohnungen. Wobei der Bezirk vor | |
allem eines erwartet: sehr viele Luxuswohnungen. | |
Nach dem [2][Zaun um den Görlitzer Park] und einem [3][Teil eines | |
Bürohochhausprojekts am Gleisdreieck] ist es bereits das dritte Mal seit | |
dem Amtsantritt von Schwarz-Rot im April 2023, dass der Bezirk kurzerhand | |
entmachtet wird. Der Vorwurf an Friedrichshain-Kreuzberg ist stets der | |
gleiche: Der Bezirk vertrödele bewusst das Verfahren und stehe dadurch | |
gesamtstädtischen Interessen im Weg. So auch im aktuellen Fall. | |
Wie der Senat am Montag mitteilte, konnte mit dem Bezirk „keine Einigung | |
über die städtebaulichen Planungsziele, die prioritäre Wohnnutzung im | |
Gebiet und eine zügige Fortführung des Bebauungsplanverfahrens“ erreicht | |
werden. Folglich liege „eine Beeinträchtigung eines dringenden | |
Gesamtinteresses“ vor und damit ein Grund, dem Bezirk die Zuständigkeit zu | |
entziehen. | |
## Bezirk spricht von „städtebaulich unsinnigem Projekt“ | |
Die Reaktion aus Friedrichshain-Kreuzberg kam postwendend. So spricht | |
Baustadtrat Florian Schmidt von „einem städtebaulich unsinnigen Projekt“, | |
das hier gegen den Willen des Bezirks durchgedrückt werden soll. Das | |
Bezirksamt verweist zugleich darauf, dass man sich mitnichten gegen die | |
Schaffung von Wohnraum auf dem ursprünglich nur für Gewerbe vorgesehenen | |
Grundstück stemme. | |
Ein rund 140 Meter hoher Turm, den der Investor angeblich gern hätte, komme | |
zwar nicht infrage. Aber bereits im März habe man dem Bausenator auf dessen | |
Order hin einen Kompromiss unterbreitet, der insbesondere bezahlbares | |
Wohnen ermöglichen könne. Das Fazit aus Bezirkssicht: „Statt auf diesen | |
Kompromiss einzugehen, favorisiert der Senat die luxuriöse und | |
städtebaulich falsche Hochhausplanung des Grundstückseigentümers.“ | |
Vito Dabisch wird noch deutlicher. Der Grünen-Bezirksverordnete sagt zur | |
taz, er sei „entsetzt über dieses krasse Vorgehen von SPD-Bausenator | |
Gaebler“, in Windeseile einen Bezirksvorschlag abzuschmettern, nur um einem | |
„Luxus-Tower“ den Weg freizuschlagen. Das geht auch an die Landes-SPD, die | |
sich mal entscheiden müsse, ob sie „Investorenträume wahr werden lassen“ | |
oder Politik für alle Berliner:innen machen wolle. | |
Jetzt mal alle wieder runterkommen, entgegnet Gaeblers Sprecher Martin | |
Pallgen. [4][Dem Senat gehe es nur darum, den Wohnungsneubau | |
voranzutreiben.] Das Problem sei nicht nur, dass sich der Bezirk auch nach | |
der Mahnung im März über die Zahl der neuen Wohnungen ausgeschwiegen habe. | |
Auch beim Zeitrahmen sei man nicht zusammengekommen. Und der Senat hat es | |
eilig. „Der Bezirk will sich bis 2028 Zeit lassen mit einem Bebauungsplan. | |
Wir wollen Planreife bis Ende 2026“, sagt Pallgen zur taz. | |
Unterdessen hat am Dienstagabend eine Mehrheit im | |
Stadtentwicklungsausschuss der BVV Friedrichshain-Kreuzberg den Senat | |
aufgefordert, „den Entzug der Zuständigkeit für das Bebauungsplanverfahren | |
rückgängig zu machen“. Dass die BVV mit einem entsprechenden Beschluss | |
nachziehen wird, gilt als gesichert. Der Streit geht damit in die nächste | |
Runde. | |
29 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Rainer Rutz | |
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