# taz.de -- Kaum Auflagen für Nazi-Demo: Rechtsrock in Friedrichshain | |
> Bei der Neonazi-Demo am Samstag wird der Sänger von „Kategorie C“ | |
> auftreten. Die Polizei rechnet nicht mit Problemen. | |
Bild: Vermummter Neonazi zeigt bei der Demo im Dezember die „White Power“-G… | |
Berlin taz | Zum dritten Mal seit Dezember wird das [1][Spektrum neuer | |
rechtsextremer Jugendkulturen], darunter Mitglieder von „Deutsche Jugend | |
Voran“ und „Jung & Stark“ am Samstag auf die Straße gehen. Angemeldet ist | |
der Aufmarsch „gegen Linksextremismus“ erneut vom ehemaligen Aachener | |
AfD-Politiker [2][Ferhat Sentürk]. Erstmals mobilisiert eine neue Gruppe, | |
die sich im Netz als „Kampf Brigade Berlin“ präsentiert und dabei ungeniert | |
den Hashtag „Nationalsozialisten“ verwendet. Sentürk, der sich selbst als | |
„konservativ“ bezeichnet, hat einen Demo-Aufruf der Gruppe | |
weiterverbreitet. | |
Ursprünglich wollten die Neonazis, die sich am Ostkreuz sammeln wollen, die | |
komplette Rigaer Straße entlanglaufen. Nun müssen sie sich aber auf den | |
westlichen Teil der Straße beschränken und dürfen nicht die ehemals | |
besetzten Häuser passieren. Bei der [3][ersten Auflage der Demo, die durch | |
eine Blockade gestoppt wurde], hatte die Polizei eine Route durch die | |
Rigaer Straße noch gänzlich untersagt. | |
Kein Problem hat die Polizei mit einem geplanten Rechtsrockkonzert am | |
Startpunkt der Demo. Sentürk hat einen Auftritt von [4][„Kategorie C“] | |
angekündigt. Die Bremer Band um ihren Sänger Hannes Ostdorf gilt als eine | |
der bekanntesten Gruppen des gewaltaffinen, rechtsextremen Spektrums. Auch | |
Ostendorf selbst hat den Auftritt beworben.„Kategorie C“ ist für seine | |
Songs mit Fußball- und Gewaltbezug bekannt, veröffentlichte zuletzt aber | |
Alben mit Liedern, die ihren Ursprung in völkisch-nationalistischen Kreisen | |
haben. | |
Noch expliziter ist Ostendorf mit seiner zweiten Band „Nahkampf“ unterwegs, | |
die dem verbotenen Neonazi-Netzwerk Blood & Honour nahesteht. Zudem tritt | |
er solo als Liedermacher „Hannes“ auf, bewirbt dies aber ebenfalls unter | |
dem Label „Kategorie C“, um eine höhere Werbewirkung zu erzielen: Ganz im | |
Sinne von Demo-Anmelder Sentürk. | |
## Polizei sieht kooperative Neonazis | |
Die Polizei bestätigte auf Anfrage der taz, dass das Konzert stattfinden | |
werde – ohne beschränkende Auflagen. Solche seien an „sehr hohe | |
versammlungsrechtliche Bedingungen geknüpft“. Demnach soll es „zwei | |
Musikbeiträge“ des Sängers geben. Als Bestandteil einer Versammlung seien | |
diese „nicht genehmigungspflichtig“. Beschränkungen, also ein Verbot, seien | |
„erst bei Vorliegen von unmittelbaren Gefahren für die öffentliche | |
Sicherheit“ möglich. | |
Mit „strafrechtlich relevanten Äußerungen oder Handlungen“ rechnet die | |
Versammlungsbehörde nicht. Sentürk habe sich in den Kooperationsgesprächen | |
„kooperativ“ gezeigt und angegeben, „an einem friedlichen und geordneten | |
Verlauf seiner Versammlung interessiert zu sein“. | |
Andere Behörden haben da so ihre Zweifel. So stuft der Bremer | |
Verfassungsschutz die Band seit 2010 als „gewaltbereite Rechtsextremisten“ | |
ein, bezeichnet sie als „Bindeglied der Hooligan- und der | |
rechtsextremistischen Szene“. Die Berliner Polizei hat diese Einschätzung | |
übernommen – ohne Konsequenzen zu ziehen. | |
## Verbote sind üblich | |
Konzerte der Band werden immer wieder verboten, zuletzt am vergangenen | |
Wochenende in Sachsen-Anhalt, als die Polizei 140 angereiste Rechtsextreme | |
wieder nach Hause schickte. Verbote stützen sich dabei zumeist auf eine | |
Entscheidung des Bremer Oberverwaltungsgerichts von 2011, wie Lukas Theune, | |
Geschäftsführer des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins, der | |
taz sagte. Das Gericht hatte argumentiert, dass mit Straftaten von | |
Konzertbesucher:innen gerechnet werden müsse, etwa Hitler-Grüßen oder | |
NS-Verharmlosung. Ein Verbot diene der „Abwehr einer Gefahr für die | |
öffentliche Sicherheit“. | |
Auch das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg stützte sich 2013 auf | |
dieses Urteil, als es ein Konzertverbot in Frankfurt bestätigte. Theune | |
sagt: „Dem Rechtsradikalen Sentürk und der Band ‚Kategorie C‘ den roten | |
Teppich auszurollen, müsste nicht sein.“ | |
Beschränkungen von Demos sind in Berlin durch Paragraf 14 des | |
Versammlungsfreiheitsgesetzes geregelt. Sie können bei der Gefahr erlassen | |
werden, dass der öffentliche Frieden gestört wird, etwa durch rassistische | |
Zuschreibungen, Aufstachelung zum Hass oder wenn die Menschenwürde | |
angegriffen wird. | |
Nun wird es erneut die Zivilgesellschaft sein, die sich dem Spuk | |
entgegenstellen wird. Acht Gegenveranstaltungen sind angemeldet; [5][auch | |
Blockaden sind geplant]. Zudem gibt es den Aufruf, aus den Fenstern entlang | |
der Route bunte Tücher zu hängen, damit die Nazis nicht die Bilder kreieren | |
können, die sie gerne hätten, wie es heißt. | |
Inzwischen wurde ein weiterer rechter Aufzug für den Samstag angekündigt. | |
In sozialen Medien zirkulieren bunte, wenig professionelle Sharepics, die | |
zu einem „Protestmarsch“ aufrufen. Mobilisiert wird etwa durch den rechten | |
Coroona-Verschwörer Michael Bründel, bekannt auch als [6][„Captain | |
Future“]. Gefordert werden „flächendeckende Grenzkontrollen“ und „Wahr… | |
der Meinungsfreiheit“. Die Demonstration soll vom Neptunbrunnen bis zum | |
Potsdamer Platz und wieder zurückführen. Die Omas gegen Rechts haben ab dem | |
Nachmittag am Holocaust-Mahnmal eine Gegen-Kundgebung angemeldet. | |
Anmerkung der Redaktion: | |
Hannes Ostendorf lässt uns wissen, dass er am 26. Juni 2013 vor dem OVG | |
Bremen [7][einen Unterlassungsanspruch] erwirkte, nicht mehr in den | |
Verfassungsschutzberichten 2006, 2008, 2009 und 2010 der Hansestadt Bremen | |
erwähnt zu werden, weil es hierfür zum damaligen Zeitpunkt an einer | |
Rechtsgrundlage fehlte. Seit vielen Jahren wird die Band Kategorie C wieder | |
in den Verfassungsschutzberichten der Stadt Bremen aufgeführt. | |
20 Mar 2025 | |
## LINKS | |
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[5] /Neonazi-Aufmarsch-in-Friedrichshain/!6075135 | |
[6] /Coronaleugner-und-Polizei/!5821352 | |
[7] https://download.taz.de/Oberverwaltungsgericht_der_Freien_Hansestadt_Bremen… | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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