# taz.de -- Rechtsextreme Demo in Friedrichshain: Antifa, da geht noch was | |
> Mehrere tausend Menschen haben in Berlin einen rechtsextremen Aufzug | |
> blockiert. Die Demo der 60 Nazis wurde vorzeitig beendet. | |
Bild: Auf jeden Fall in der Überzahl: antifaschistische Gegendemonstrant*innen… | |
Berlin taz | Um 14:30 Uhr, 1,5 Stunden nach dem geplanten Start einer | |
[1][Demo der neuen rechtsextremem Gruppierung „Aktionsbündnis Berlin“], | |
stehen die rund 60 Jungfaschist:innen noch immer am Startpunkt in der | |
Neue Bahnhofsstraße am Ostkreuz. „Für Recht und Ordnung: gegen jeden | |
Linksextremismus“, steht auf dem Banner, hinter dem sich die auffällig | |
jungen Teilnehmer:innen versammelt haben. | |
Viele der Nazis tragen Seitenscheitel oder Glatze, Lonsdale Pullover und | |
Northface Jacken, trinken Energydrinks und Bier und brüllen „Zecken raus!“. | |
Von den Balkonen schallt es zurück „Nazis raus!“. Ein Mann hält NPD-Stick… | |
in eine Kamera, eine Russlandflagge wird geschwenkt, immer wieder wird das | |
als Hasssymbol eingestufte „White Power“-Zeichen gezeigt, bei dem Daumen | |
und Zeigefinger einen Kreis formen, während die anderen Finger abgespreizt | |
sind. | |
Angemeldet waren rund 500 Demonstrant*innen. Die Senatsverwaltung für | |
Inneres hatte von einer „[2][gezielten Provokation junger und durchaus auch | |
gewaltaffiner Personen] einer neuen rechtsextremistischen | |
Internet-Jugendkultur“ gesprochen. | |
## Blockade wird geräumt | |
Fünfzig Meter vor den Nazis haben etwa 30 Antifaschist:innen die | |
eigentlich hermetisch abgesperrte Straße blockiert, unter ihnen der | |
Linken-Abgeordnete Ferat Koçak. Dann entscheidet sich die Polizei, den | |
Nazis die Straße frei zu räumen. Ein:e Antifa nach dem anderen wird von der | |
Polizei weggezogen, unter Anwendung von Schmerzgriffen, und in die | |
umliegenden Kundgebungen entlassen – ohne Anzeige. Und plötzlich ist die | |
Straße frei, die Nazis dürfen laufen. | |
Doch an allen Seitenstraßen warten Antifaschist:innen. Insgesamt hätten | |
sich etwa 2.500 bis 3.000 Gegendemonstranten versammelt, sagte ein | |
Polizeisprecher. Teilweise, wie am Wiesenweg, versuchen sie militant | |
durchzubrechen. Steine und Pyrotechnik fliegen, abgestellte Polizeiautos | |
werden zerstört. Polizist:innen, die hinter Absperrungen postiert sind, | |
antworten mit Pfefferspray. Teilweise werden Barrikaden aus Mülltonnen und | |
anderem Straßenmöbel errichtet, um Alternativrouten abzuschneiden. | |
Währenddessen warten mehr als 1.000 Antifas in einer großen Blockade am | |
Ende der Gürtelstraße. | |
Die etwa 1.000 Meter, die die Nazis runter bis zur Frankfurter Allee | |
laufen, sind für die Polizei nur schwer zu bewältigen. Von jedem zweiten | |
Balkon wird gepöbelt, aus Hauseingängen kommen Menschen, um „Scheiß Nazis�… | |
zu rufen. Von einem Balkon wird Klopapier geworden. | |
## Frühzeitig abgebrochen | |
Selbst direkt neben den Nazis hört man von ihnen nicht mehr viel. Das liegt | |
aber weniger an ihnen, als an der Lautstärke der Gegendemonstrierenden. Die | |
jungen Rechtsextremem wirken völlig aufgelöst und aggressiv. Den | |
Gegendemonstrant:innen, die es auf ihre Demoroute geschafft haben, rufen | |
sie „Halt die Fresse“ zu und beschimpfen sie als „Du Mädchen“. Aus der | |
linksalternativen Wagengruppe Rummelplatz tönt es aus einem Lautsprecher: | |
„Ihr glaubt auch, ihr könnt einfach durch Friedrichshain laufen! | |
Friedrichshain bleibt antifaschistisch!“ | |
An der Frankfurter Allee bellen Polizeihunde. Um festgenommene Antifas | |
abzuführen, räumt die Polizei sich teils brutal den Weg frei. Doch hier ist | |
Schluss für die Nazis. Sie werden auf eine Grünfläche geführt und müssen | |
dort ausharren. Die Polizei löst ihre Demo vor dem geplanten Ende an der | |
Lichtenberger Brücke auf. Sie rufen noch: „Ganz Deutschland liebt die AfD.“ | |
Niemand hört sie mehr. Schließlich müssen sie sich in die U-Bahn flüchten. | |
Einige der Demo-Teilnehmer:innen seien aus anderen Bundesländern angereist, | |
teilte die Polizei mit. Darunter fünf mutmaßlich Rechtsextreme, die sich | |
auf dem Weg zum Aufmarsch befanden, jedoch vor Beginn festgenommen wurden. | |
Sie hatten am Mittag SPD-Mitglieder in Lichterfelde angegriffen. Es sei | |
zunächst zu verbalen Streitigkeiten mit Personen gekommen, die einen Stand | |
der SPD betrieben hätten, dann zu Körperverletzungen, so ein | |
Polizeisprecher. Nach Tritten in Gesicht und Bauch sei das Parteimitglied | |
ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte die SPD Steglitz-Zehlendorf | |
mit. | |
14 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
Timm Kühn | |
Lilly Schröder | |
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