| # taz.de -- Neonazi-Trainings in Berlin: Sportanlage in Pankow nun angeblich na… | |
| > Jahrelang haben in einer Sporthalle an der Rennbahnstraße Neonazis | |
| > trainiert. Nun sollen sie rausgeworfen worden sein. Antifas melden | |
| > Zweifel an. | |
| Bild: Neonazis in Berlin – hier bei einer Demonstration der Dritten Wegs in L… | |
| Berlin taz | Marco T. ist fürs Erste nicht unzufrieden. „Wir haben den | |
| Faschos heute ihr scheiß Training vermiest. Die Halle ist leer“, ruft der | |
| Aktivist des antifaschistischen Bündnisses „Schaut nicht weg“ am | |
| Donnerstagabend ins Mikrofon. Etwa 70 Antifaschist:innen sind zur | |
| Sportanlage Rennbahnstraße im Pankower Ortsteil Weißensee gekommen, der als | |
| Trainierbasis von Neonazis in die Schlagzeilen geraten ist. | |
| Die Demonstrierenden johlen bei T.s Worten. Selbst die Polizeihunde im | |
| Zwinger eines Wagens stimmen ein. Und tatsächlich: Wenigstens an diesem Tag | |
| sind im Sportkomplex keine Kampfsport trainierenden Neonazis zu sehen. | |
| Sonst ist das oft anders. Seit Jahren veranstaltet der Verein TSC Preußen | |
| 97 hier in einer vom Bezirk Pankow bereitgestellten Halle Trainings, an | |
| denen offenbar organisierte Neonazis teilnehmen. Angeblich ist damit jetzt | |
| Schluss. Wie der zuständige Pankower Bezirksstadtrat Jörn Pasternack (CDU) | |
| der taz bestätigt, will der Vereinsvorsitzende des TSC Preußen 97 die | |
| Neonazis aus dem Verein geworfen haben. Zuerst hatte [1][der Tagesspiegel | |
| berichtet]. | |
| So richtig trauen will dem scheinbaren antifaschistischen Erfolg auf der | |
| Demo niemand. Marco T. sagt am Rand der Demo zur taz, er gehe davon aus, | |
| dass der Vereinschef „höchstens ein paar Bauernopfer“ rausgeworfen habe, um | |
| den öffentlichen Druck abzubauen und die Förderwürdigkeit seines Vereins | |
| nicht zu gefährden. „Wir wüssten nicht, dass in dem Verein überhaupt | |
| Nicht-Faschos trainieren“, sagt T. Das Bündnis werde deshalb „die Situation | |
| weiter beobachten“. | |
| ## Bezirk betont Handlungsunfähigkeit | |
| Tatsächlich ist nicht geklärt, wer denn nun genau rausgeschmissen wurde. | |
| Sportstadtrat Pasternack sagt, der Vereinschef des TSC Preußen 97 habe ihm | |
| zugesichert, „die Personen, die 2022 auf Indymedia namentlich genannt | |
| wurden, aus seinem Verein entfernt zu haben“. Der CDU-Politiker bezieht | |
| sich damit auf [2][eine damals öffentlich gemachte Antifa-Recherche], nach | |
| der in dem Verein führende Kader der damaligen NPD, der Identitären | |
| Bewegung und der AfD gemeinsam trainierten. | |
| [3][Im Sommer wurde schließlich bekannt], dass in der Halle in Weißensee | |
| mindestens seit 2023 zweimal die Woche Kader der militanten Neonazipartei | |
| Der Dritte Weg und deren Jugendorganisation Nationalrevolutionäre Jugend | |
| (NRJ) trainieren. Marco T. fürchtet deshalb, dass genau die einfach weiter | |
| in der Halle des Bezirks ein und aus gehen können, weil sie in der | |
| Indymedia-Recherche von 2022 gar nicht vorkamen. Mitglieder des Dritten | |
| Wegs und der NRJ stehen unter Verdacht, immer wieder politische Gewalttaten | |
| zu verüben, zum Beispiel im Juli bei einer [4][brutalen Attacke auf | |
| Antifaschist:innen am Bahnhof Ostkreuz]. | |
| Stadtrat Pasternack verweist gegenüber der taz, dass er qua Amt wenig | |
| ausrichten könne. Es liege „nicht in unserer Zuständigkeit oder Möglichkeit | |
| zu kontrollieren“, welche Personen letztlich bei dem Verein in Weißensee | |
| trainierten, so Pasternack. Auch, wer Mitglied im TSC Preußen 97 ist, könne | |
| das Bezirksamt Pankow nicht bestimmen. Das könne nur auf Missstände | |
| hinweisen, Gespräche führen und Empfehlungen aussprechen. Außerdem | |
| kontrolliere man, ob in den bezirklichen Räumlichkeiten rechtsextreme | |
| Symbole gezeigt werden. | |
| ## Nazikader für den Straßenkampf | |
| Marco T. will solche Ausflüchte nicht gelten lassen. Der Chef des TSC | |
| Preußen 97 sei „kein netter Opi, der vielleicht ein bisschen naiv ist“, | |
| sagt er auf der Kundgebung. „Er bildet dort Nazikader für den Straßenkampf | |
| aus.“ Es sei das Mindeste, dass dem Verein die Gemeinnützigkeit und vor | |
| allem der Nutzungsvertrag entzogen werde. | |
| Ganz so einfach ist es indes nicht. Der Vertrag wurde 2022 bis 2027 | |
| verlängert – verantwortlich hierfür zeichnete ausgerechnet eine | |
| Linke-Bezirkspolitikerin: Pasternacks Amtsvorgängerin Dominique Krössin. | |
| Klar ist, dass der Bezirk aufgrund des bestehenden Vertrags einen | |
| Rechtsstreit fürchtet. Es aber nicht einmal zu versuchen, sei „billig“, | |
| findet T. | |
| Auf der Kundgebung am Donnerstag wird auch ein Statement einer queeren | |
| Vereinssportlerin abgespielt, die auf dem gleichen Gelände trainiert. Die | |
| Situation sei „ein Schlag ins Gesicht für alle, die gegen Diskriminierung, | |
| Gewalt und Hass kämpfen“, sagt sie. „Die Nazis trainieren dort in der | |
| Halle, um uns dann über die Straße zu jagen.“ Doch sie würde dabei nicht | |
| tatenlos zusehen, queere Menschen hätten schließlich gelernt, sich „ihren | |
| Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen“. Von der Politik fordert sie nur | |
| eines: „Steht an unserer Seite!“ | |
| 29 Nov 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/neonazis-haben-offenbar-sportanlage-in-b… | |
| [2] https://antifa-nordost.org/12869/indymedia-vereint-zuschlagen-gemeinsames-k… | |
| [3] /Rechtsextreme-auf-Berliner-Sportplaetzen/!6028794 | |
| [4] /Neonazi-Attacke-auf-Antifas/!6019369 | |
| ## AUTOREN | |
| Timm Kühn | |
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